05.10.2016, 09:00 Uhr

«Internet of Things bietet für Schweizer Unternehmen ein grosse Potential»

Über das Internet lässt sich fast jedes beliebige Gerät steuern, jede physikalische Bewegung kann gemessen und gespeichert werden. Schweizer Unternehmen können eine Vorreiterrolle spielen bei der Entwicklung von Applikationen zur Steuerung solcher Systeme und der nutzungsorientierten Aufbereitung von Daten.
Jetzt den ELCA-Newsletter abonnieren Das Smart-TV im Wohnzimmer und die Apple-Watch am Handgelenk haben etwas gemeinsam mit einem Wasserkraftwerk, das via Fernsteuerung in Betrieb gesetzt werden kann: Sie alle bilden das «Internet of Things» (IoT), das Internet der Dinge. Geräte können aus der Ferne gesteuert werden, sammeln Informationen und übermitteln sie an eine Datenbank. Sie kommunizieren untereinander und die Steuerungssoftware analysiert die Daten und löst bei Bedarf Aktionen aus.
Riesiges Potential
«Für die Elektrobranche ist das die wichtigste Herausforderung für die Zukunft», sagt Patrik Stampfli, Head of Operations beim IT-Spezialisten ELCA Informatik. «Das Zusammenspiel zwischen Elektrotechnik und Informationstechnologie ist ein Kernthema, bei dem Schweizer Unternehmen ein grosses Potential haben.» Chancen bestünden in diesem Bereich besonders in der Programmierung von Applikationen für die Steuerung von Geräten, der Entwicklung von User-Interfaces und der Verknüpfung von verschiedenen Sensoren sowie der Möglichkeit, Informationen zu aggregieren, analysieren und dann die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen. Bei der Entwicklung von Endgeräten für den B2C Markt aus der Schweiz würden hingegen der starke Franken und die hohen Kosten die Möglichkeiten beschränken.
Beispiele, was in Zukunft alles möglich sein könnte, gibt es viele: • Die Batterie des Elektro-Autos wird nur aufgeladen, wenn der Strom günstig bezogen werden kann. Wenn der Strom teuer ist, bezieht auch der Backofen Strom aus der Autobatterie. • Sobald der Milchvorrat im Kühlschrank zu Ende geht, wird sie automatisch bei einem Händler nachbestellt. • Ein neues Produkt, das auf den Markt kommt, wird nur bei jenen Nutzern angeboten, die aufgrund ihres Verhaltens zur Zielgruppe gehören.
Sicherheit und Privatsphäre
Die Vernetzung von Geräten, das Speichern von Daten und die Vernetzung über das Internet birgt aber auch Risiken: «Hacker können auf Geräte zugreifen, die zum Beispiel im privaten Umfeld Video- und Tonaufnahmen machen. Im industriellen Umfeld besteht die Gefahr, dass Produktionsanlagen manipuliert werden könnten», beschreibt Patrik Stampfli mögliche Szenarien. Aber auch beim Thema Datenschutz sieht er Klärungsbedarf: «Wie in den sozialen Medien werden immer mehr Daten aggregiert, die einem persönlichen Profil zugeordnet werden können.» Entsprechend sei es wichtig, sowohl die mit dem Internet verbundenen Geräte wie auch die gesammelten Informationen bestmöglich zu schützen und: «Die Daten können sowohl für Firmen wie auch für Kunden von grossem Nutzen sein. Trotzdem muss klar definiert werden, wer welche Daten zu welchem Zweck verwenden darf und wo die Grenzen liegen.»
Die Grenzen des Machbaren
Wo sich eine schier endlose Anzahl von Möglichkeiten bietet, lauert aber noch ein ganz anderes Problem: Am Anfang steht der Use Case. «Wenn ich meinen Backofen aus der Ferne steuern kann, habe ich die Möglichkeit, ihn jederzeit von überall her ein- und auszuschalten. Es braucht aber immer jemanden, der den Braten reinschiebt», erklärt Stampfli das Dilemma. An diesem Punkt können Schweizer IT-Dienstleister wie ELCA ansetzten: Zuerst wird das Business-Modell definiert und erst dann werden Komponenten miteinander vernetzt, um die benötigten Daten zu liefern. Anschliessend wird eine Applikation so programmiert, dass sie aus dem vorhandenen Material sinnvolle Schlüsse ziehen und intelligente Steuerungsbefehle bieten kann. Wo der Endanwender Einflussmöglichkeiten hat, muss das User-Interface einfach zu bedienen sein und trotzdem Schutz vor Manipulation bieten. IoT ist spannend und steht erst am Anfang seiner Möglichkeiten. Gibt es aber keinen guten Use-Case, ist eine technische Lösung, so smart sie auch sei, nicht vom Erfolg gekrönt. http://www.electrosuisse.ch/internet-of-things
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17. November 2016, Electrosuisse Fehraltdorf


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