02.06.2005, 09:10 Uhr

Daten, zur Freiheit, zum X!

ETH-Professor Donald Kossmann sieht in XML die Chance einer Legacy-losen Zukunft der Informatik.
«Falls ich nochmals eine Programmiersprache entwickeln würde, dann hätte sie ein X im Namen». Mit diesem Zitat von keinem Geringeren als dem weltberühmten Alt-ETH-Informatikprofessor Niklaus Wirth hat Donald Kossmann, frischgebackener Professor am Institut für Informationssysteme der ETH Zürich, in seiner Antrittsvorlesung am Montag auf die Popularität von XML (Extensible Markup Language) hingewiesen. In dem Vortrag «InformatiX - Die XML-Revolution» zeigte der 37-jährige gebürtige Deutsche, der unter anderem auch am Almaden Research Center von IBM forschte und als Firmengründer in Erscheinung getreten ist, die Vorteile der jüngsten Sprache auf.
Eines der grössten Probleme, die die Firmeninformatik derzeit plagt, ist laut Kossmann die Tatsache, dass Daten «ewig leben», also noch länger als Programme. Um die Crux zu verdeutlichen wies er auf das Thomas-Mann-Archiv hin, das an der ETH angesiedelt ist. Der umfangreiche Fundus des Schriftstellers lagert dort auf völlig veralteten Disketten. Natürlich wolle man die Daten bergen und behalten, aber nicht die urzeitliche Hardware und Software. «XML kann dieses Problem zwar nicht für die Vergangenheit lösen, aber für die Zukunft», meint Kossmann. Er fordert daher eine Entkoppelung der Daten von Modellen, Software und Hardware. «Das ist die eigentliche Revolution von XML», postuliert er.
Wie der informationstechnische Umsturz aussehen könnte, zeigte er anhand mehrerer Beispiele. So präsentierte er 200 Zeilen XML-basierten Code, mit dem sich ein Webauktionshaus à la E-Bay - das aus Millionen Codezeilen besteht - errichten liess. Stolpersteine nannte er allerdings auch: So sei es schwierig, die postulierte Trennung von Daten und Programmen immer durchzuhalten.


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