Neue Wege bei der Fehlersuche 19.07.2022, 08:44 Uhr

Bessere Software per Crowdtesting

Wie sich mithilfe externer Test-Plattformen die Qualität und die Sicherheit von Anwendungen steigern lassen.
(Quelle: Shutterstock/Sergej Bitos)
Wiederholte Angriffe auf Lieferketten in der Software-Distribution belegen eindrücklich, welche Bedeutung der Qualität und der Sicherheit von Anwendungen heute zukommt. Moderne Software besteht nicht mehr nur aus Einzelapplikationen, die von einer Handvoll Programmierern bei einem einzigen Unternehmen entwickelt werden. Vielmehr ist sie zu einem komplexen Ökosystem geworden, dessen Elemente eng verknüpft sind und das zahllose andere Bibliotheken, Frameworks und Bestandteile einbindet, die wiederum auf weitere Komponenten angewiesen sind. Wenn es an einer Stelle dieser Supply Chain zu einem Fehler kommt, kann das komplette Strukturen in den Abgrund reissen. Vielen Unternehmen ist wegen der nicht mehr überschaubaren Komplexität nicht bewusst, in welcher Gefahr sie sich befinden.

Komplexität erzeugt Probleme

Zu den bekanntesten Beispielen für solche Gefahren gehört die Attacke auf SolarWinds. Im Dezember 2020 kamen erste Berichte auf, dass mehrere amerikanische Behörden durch einen Fehler in der Orion-Plattform des Anbieters gehackt wurden. Später stellte sich heraus, dass mindestens 18'000 der damals über 33'000 Orion-Kunden betroffen waren. Bei den Angriffen wurde eine Sicherheitslücke ausgenutzt, die über ein Update an die Nutzer verteilt wurde und zur Installation einer Backdoor missbraucht werden konnte.
“Hacker nutzen häufig Schwachstellen in der Lieferkette aus„
Lothar Geuenich
Regional Director Central Europe/DACH bei Check Point
Ein weiterer verheerender Bug wurde Ende vergangenen Jahres in der zum Logging von Ereignissen eingesetzten Bibliothek Log4j gefunden. Auch von dieser Lücke waren zahllose Unternehmen betroffen, welche die Software mehr oder weniger wissentlich in ihren Umgebungen einsetzten. Damals gingen Experten sogar davon aus, dass das Internet «in Flammen» stehe. Bis heute ist nicht klar, wie gross der durch den Fehler in Log4j angerichtete Schaden wirklich ist, da viele Attacken im Verborgenen blieben.
Die Zahl der Angriffe auf Software-Lieferketten ist 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 650 Prozent gestiegen, erklärt Lothar Geuenich, Regional Director Central Europe/DACH beim israelischen-amerikanischen Sicherheitsanbieter Check Point. «Hacker nutzen häufig Schwachstellen in der Lieferkette aus, um Malware in das Zielunternehmen zu schleusen», sagt Geuenich. Er empfiehlt Unternehmen daher eine Least-Privilege-Policy, also nicht benötigte Berechtigungen gar nicht erst zuzulassen. Ausserdem müssten Sicherheitsaspekte in den Entwicklungsprozess integriert werden. «Vorbeugen ist besser als Nachsorge», so Geuenich.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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