Zeitmanagement 04.08.2021, 06:05 Uhr

Alle Zeit der Welt

Die Planung kann noch so gut sein. Oft bleibt Wichtiges liegen. Methoden zur Steigerung der täglichen Produktivität im Job.
Es gibt zahlreiche Ablenkungen im Job. Mit verschiedenen Methoden bringt man gezielt Struktur in den Alltag
(Quelle: Shutterstock/natashanast;)
Wer kennt das nicht: Man hat sich die Aufgaben, die es dringend zu erledigen gilt, für den Tag ganz genau ­vorgenommen – und am Ende dieses Tages ist man froh, wenn man auch nur einen Bruchteil davon geschafft hat, wenn überhaupt.
Wie es dazu kommt, weiss auch jeder: Hier klingelt das Telefon, da erscheint von Outlook die Benachrichtigung über eine neue E-Mail, über den firmeninternen Messenger erkundigt sich der Kollege nach einem gemeinsamen Kaffee, im nächsten Moment steht plötzlich der Product Owner mit ­einem neuen Thema neben einem et cetera …
Ist endlich mal wieder Ruhe eingekehrt, versucht man, seine Gedanken zum wiederholten Mal zu sortieren. Aber keine Sorge: Das im Geiste erstellte Konstrukt ist mit der nächsten Unterbrechung schon wieder weggefegt.
Dieser Artikel stellt im Folgenden Ansätze und Methoden vor, die zur Verfügung stehende Zeit besser zu nutzen.

Deep Work

Cal Newport, Professor für Informatik an der Georgetown University, widmet sich in seinem Buch «Deep Work» den Voraussetzungen, die erforderlich sind, um intellektuelle Arbeiten mit einem Höchstmass an Qualität zu liefern. Mit dem Begriff «Deep Work» bezeichnet er Konzentration auf die Arbeit, also den Umstand, sich ohne Ablenkung über eine längere Zeitdauer auf eine einzige Aufgabe zu fokussieren. Durch die Kombination aus a) ungestörter Zeit und b) der Fokussierung auf nur ein einziges Thema wird es möglich, in kürzerer Zeit qualitativ hochwertige Resultate zu liefern. Ganz anders also, als wenn permanent zwischen verschiedenen Aufgaben hin und her gewechselt wird.
Grafik 1: Myelination zwischen den Neuronen
Quelle: Christian Havel
Im Folgenden möchte ich – auf eine zugegebenermassen etwas naive Art und Weise – erklären, was im Gehirn vor sich geht, wenn der Fokus über längere Zeit unverändert bleibt. Im menschlichen Gehirn gibt es unzählige Neuronen, die im Austausch miteinander stehen und Informationen untereinander austauschen, sie «feuern» ihre Informationen, ähnlich wie bei einer ereignisorientierten Benachrichtigung. Ist die Fokussierung über längere Zeit ungestört, führt dies dazu, dass sich eine Art Hülle um die Verbindungen legt, was es ermöglicht, dass die Benachrichtigung deutlich schneller und leichter erfolgt. Die Grafik 1 soll dies verdeutlichen. Als Vergleich kann auch der Strassenbelag genutzt werden. Zu Beginn fahren die Gedanken über die Holperstrecke, nach einer längeren Zeit der Ruhe wurde diese zur Autobahn umgebaut und die Tachonadel bewegt sich in Richtung Anschlag. Haben wir erst mal auf die Autobahn gewechselt, ist die Bearbeitung dieser einen Sache, auf die wir uns fokussieren, schneller abgeschlossen. Dieser Zustand setzt wie bereits erwähnt voraus, dass längere Zeit ungestört an einem Thema gearbeitet wird.

Christian Havel
Autor(in) Christian Havel


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