10.04.2006, 11:30 Uhr

Mozarts Werk auf einer Karte

Wiener Forscher haben das Gesamtwerk Wolfgang Amadeus Mozarts am Rechner klanglich analysiert und kartografiert.
Anhand Mozarts Musiklandkarte lassen sich Playlists erstellen, indem eine Route durch das Werk definiert wird.
Dass die Welt heuer das Mozartjahr feiert, dürfte selbst Hip-Hoppern, Punkrockern und Technoliebhabern aufgefallen sein. Zum 250. Geburtstag von Wolfgang Amadeus Mozart gibt es nicht nur Sondersendungen und CD-Sammlungen, auch Informatiker haben sich des Salzburger Komponisten angenommen. So hat ein Forscherteam des Instituts für Softwaretechnik und Interaktive Systeme der Technischen Universität Wien sämtliche Werke analysiert und eine akustische Landkarte von Mozarts Klangwelt geschaffen.
Und so ist das Köchelverzeichnis der Neuzeit entstanden: Sämtliche Werke des österreichischen Maestros sind durch einen digitalen Signalprozessor gejagt und analysiert worden. Dabei haben die Wissenschaftler spezielle Merkmale wie Rhythmus extrahiert. Danach wurde das Datenmaterial einem selbstorganisierenden Verfahren, der Self-Organizing Map (SOM) übergeben. Bei dieser Anwendung, die auf Neuronalen Netzen aufbaut, werden die Musikmerkmale vom Computer durch einen Lernprozess miteinander verglichen und geordnet. Ergebnis ist eine Karte, auf der ähnliche Stücke nahe beieinander liegen. Mit einem speziellen Farbcode wurden die Werke sodann klassiert, sodass etwa Opern blau, Symphonien gelb und Konzerte rot dargestellt werden.
Diese Klangkarte kann im Grunde genommen eine beliebige Form annehmen. Als Gag haben die Wiener Forscher sie an die Silhouette des Komponisten angepasst. So versammeln sich in den Haaren die Klavierkonzerte. Das Nasenbein ist der Auffindungsort der Symphonien. Und im Hals verbergen sich die Opernarien des Tonsetzers. Eine Demoversion der Karte ist online, allerdings sind aus rechtlichen Gründen nur wenige Stücke abspielbar. Mit Playsom, einer speziellen Abspielsoftware, lässt sich nun «Wolferls» Werk erkunden. Dabei können - analog zur Landkarte - Routen festgelegt werden. So entsteht auf einfache Weise eine Playlist, die dann auch klanglich einen Weg beschreibt: etwa von langsamen und leisen Klavierstücken bis zu krachend lauten Orchesterwerken. Klar, dass diese Software nicht nur für Mozartfans gedacht ist. Mit einer Pocketausgabe der Software zielen die Wiener Wissenschaftler auch auf die I-Pod-Generation. Diese kann sich ebenfalls eine Musiklandkarte des Inhalts des eigenen MP3-Players erstellen und auf dieser durch den Fundus navigieren.



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