Firmenfachbeitrag 11.10.2022, 13:44 Uhr

Von der Verwaltung zur smarten Gestaltung

Häufig besteht das eGovernment aus Insellösungen. Vorgänge werden zwar digital, aber noch nicht integriert abgewickelt. Integrierte Automatisierungsplattformen weisen den Weg zu Smart Government.
Die User Experience spielt bei Smart Governance seitens aller Benutzer*innen eine essenzielle Rolle
(Quelle: AdobeStock/BullRun)
Digitalisierung in der öffentlichen Verwaltung muss allen Beteiligten einen Vorteil bringen – dem Bürger, dem Sachbearbeiter und dem Gemeinwesen. Vor allem dank Automatisierung und der Nutzung von Artificial Intelligence gelingt die Transformation vom klassischen Amt zum Smart Government. Automatisierung bedeutet, menschlichen Eingriff zu reduzieren. Damit lassen sich Arbeitskosten senken, indem Anreize für den Bürger, die Bürgerin zu «Self Service» geschaffen werden. Oder Aktivitäten, Daten und/oder Prozessschritte werden maschinell dort zusammengeführt, wo bis anhin Medien- oder Prozessbrüche den Vorgang «ausbremsen». Dreh- und Angelpunkt der Automatisierungsanstrengungen ist idealerweise eine zentrale Automatisierungsplattform, die auf dem Weg zur Smart City flexibel mitwachsen kann. Diese Plattform verbindet Bürgerinnen und Bürger und lokale Wirtschaft, wie auch verwaltungsinterne Fachabteilungen und Behörden in einer durchgängigen Infrastruktur, die Workflows abbildet und weitestgehend automatisiert ablaufen lässt.

Bürgerzentriertes Smart Government in einer Gesamtarchitektur

Zentral ist die User Experience – und zwar seitens aller Benutzer*innen. Insofern sind etwa Self Services nicht als Abwälzen von Arbeit vom Amt auf den Antragssteller zu verstehen, sondern ein Vorteil für Sachbearbeiter wie Bürgerinnen und Bürger. Ein Kunde, der ein Auto zulassen möchte, erspart sich Behördengänge und kann bei einer verwaltungstechnischen Aufgabe so vorgehen, wie er es in Zeiten des E-Commerce und E-Banking gewohnt ist. Das Strassenverkehrsamt wiederum, um beim Beispiel zu bleiben, muss sich nur noch um verbleibende analoge Antragsverfahren kümmern, was den Arbeitsaufwand erheblich reduziert. Die Digitalisierung solcher verwaltungstechnischen Vorgänge bedingt eine Reihe von Integrationskomponenten, die nachfolgend kurz vorgestellt werden.
  • Auf Behördenseite lassen sich Effizienzgewinne durch ein durchgehendes Dokumentenmanagement erzielen. Dabei lösen sich die Verwaltungen zunehmend davon, Dokumente lediglich zu digitalisieren, sondern orientieren sich mehr und mehr am Prozess. Das Case Management etabliert sich als Best-Practice-Disziplin.
  • Für den Bürger, die Bürgerin wiederum und für Unternehmen bietet ein «Servicekonto» den zentralen Zugang zu einer Vielzahl an Funktionen für eine zielgerichtete digitale Kommunikation mit den Behörden. Ein gutes Servicekonto verfügt im Minimum über eine eID-Funktion zur gesicherten Authen­tifizierung auf verschiedenen Levels in ­Abhängigkeit vom Schutzniveau des anvisierten Prozesses. Dazu gehören Vertrauensdienste wie z. B. eine qualifizierte elektronische Signatur über Remote-Signa­tur­ver­fahren. Ein Dokumentensafe ermöglicht dem Nutzer, persönliche Dokumente sicher und verschlüsselt abzulegen und mit den Behörden über ein angegliedertes Postfach auszutauschen. Aus dem Servicekonto heraus kann ein Antragsteller verschiedene Prozesse ansteuern.
  • Auf der Automatisierungsplattform können diese in Form von Behördenportalen und entsprechend dazugehörigen Formularservern gebündelt werden. Die Formularserver bedienen einzelne Behördenvorgänge, die amtlich erforderliche Informationen abfragen. Softwaretechnisch lässt sich über Plausibilisierungen steuern, dass die Daten vollständig sowie strukturiert für eine automatisierte Weiterverarbeitung erfasst werden. Intelligente Formulare stellen sicher, dass auf Basis vorhergehender Eingaben genau die tatsächlich benötigten Angaben erfragt werden – dies erleichtert die Eingabe und reduziert die Zahl fehlerhafter Anträge.
  • Ein durchgängiger digitaler Behördengang wird idealerweise durch die elektronische Bezahlung der anfallenden Gebühren abgeschlossen. Entsprechende E-Payment-Lösungen bieten kreditkartenbasiert die Optionen der Online-Überweisung, des elektronischen Lastschriftverfahrens, virtueller Konten wie PayPal, Twint usw. Das Bezahl- und Transaktionssystem, das in die Automatisierungsplattform integriert wird, muss sich an den Anforderungen der öffentlichen Hand und speziell an den Besonderheiten von eGovernment-Prozessen orientieren. Ob es sich um die Zahlung des Abos für die Ausleihe aus städtischen Bibliotheken handelt oder um die Nutzung von bereitgestellten City-Bikes – smarte Bezahlung macht die Dienstleistungen der Stadt komfortabel und sympathisch!

