«Konnten bereits erste Kandidaten vermitteln»

Viel spricht für ältere IT-Fachkräfte

CW: Herr Brodmann, was ist Ihre Motivation, bei «Booster 50+» mitzuwirken?
Der Personalberater Paul Brodmann betreut für swissICT das Programm «Booster 50+» im Teilzeit­pensum
Quelle: swissICT
Paul Brodmann:
Ich sehe immer wieder, dass gut qualifizierte Leute aus dem Rekrutierungsprozess rausfliegen, nur weil sie etwas älter sind. Das ist an vielen Orten leider Alltag, was mich nervt. «Booster 50+» bietet dagegen eine Möglichkeit, solche Personen zusammen mit Fachspezialisten genau anzuschauen, zu testen, zu beurteilen und danach an Firmen weiterzuvermitteln. Ich finde es eine super Sache für alle Beteiligten: für die Arbeitssuchenden, für die Unternehmen, denen es an Fachkräften mangelt, und für die Arbeitslosenkassen, die dann weniger belastet werden. Klar, es sind nicht Hunderte oder Tausende Personen, die wir mit dem Programm unterstützen können, aber doch eine recht grosse Anzahl.
CW: Was spricht denn überhaupt für die Beschäftigung älterer IT-Fachkräfte?
Brodmann: Die über 50-Jährigen bringen sehr viel Erfahrung mit. Zudem haben sie oft ein sehr gutes Verständnis von der Informatik als gesamtes, auch von älteren Systemen und wie sie zusammen mit neueren funktionieren. Die Jüngeren sind vielleicht schneller in neuen Technologien drin, weil sie mit diesen aufgewachsen sind, kennen aber nur diese. Oft ist deshalb gerade ein Mix von älteren und jüngeren IT-Fachkräften ideal.
Hunziker: Es ist genau so. Es gibt praktisch keine Firma, die nur auf neuen Systemen arbeitet, oft sind auch noch ältere im Einsatz. Zudem können die Unternehmen die Erfahrenheit der Älteren mit der Dynamik und dem Innovationsgeist der Jüngeren kombinieren. Klar, die über 50-Jährigen gehen in absehbarer Zeit in Pension, aber auch die Jungen bleiben dem Unternehmen oft nur drei, vier Jahre treu.  
CW: Wie viele Kandidatinnen und Kandidaten haben bisher am Programm teilgenommen?
Hunziker: Aufgrund des Datenschutzgesetzes und den Abmachungen mit dem Kanton dürfen wir keine detaillierten Auskünfte geben. Es ist uns auch untersagt, Werbung für das Programm zu machen – ausgenommen sind Aktivitäten, um Partnerfirmen für die Arbeitseinsätze zu finden. Was wir aber sagen dürfen: Mit dem Kanton Zürich ist vertraglich vereinbart, dass wir pro Jahr 20 Personen in die Onboarding-Phase bringen sollen, also für sie Arbeitseinsätze vermitteln können. Wir konnten auch schon ein paar schöne Erfolge erzielen …
CW: Die wären?
Brodmann: Wir konnten schon mehrere Festanstellungen vermitteln. Zwei Personen wurden sogar direkt nach der Evaluationsphase fest eingestellt. Die beiden Fälle stehen dafür, was oft falsch läuft: Sie hatten sich schon zuvor bei ihrem heutigen Arbeitgeber beworben, fielen aber aus dem Rennen, einzig weil sich die Personalverantwortlichen scheuten, jemanden über 50 einzustellen. Nachdem wir in der Evaluationsphase ihre Lebensläufe genau geprüft und sie Programmiertests unterzogen hatten, die sie mit Bravour bestanden haben, sind wir nochmals mit einer Empfehlung auf die Firmen zugegangen. Diese sagten dann: Okay, ihr habt sie genau angeschaut und für gut befunden, also nehmen wir sie auf.
CW: So einfach dürfte es aber nicht immer gehen …
Hunziker: Wir haben bisher drei Gruppen von Kandidatinnen und Kandidaten gesehen. Die einen Kandidatinnen und Kandidaten sind topfit und ohne Weiterbildungsbedarf. Bei anderen stellen wir fest, dass sie schon zu lange von der Software-Entwicklung weg und nicht mehr vermittelbar sind, da es ein zu grosser Sprung für sie wäre. Und dann gibt es einige Kandidierende, die wir zurzeit beraten und bei denen der Entscheid noch hängig ist, ob sie sich wirklich nochmals in Richtung Software-Entwicklung weiterbilden möchten. Einerseits ist das mit dem einen oder anderen Aufwand verbunden, andererseits haben sie später altershalber nicht nochmals die Chance, die Berufsrichtung zu wechseln. Sie müssen sich deshalb entscheiden – erst dann kann es mit dem Programm weitergehen.



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