Microspot wird in Interdiscount integriert

Meinung: Die fetten Jahre sind vorbei

Stv. Chefredaktor PCtipp, Daniel Bader
Quelle: PCtipp
Es steckt viel Zündstoff in der Pressemitteilung. Grund genug, diese Stück für Stück aufzuarbeiten.
Dort heisst es gleich zu Beginn: «Die Onlineshops Interdiscount.ch und Microspot.ch werden zusammengeführt. Damit wird das Angebot von Interdiscount.ch markant ausgebaut.»


Fakt ist,
dass sowieso schon beide Unternehmen zur Coop-Gruppe gehörten. Es ist wohl mehr eine Zusammenlegung von zwei getrennt agierenden Händlern, die mit ihren Zielgruppen schon auch unterschiedliche Anwender ansprechen. In der Praxis ist doch folglich davon auszugehen, dass eben aufgrund der unterschiedlichen Ausrichtungen, die sich schon allein durch die Webauftritte beider Händler ergeben, auch Reibungsflächen entstehen. Die dürften dem einen oder anderen sicher nicht schmecken. Hier wird sich zeigen, wer sich besser durchsetzen kann. Sicher ist aber auch, dass wenn keine klare Kante nach aussen gezeigt wird, und Kunden dies nicht auch logisch nachvollziehen können, die angestrebten Synergien schnell verpuffen. Und dann wird eben nicht mehr viel vom «neuen Kleid, das glänzt» übrig bleiben.
Zugutehalten darf man, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt, die Aussage: «Allen betroffenen Mitarbeitenden wird ein Jobangebot unterbreitet. Interdiscount übernimmt sämtliche Verpflichtungen von Microspot.ch wie etwa offene Bestellungen, Garantie- und Reparaturleistungen.»
Genau hieran wird sich die Coop-Gruppe messen lassen müssen! Niemand verlässt seinen Posten freiwillig. Es ist doch davon auszugehen, dass Mitarbeiter gerne und mit Herz bei Microspot gearbeitet und über Jahre das Konzept respektive die Strategie mitgetragen haben.
Was aber waren denn nun die ausschlaggebenden Faktoren? Computerworld ist der Auffassung, dass das Detailhandelsgeschäft deutlich schwieriger geworden ist. Zudem gibt es, gerade auch weil die Schweiz eine sehr hohe Hardware-Durchdringung hat, starke Konkurrenz. Und die scheint derzeit, wohl aus Sicht des Konzerns, besser aufgestellt zu sein. Die Gründe im Detail:
Blei in den Verkaufsregalen: Ganz klar, die Geschäfte laufen schlecht, da muss man auch kein Hellseher sein. Von Umsätzen, wie sie während der Corona-Pandemie erzielt wurden, ganz zu schweigen. Anwender haben während der Corona-Lockdown-Phase verstärkt zu klassischen Elektronikartikeln wie PCs, Druckern, Routern oder auch TVs gegriffen. Das ist vorbei. Selbst Dauerläufer wie Smartphones mussten zuletzt einen Rückgang bei den Verkaufszahlen hinnehmen. Unterm Strich sitzt das Geld bei den Endanwendern nicht mehr so locker. Ergo bleibt die Ware im Verkaufsregal liegen.

Konkurrenz ist (noch) besser aufgestellt:
Sicherlich spielt die starke Konkurrenz in Form von Digitec/Galaxus und Brack.ch eine Rolle. Man kann davon ausgehen, dass sich Coop mit dem «Zusammenschluss» von Interdiscount und Microspot schlicht und einfach gesundschrumpfen will, um so für die Zukunft (wie auch immer diese aussehen mag) gerüstet zu sein. Der Ausgang ist aber, zum jetzigen Zeitpunkt, nicht abzuschätzen.

Etwa nur eine Präventivmassnahme?
Weshalb nun dieser Schritt zu diesem Zeitpunkt von der Coop-Gruppe vollzogen wurde? Wir wollen für einmal nicht glauben, dass auch der Zeitpunkt, kurz nach der STEG-Insolvenz, eine Rolle gespielt hat. Trotzdem hinterlässt das Ganze einen bitteren Nachgeschmack – und zwar für die ganze Branche, dass man im merklich abflauenden Detailhandelsgeschäft ab sofort den Rotstift verstärkt ansetzt.



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