Streit um ERP-Support 12.01.2018, 11:00 Uhr

Schweizer IG SAP feiert und kämpft weiter

Die Schweizer IG SAP CH feiert in diesem Jahr ihren zehnten Geburtstag. Auch die nächsten Jahre will sie weiter mit SAP um gute Lizenz- und Wartungsbedingungen kämpfen.
Der frühere Geberit-CIO Peter Hartmann ist seit fast zehn Jahren das Gesicht der IG SAP CH
(Quelle: BizCon)
Vor nunmehr zehn Jahren formierte sich unter Schweizer SAP-Anwendern Widerstand gegen die erzwungene Umstellung des Wartungsmodells. Wäre es nach dem deutschen ERP-Riesen gegangen, hätten alle Schweizer Firmen auf den teuren Enterprise-Support wechseln müssen. Der bis dahin angebotene Standard-Support sollte abgeschafft werden. Dies wollten sich die Schweizer Anwender nicht bieten lassen.
Kurzerhand gründeten 21 Teilnehmer eines CIO Circles die «Interessensgemeinschaft SAP Schweiz» (IG SAP CH). Sie konnten dank der gemeinsamen Anstrengungen und dem Einbezug der Wettbewerbskommission Weko den ERP-Anbieter überzeugen, den Standard-Support nach 2008 weiterzuführen. Auch nach dem «Franken-Schock» Anfang 2015 wurde gehandelt. Hier half unter anderem der Preisüberwacher mit, die Wartungskosten stabil zu halten. Gemäss Rechnung der IG SAP erspart der tiefere Verlauf der Wartungsprozente den Schweizer IG-SAP-Mitgliedern rund 12 Millionen Franken pro Jahr.
Was als Interessensgemeinschaft zum Wartungsmodell begann, hat sich heute dem Ziel verschrieben, die «kommerziellen und rechtlichen Interessen der SAP-Anwender in der Schweiz zu bündeln», sagt Leiter Peter Hartmann der Computerworld. Die IG SAP verstehe sich nicht unbedingt als Alternative zur DSAG. Vielmehr würden hiesige Aktivitäten mit der deutschsprachigen SAP Anwendergruppe (DSAG) abgestimmt und ergänzten sie.
Die IG SAP erfreut sich einem bemerkenswerten Zuspruch: Allein 2017 stiessen neun neue Firmen zur Interessensgemeinschaft hinzu, die mittlerweile auf veritable 96 Mitglieder angewachsen ist. «Der Mitgliederzuwachs ist grösstenteils auf Mund-zu-Mund-Propaganda zurückzuführen. Die Kollegen loben unbürokratische Hilfe bei Problemen sowie das eingeschliffene Netzwerk», sagt Hartmann.

Support-Ende von ECC 6

Die Herausforderungen sehen die Schweizer SAP-Anwender insbesondere im nahenden Support-Ende von ECC 6. Die Software soll ab dem 31. Dezember 2025 nicht mehr weiter unterstützt werden. SAP sieht in S/4 Hana die Zukunft, weshalb die Kunden zum Wechsel bewegt werden sollen. «Eine Migration des ERP ist für viele insbesondere mittelständische Firmen mit hohen Investitionen und hohem Risiko verbunden», sagt Hartmann. «Die Kunden brauchen einen sicheren Migrationspfad mit klar abschätzbaren Kosten. Sollten Mehrkosten entstehen, müssen die Lösungen auch den entsprechenden Mehrwert bieten.» Die IG SAP sieht aktuell weder das erste noch das letzte Kriterium ausreichend erfüllt.
So macht sich die Anwendergruppe für eine Support-Verlängerung für ECC 6 stark. Eine längere Frist würde den Druck von den Unternehmen nehmen, eine Migration ohne eine adäquate Planung anzugehen. Der IG-Leiter ist zuversichtlich: «Die Friststreckung für den Support um fünf Jahre wird demnächst kommen. SAP war schon beim Wechsel von R2 auf R3 kulant und nachsichtig mit seinen Kunden.»
Sollte der Hersteller nochmals ein Zugeständnis machen, könnten er sich das teuer bezahlen lassen, indem er für die verlängerten Support-Dienstleistungen höhere Wartungsgebühren verrechnet. Diese Praxis gefällt der IG SAP natürlich gar nicht. «Aufgrund reduzierter Weiterentwicklung der Version ECC 6 erwarten Kunden eher tiefere Gebühren», sagt Hartmann. Er will sich mit den IG-SAP-Mitgliedern weiterhin für ein angemessenes Preis/Leistungsverhältnis einsetzen.



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