VW und Bosch nehmen die Hände vom Lenkrad

Genügend Datenfutter für die KI

Bosch-Manager Mathias Pillin hält die grosse Menge nutzbarer Daten aus der VW-Flotte für geeignet, um künstliche Intelligenz (KI) gründlich für die Übernahme zusätzlicher Aufgaben im Auto trainieren zu können: «Wir haben so Zugriff auf eine riesige Sammlung von Mobilitätsdaten, die wir erweitern und verbessern werden.»
Software und Sensorik lernen durch Verarbeitung von Umgebungs- und Verkehrsdaten laufend für höhere Automatisierungsstufen dazu. Bei der früheren Partnerschaft mit Daimler habe nicht der Markt privater Pkw, sondern eher die Anwendung in Robotaxis im Vordergrund gestanden.
Hilgenberg meinte mit Blick auf den US-Rivalen Tesla, der bei Fahrzeugvernetzung und Steuerungstechnik als führend gilt: «Die Partnerschaft wird uns helfen, erheblich an Tempo zu gewinnen.» Bei der Ausrüstung von Batteriezellfabriken für Elektroautos bereiten Bosch und VW derzeit ein mögliches Gemeinschaftsunternehmen vor.
Software für das automatisierte und – eines Tages – autonome Fahren gilt nach der E-Mobilität als nächstes «grosses Ding» in der Branche. Erwartet wird ein Multi-Milliarden-Markt. VW-Chef Herbert Diess hatte im Sommer eine neue Strategie für die kommenden Jahre vorgestellt. Diese bündelt das Thema – wie bisher die Auto-Hardware – auf grossen Plattformen und markenübergreifend. «Der Schlüssel zum künftigen Erfolg wird das autonome Fahren sein», bekräftigte Diess.

Nebeneinkünfte mit Software

Bis 2030 taxiert Volkswagen die branchenweiten Einnahmen aus allen Autoverkäufen, die mit neuen Software-Funktionen zusammenhängen, auf bis zu 1,2 Billionen Euro. Hilgenberg schätzt, dass schon Mitte des Jahrzehnts 60 Prozent der Privatwagen Systeme mindestens des erweiterten Levels 2 an Bord haben, dann schrittweise der Levels 3/4.

VW-Finanzchef Antlitz unterstrich: «Dieser neue Einnahme-Pool entsteht zusätzlich zum Geschäft mit dem Verkauf von Verbrenner- und Elektrofahrzeugen.» Auch der Ausbau von Mobilitätsdiensten lasse sich mit mehr eigener Software gut verschränken, im Wechselspiel mit Sharing-Angeboten oder datengetriebenen Versicherungsleistungen.

Nach und nach sollen die digitalen Assistenten überdies Unfälle vermeiden. «Damit wird der Strassenverkehr sicherer und komfortabler», sagt Bosch-Geschäftsführer Markus Heyn. Mit bisher erhältlichen «Autopiloten» kam es jedoch auch schon zu einigen Crashs in den USA.
Nach Jahren vollmundiger Ankündigungen, in denen so manche Frist verstrich, sehen Branchenkenner inzwischen bessere Chancen für einen Durchbruch der Systeme. So zeigte sich gerade auf der Messe CES in Las Vegas: Die Technik, die autonomes Fahren möglich machen könnte, steht vor dem Einzug in die Wagen verschiedener Hersteller.



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