Die Public Cloud erobert das Rechenzentrum

AWS Outposts

Das neue Cloud-Format, das zögernde oder ablehnende Unternehmen auf die Cloud-Seite ziehen soll, sieht bei den AWS Outposts einen «fully managed» Service vor, der die AWS-Infrastruktur als Element in das Rechenzentrum des Kunden hineinträgt. Die Outposts umfassen zentrale AWS-Services, APIs, Virtualisierungs-Tools sowie lokale Systeme für Speicher und Datenverarbeitung. Sie sind in einem vor Ort beim Kunden aufgestellten Rack zusammengefasst. Dieses Rack ist mit der nächstgelegenen AWS-Region dauernd verbunden, sodass auch weitere Leistungen und Services von AWS in Anspruch genommen werden können.
AWS Outposts: Mit diesem Server-Rack möchte AWS einen Fuss in die Rechenzentren der Kunden bekommen
Quelle: AWS
AWS überwacht und verwaltet diese Aussenstellen so, als wären sie in der AWS-Cloud, und sorgt automatisch für alle Updates. Die Racks enthalten die gleiche Hardware wie sie AWS in seinen Cloud-Regionen verwendet sowie die verschiedenen AWS-Services wie Compute und Storage.
Für 2020 ist eine VMware-Variante für AWS Outposts angekündigt: ein «fully managed VMware Software-Defined Data Center (SDDC)», das auf der AWS-Outposts-Infrastruktur im jeweiligen Kundenrechenzentrum läuft. Für VMware wären die Outposts angesichts der Erosion des klassischen Lizenzgeschäfts eine Gelegenheit, den Kunden eine Alternative zu ihren On-Premises-Installationen anzubieten. Eine Mi­gration zu diesem hybriden Modell könnte den Kunden weitere Ressourcen und Services zur Verfügung stellen und durch die Einbindung von Pay as you use auch Kosten sparen. 
Gartner spricht in seinem Papier vom Februar 2019 «Prepare for AWS Outposts to Disrupt Your Hybrid Cloud Strategy» davon, dass allein die Ankündigung der Outposts durch AWS im November 2018 ein «Erdbeben» im Markt für Rechenzentrumsinfrastruktur ausgelöst habe. Microsoft und Google hatten zwar bereits ähnliche Ansätze gestartet, aber AWS dominiert schon jetzt den Markt für hybride Clouds.
Sollte AWS mit den Outposts erfolgreich sein, wird es laut Gartner zu einem Umbruch kommen: Es handle sich um eine Umkehrung des bisherigen Verhältnisses von On-Premises und Public Cloud. Anders ausgedrückt: Die Public Cloud dringt mit ihren Leistungen und Services in das klassische Rechenzentrum ein und behandelt dieses quasi als seine Verlängerung.
“Wir werden AWS Outposts in den Mittelpunkt all unserer ­Akti­vitäten stellen„
Pat Gelsinger, CEO von VMware
Dieser Ansatz unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Versuchen, innerhalb des Rechenzentrums der alten Schule mit einer Private Cloud die Funktionen und Vorteile der Public Cloud nachzuahmen. AWS könnte damit auch stärker in jene Bereiche des Edge-Computings vordringen, bei denen besondere Anwendungsfälle bisher zum Beispiel aus Sicherheitsgründen zwischen Rechenzentrum und Pu­blic Cloud angesiedelt wurden, aber mehr mit dem Rechenzen­trum und nicht mit AWS verbunden waren.
Die angekündigte VMware-Variante der Outposts soll zudem mehr Anwender dazu verleiten, ihre bestehenden vSphere-basierten Private-Cloud-Infrastrukturen aufzulösen und sie näher an die AWS-dominierte Umgebung anzubinden. Insgesamt käme Amazon seinem Ideal näher, die bisherigen in Eigenregie betriebenen Rechenzentren der Unternehmen aufzulösen und in die eigene Welt der über den Globus verteilten AWS-Regionen einzugliedern.
Den Standpunkt von VMware hat CEO Pat Gelsinger bereits Ende 2018 in einem Interview mit CRN umrissen: «Wir werden AWS Outposts in den Mittelpunkt all unserer Aktivitäten stellen. Mit den Outposts auf der Kundenseite wollen wir eine neue Phase der Beziehungen zu unseren Kunden einleiten. Und die Partnerschaft mit AWS erlaubt es uns, Teile unserer Netzwerkkomponenten in alle Outposts-Angebote einzubauen.»



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