Testcenter 16.02.2023, 12:32 Uhr

Im Test: Oppo Find N2 Flip

Oppo faltet jetzt auch in der Schweiz – und das richtig gut! Wir hatten das Handy in Gebrauch. Unser Verdikt.
(Quelle: Oppo)
Was gab es nicht schon alles seit dem ersten Konzeptgerät, welches von LG auf dem MWC 2018 präsentiert wurde. Nach-Innen-Falter, Nach-Aussen-Falter, Roll-Falter, gar Mit-Motor-Falter. Dann kam man auf ein Patentrezept, welches schon zu Prä-Smartphone-Zeiten vielfach funktionierte – Klapp-Falter. Also eigentlich nur Klapp – damals ausschliesslich mit Scharnier. Samsung und Huawei haben da die Initiative übernommen – und seit Huawei in der Schweiz Smartphone-mässig je länger je weniger eine Rolle spielt, war Samsung eine One-Flip-Show in Europa. Bis gestern, denn jetzt hat Oppo sein Find N2 Flip hierzulande lanciert.

Unboxed

Quelle: NMGZ
Oppo lässt sich nicht lumpen: für die 999 Franken, welche hierzulande für das Phone fällig werden, wird das Objekt der Begierde in eine höchst edle Box verpackt. Dicker Karton mit feinen Rillen und gar in Roségold geprägter Aufschrift: OPPO Find N2 Flip – darunter noch das Branding des Kamera-Partners Hasselblad. Weiter geht’s beim Öffnen der Box, denn ein Mechanismus sorgt dafür, dass sich das Inlay nach vorne erhebt – man hört regelrecht die imaginären Fanfaren die Ankunft des (möglichen) neuen Falt-Königs ankündigen. 
Dem Gerät legt Oppo noch ein Ladekabel, ein Netzteil und sogar eine Hartplastikhülle bei – transparent natürlich, damit das Gerät stets in Originalfarbe betrachtet werden kann. Beim Netzteil beschränkt sich Oppo diesmal auf «nur» 44 Watt, was noch immer mehr ist, als was die beiden «biggest Players in the Game», Samsung und Apple, mitliefern. Dieser Ladespeed ist akku-schonend – aufgrund der gerade mal 7,5 Millimeter Gehäusedicke beläuft sich dieser auf 4300 mAh.

Optik und Haptik

Kamera, Akku und Bildschirm sind zweifellos wichtige Parameter, wenn es um die Handywahl geht, aber auch Optik und Haptik müssen etwas hergeben. Im Schnitt schauen wir 88 Mal aufs Handy am Tag (das gilt gemäss Studie für unsere nördlichen Nachbarn, aber man darf davon ausgehen, dass die «Digital Habits» in der Schweiz ähnlich sind). Da ist es doch wichtig, dass man das Gerät «gerne in der Hand hält». Bei einem Faltphone ist es noch wichtiger, denn der Formfaktor ist hier ja der Sellingpoint schlechthin.
Hier hat sich Oppo etwas ausgedacht: das Waterdrop-Scharnier. Indem sich das Scharnier beim Zuklappen leicht nach aussen bewegt, gelingt es den Chinesen, dass das Gerät gar keinen Gap, also keine Lücke zwischen den zwei Handy-Hälften im zugeklappten Zustand aufweist. Ein grosses Plus für «Monks» wie mich.
Quelle: Oppo
Aufgeklappt: Wir müssen fair bleiben – wie das Gerät nach einem Jahr des täglichen Gebrauchs aussieht, wissen wir nicht. Und auch sonst niemand, denn das Gerät ist ja erst gerade vom Fliessband gehüpft. Aber sowohl optisch als auch haptisch hat Oppo sich wirklich dahintergeklemmt – der Falz ist wirklich nur sichtbar, wenn man das Display genau ins Licht hält. Beim «drüberfahren» ist er natürlich wahrnehmbar, allerdings ist es im Bereich des akzeptablen. Das Phone wurde übrigens bei TÜV Rheinland zum Selbigen abgegeben und erhielt das Siegel «400'000 Faltbewegungen ohne Schaden».

(Aussen)-Display

Quelle: Oppo
Wie Oppo am Launch-Event betonte, war es ebenfalls wichtig, dass das Aussendisplay nicht ein blosser Notification-Screen ist. Das Gerät solle auch im gefalteten Zustand produktiv genutzt werden können. Etwa für Kurzantworten auf SMS, als Selfie-Cam oder für die zahlreichen Widgets (Wetter, Uhrzeit, Wecker oder Audiokontrolle, z.B. bei Spotify). Darum ist dieser auch satte 3.26 Zoll gross. Zugegeben: WhatsApp-Nachrichten beantworten mit dem – aus heutiger Sicht – Miniscreen, ist nur praktikabel, wenn die Antwort aus ein bis zwei Emojis besteht. Die Widget-Kontrolle allerdings hat sich im Test als ganz passabel erwiesen (der Screen unterstützt natürlich auch Touchcontroll). Timer stellen oder rasch die Playlist wechseln, ohne das Telefon aufklappen zu müssen, ist somit Alltags-bewährt. Auch cool: die Kamera-Preview-Funktion. Dazu aber mehr im Kapitel Kamera.
Das Hauptdisplay misst derweil 6.8 Zoll (120 Hertz AMOLED). Damit ist es gleich gross wie ein Galaxy S23 Ultra von Samsung. Aber: da das Gerät ja auch im zusammengeklappten Zustand transportabel sein muss, ist es aufgeklappt sehr schmal – 21:9 Format. Heisst konkret: auch mit meinen eher kleinen Händen lässt sich das Gerät gut umfassen, bedienen und drehen. Auch das relativ tiefe Gewicht von 191 Gramm tut dem keinen Abbruch. Das Scharnier hält, ist verwindungsfest. Allerdings: Mit einer Hand aufklappen braucht etwas Kraftaufwand. Das Zusammenklappen geht dann – mit einem Geräusch der Kategorie «oddly satysfying». Dafür verantwortlich sind die schwarzen Kanten, die das Display einrahmen und etwas vorstehen - Geschmacksache, aber zum Schutz des Screens beim Falten wohl notwendig. Das HDR10+-zertifizierte Display löst – entsprechend seinem Seitenverhältnis – mit 2520x1080 auf, bringt eine Peakbrightness von 1600 Nits hin und ist HDR10+-zertifiziert. Und: Der Fingerabdruckscanner ist nicht unter Glas (was bei dem langen, schmalen Gerät sowieso gefährlich wäre, da es «vornüber kippt»), sondern an der Seite – da, wo sich der Daumen also ohnehin aufhält. Eine kurze Eingewöhnungsphase brauchts, seit den alten Xperias keine Seitenscanner mehr gehabt, danach ists aber ultrapraktisch. Wers nicht mag: Gesichtserkennung geht auch, PIN und co. anyway.


Das könnte Sie auch interessieren