Vom Smart Government zur Digital Society

Die vorgestellte Smart-Government-Plattform als Gesamtlösung für die digitale Interaktion zwischen Bürgern, Wirtschaft und Behörden schafft die Möglichkeit der Orchestrierung von Abläufen mit einem flexiblen Workflow- und Prozessmanagement.
Künftig werden durch die Digitalisierung der öffentlichen Lebensbereiche noch erheblich mehr Datenmengen anfallen. Die Daten werden von Sensoren, Terminals, GNSS/GPS-Empfängern etc. erzeugt und meist von zugehörigen proprietären Integrationsplattformen gesammelt, ausgewertet und verarbeitet. Hat jedoch eine Stadt fünf verschiedene Lösungen für das Smart Lighting, das Smart Parking, das Smart Wasting usf. angeschafft und in Betrieb genommen, dann müsste sie unter Umständen fünf Managementplattformen betreiben. Doch auf einer Smart-Government-Automatisierungsplattform lassen sich die Prozesse in einem einheitlichen übergreifenden digitalen Workflow abbilden. Ein Beispiel: Verfügt eine Stadt über intelligente Müllbehälter, die selbsttätig melden, wenn ein gewisser Füllstand erreicht ist, wird ein solcher Sensor bei Erreichen des Füllstandes zunächst die angebundene Plattform davon in Kenntnis setzen. Wird nun automatisiert ein digitales Störungsticket in der Automatisierungsplattform erzeugt, kann dieses Ticket regelbasiert einer Servicegruppe zugewiesen werden, zum Beispiel einer Servicegruppe der Stadtwerke bzw. der Stadtreinigung. Deren Mitarbeiter muss nun nicht an einem Arbeitsplatzrechner im Büro sitzen, sondern er wird automatisch über ein mobiles Endgerät über den Sachverhalt benachrichtigt. Ein Dienstfahrzeug der Stadtwerke fährt zum betroffenen Müllbehälter und leert ihn. Das Ticket wird anschliessend vom Dienstfahrzeug aus, also noch «im Feld», geschlossen.
Mit der Integration einer Automatisierungsplattform ergeben sich weitere spannende Möglichkeiten für die intelligente Vernetzung einzelner smarter Lösungen. So lassen sich etwa Messdaten zur Luftverschmutzung nutzen, um den Strassenverkehr dynamisch zu steuern. Denkbar ist, dass solche Lösungen gerade in der angespannten Energiemangellage helfen können, Elektrizitätsbedarfe automatisch auszutarieren, Stromverlustquellen zu identifizieren oder datengestützt Energie besser auszunutzen.  
So ist die Verwaltung dank automatisierter Prozesse fokussierter für die Bürger da und «verwaltet» nicht nur, sondern gestaltet – die Zukunft und Sicherheit des Gemeinwesens.
Zum Autor
Thomas Reitze
T-Systems
Thomas Reitze, ist seit Mai 2020 VP Commercial & Market Relations T-Systems Schweiz und Mitglied der Geschäftsführung. Seine Funktion umfasst neben der strategischen Kunden- und Marktverantwortung auch die Leitung des operativen Geschäfts in der Schweiz.
Zum Unternehmen: T-Systems Schweiz AG, Industriestrasse 21, CH-3052 Zollikofen, E-Mail: contact@t-systems.ch, Tel.:  +41 848 11 22 11, Fax:  +41 848 11 22 12
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Dieser Beitrag wurde von T-Systems Schweiz AG zur Verfügung gestellt und stellt die Sicht des Unternehmens dar. Computerworld übernimmt für dessen Inhalt keine Verantwortung.



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