Warum Digitalisierungsprojekte scheitern

Flops von Amazon, Google & Co.

Keine Lust auf Digitalisierung: Nur jedes vierte deutsche Unternehmen will 2020 ins digitale Geschäft investieren.
Quelle: Bitkom Researchz, 2020 (n = 603)
Selbst Technologiegiganten sind vor Digitalisierungspleiten nicht gefeit. Beim Online-Händler Amazon schlug beispielsweise die Einführung eines KI-basierten Recruiting-Systems grandios fehl. Die KI erwies sich als Macho und diskrimi­nierte systematisch Frauen, weil ihre Trainingsdaten überwiegend von männlichen Bewerbern stammten. Nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, der KI ihre Misogynie auszutreiben, gab der Konzern auf. Auch dem Amazon «Fire Phone», der Pay­Pal-Alternative «WebPay» und der eigenen Suchmaschine «Askville» war kein Erfolg beschieden.
Google leistete sich gleich mehrere Dutzend veritabler Flops. Zu den gescheiterten Projekten des Suchmaschinenriesen gehören die Social-Media-Plattformen Buzz, Google Plus und Orkut, der Chat-Dienst Google Talk, die solarbetriebene Drohne Titan und das modulare Smartphone Ara. Beim Software-Konzern Microsoft fallen einem vor allem der glücklose Ausflug in das Smartphone-Business und der legendäre Musik-Player «Zune» ein, der als iPod-Konkurrent mehr Hohn und Spott als Käufer anzog.
Die gescheiterten Projekte, die es in die Nachrichten geschafft haben, sind allerdings nur die Spitze des Eisbergs. Laut dem Beratungsunternehmen Accenture werden 80 Prozent aller Digitalisierungsprojekte noch in der Pilotphase abgebrochen oder waren nicht erfolgreich. Einer Befragung des Hersteller Fujitsu unter fast 200 Einzelhändlern zufolge, klagten 19 Prozent über mindestens ein gescheitertes Digitalprojekt in den vergangenen zwei Jahren. Der durchschnittliche Schaden lag bei über 330'000 Euro. Ähnliche Zahlen liefert der «CHAOS-Report», den die Standish Group seit 1994 herausgibt und in dem jedes Jahr mehrere Zehntausend IT-Projekte evaluiert werden. «Nur circa ein Drittel davon wird mit Erfolg abgeschlossen, in gut der Hälfte gibt es Probleme und 20 Prozent scheitern demnach komplett», konstatiert Kammermeier. Der Consultant kann die Zahlen zumindest zum Teil bestätigen: «Ich erlebe es häufig, dass Projekte aus dem Budgetrahmen laufen oder sich stark verzögern.»
Im Folgenden die vier wichtigsten Gründe, warum Digitalprojekte schiefgehen.



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