23.05.2006, 18:13 Uhr

Emotionen von Silikon und Stahl

Mit Eve-R-1 haben südkoreanische Forscher ein empfindsames weibliches Wesen geschaffen, dessen Stärke die Gefühle sind.
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Ein Dreihundertstel so breit wie ein menschliches Haar im Querschnitt: IBMs Logo, kreiert im Molekulartrennverfahren in Nanodimensionen.
Sie ist 1,60 Meter gross, bringt rund 50 Kilo Gewicht auf die Waage, trägt langes schwarzes Haar und könnte manchem Mann den Kopf verdrehen, wäre sie menschlich. Die Schöne, von der hier die Rede ist, ist weder Biest noch sonst ein angsteinflössendes Tier, sondern Südkoreas jüngstes Cyborg-Kind, dem die Schöpfer die Fähigkeit geschenkt haben, Gefühlsregungen zu äussern. Es handelt sich um einen hochentwickelten Roboter mit menschlichen Gesichtszügen, die gefallen sollen, damit die Interaktion besser von statten geht. Dabei ist die Roboter-Frau, die ein Team südkoreanischer Wissenschaftler entwickelt hat, tatsächlich so überzeugend beschaffen, dass man sie aus einiger Entfernung für einen echten Menschen halten könnte. Sie trägt in Anlehnung an das biblische Urgeschöpf Eva den Namen Eve-R-1 und wurde vergangene Woche von ihrem Erfinder Baeg Moonhong in einem Kulturzentrum in Seoul vorgestellt. Der weibliche Android hat die Gestalt einer etwa ungefähr 20-jährigen kleinen koreanischen Frau von schlanker Figur und wurde am Korea Institute of Industrial Technology (Kitech) zusammegebaut. Noch sind ihre Fähigkeiten bescheiden: So soll sie über einen Wortschatz verfügen, der auf das Verstehen und Sprechen von 400 Wörtern beschränkt ist. Dafür aber ist sie in der Lage, Augenkontakt aufzunehmen, zu blinzeln und Emotionen wie Vergnügen, Freude, Ärger oder Sorge auszudrücken. Das Sprechen wird von Lippenbewegungen synchron zum Wort begleitet. Die Androiden-Frau sei darüber hinaus sogar in der Lage, den Augen- und Gesichtsbewegungen menschlicher Bezugspersonen zu folgen, heisst es. Dies geschieht mittels Bewegungsdetektoren, die die künstlichen Augen bewerkstelligen.
Für die menschenähnliche Darstellungen von Mimik, Emotionen und Bewegungen in Gesicht und Körper sorgen über 50 kleine Motoren, die in das Silikongewebe des weiblichen Roboters integriert wurden. Allerdings hat Eve-R-1 - ähnlich wie ein im Jahre 2003 in Japan entstandenes Modell - ein Mobilitätsproblem: Zwar kann sie ihren Oberkörper, die Arme und Hände bewegen, aber die untere Hälfte des Körpers ist völlig immobil. Das ist darauf zurückzuführen, dass nur der obere Teil des Körpers mit Bewegungsmotoren und -sensoren ausgestattet ist. Die koreanischen Forscher haben aber für Ende 2006 bereits ein Nachfolgemodell in Aussicht gestellt. Dieses soll dann dazu in der Lage sein, selbständig zu stehen und zu sitzen. Ob das Eve-R-1 zufrieden stellen wird, sei dahingestellt, denn zahlreiche ihrer nächsten Verwandten sind schon seit längerem daran, komplexe Bewegungsabläufe wie das Laufen zu erlernen. Im Gegensatz zu ihnen kann die Androidin zumindest aber ihrem Unmut Ausdruck verschaffen. Was die Aufgaben solcher Androiden betrifft, mangelt es nicht an Ideen. Künftige EveR-Modelle könnten als sprechende Informationssäulen in Museen Auskunft geben, in Geschäften eingesetzt oder zum Vorlesen von Kinderbüchern eingeteilt werden, so Moonhong.
Catharina Bujnoch



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