17.05.2010, 19:28 Uhr

SAPs neue Strategie

Der Coup war perfekt: SAP greift nach Sybase. SAPs Doppelspitze Jim Hagemann Snabe und Bill McDermott verrät, wohin die Reise gehen soll.
SAPs Doppelspitze zieht erste Bilanz.
Jim Hagemann Snabe sitzt in Frankfurt/Main live vor dem Publikum der Sapphire, sein Kollege Jim McDermott ist per Videokonferenz aus Orlando zugeschaltet. Seit nun fast 100 Tagen stehen die beiden CEOs den ERP-Weltmarktführer vor, und zogen eine erste Bilanz. "Wir haben uns auf die Strategie konzentriert", sagt Hagemann Snabe, und dabei wurde wohl die spektakuläre Entscheidung ausgebrütet, Sybase zu akquirieren. Was SAP mit Sybase vorhat, gab in den letzten Tagen viel Anlass zu Spekulationen. Heute liessen die beiden CEOs die Katze ein wenig aus dem Sack.

Mobility first

Der Desktop der Zukunft sei mobil, betont McDermott. SAP wolle Sybase vor allem wegen seiner mobilen Business-Lösungen kaufen. Ausserdem schreiben die Walldorfer der schnellen In-Memory-Technologie in Zukunft eine hohe strategische Bedeutung zu, und auch dort scheint Sybase Gewichtiges beizusteuern zu haben. Schon heute analysiert der SAP BusinessObjects Explorer mehrere Millionen Datensätze in Bruchteilen von Sekunden und verschafft dadurch Wettbewerbsvorteile.
On-premise, on-demand und on-device heissen die drei Beschaffungsformen, die SAP in Zukunft bedienen will. Ob mobile Analytik sich durchsetzt und die Mobillösungen von Sybase dabei so richtig zum Zuge kommen, wird aber auch davon abhängen, wie schnell das iPad die Kundschaft der Geschäftsleute erobert. Das Display des iPads ist gross genug, um komplexe Analysen anzuzeigen. Grafische Auswertungen auf den Mini-Displays der Smartphones dagegen ergeben nur wenig Sinn.

Reifer, aber noch nicht ausgereift

Das zweite Beschaffungsmodell On-Demand steht auch bei SAP kurz vor dem Durchbruch. SAPs On-Demand-Suite Business ByDesign kommt im Juli dieses Jahres in Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und China auf den Markt. Schweizer Firmen müssen noch bis Anfang 2011 warten, angeblich weil das Customizing mehr Zeit in Anspruch nimmt. Auch Business ByDesign nutzt In-Memory-Speichertechnik und enthält mobile Funktionalität. "BbD reift, ist aber zurzeit noch nicht richtig ausgereift", gibt Hagemann Snabe zu. SAP wolle seinen Kunden eben ein perfektes On-Demand anbieten, das technisch an die Client-Server-Lösungen der letzten 15 Jahre heranreiche. Wohl deshalb, so die Entschuldigung, hat die Entwicklung der Lösung so lange gedauert.
"Wir halten nichts von vendor´s lock-in und software stacks, sondern setzen voll auf unsere Eco Community", versicherte McDermott. Das erste eine Replik an seinen Vorgänger Leo Apotheker, der mit der Zwangseinführung des teureren Enterprise Support die Kundschaft vergraulte und unter anderem deswegen seinen Hut nehmen musste. Das zweite eine kleine Speerspitze gegen den Hauptkonkurrenten Oracle. Am morgigen Dienstag wollen Hagemann Snabe und McDermott ins Detail gehen. Diese Sapphire verspricht, spannend zu werden.



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