iPhone 4 11.06.2010, 14:30 Uhr

Übertreibt Apple bei Display-Leistung?

Das Display des iPhone 4 trägt die Bezeichnung «Retina Display» zu Unrecht, sagt ein Experte.
Apple hat den iPhone-4-Bildschirm auf den Namen «Retina Display» getauft, weil der 3,5-Zoll-Bildschirm bei einer Auflösung von 960 x 640 Pixel mehr als 326 Pixel pro Inch anzeigen kann. Damit könne das Display mehr Pixel pro Inch anzeigen, als das Auge wahrnehmen kann, sagte Steve Jobs bei der Präsentation des iPhone 4.
Dieser Ansicht widerspricht Dr. Raymond Soneira, der bei DisplayMate Technologies beschäftigt ist. Einem Unternehmen, das Software herstellt, mit der die Qualität von Displays getestet werden kann. In einer Mail an unsere US-Kollegen von PC-World erläutert Soneira seine Sicht der Dinge.
Dabei weist er unter anderem darauf hin, dass das Auge nicht «Pixel» habe und die wahrnehmbare Auflösung auch davon abhängig sei, wie weit das Auge vom Display entfernt ist. Seine Mail leitet Soneira damit ein, dass er das Display vom iPhone 4 hervorragend findet und froh sei, dass Apple nicht zu einem OLED gegriffen habe, weil es bei diesen Displays noch viele Verbesserungen notwendig seien, um mit LCDs mit IPS-Technik (In-Plane-Switching) zu konkurrieren. Das Display vom iPhone 4 dürfte vergleichbar sein mit dem IPS-LCD beim Android-Smartphone Motorola Droid, das Soneira bereits getestet hat.
Anschliessend weist Soneira darauf hin, dass die Wahrnehmung der Pixel auch aufgrund der Entfernung beeinflusst werde. Hier würden Bogenminuten eine Rolle spielen. Hält man das iPhone rund 30 Zentimeter von dem Auge entfernt, so könne die Retina um die 477 Pixel pro Inch wahrnehmen. Bei 20 Zentimeter erhöht es sich auf 716 Pixel pro Inch. Erst wenn man das iPhone rund 45 Zentimeter vor sich hält, fällt die Wahrnehmung auf etwa 318 Pixel pro Inch, dem Wert, den Steve Jobs als maximale Wahrnehmungsfähigkeit der menschlichen Retina angab.
Der Haken dabei: In der Regel hält man das iPhone nicht 45 Zentimeter vor sich, sondern eher um die maximal 20 Zentimeter. Also müsste die Auflösung des Displays höher sein, damit die Retina ein Bild sieht, das für sie perfekt erscheint (716 Pixel pro Inch statt der 326 Pixel pro Inch). «Es ist ein grossartiges Display und es dürfte sich um das beste mobile Display handeln, das derzeit produziert wird. Aber es ist ein weiteres Beispiel für eine Übertreibung», so Raymond Soneira.



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