Quartalsbericht 23.10.2020, 10:41 Uhr

Software AG kann Hackerattacke eindämmen

Anfang Oktober bestätigte die Software AG Berichte, wonach der Konzern Opfer einer mehrtägigen Hackerattacke geworden sei. Diese hat man nun offenbar in den Griff bekommen.
(Quelle: Jer123 / shutterstock.com)
Die Software AG kämpft nach wie vor mit einer Hackerattacke von Anfang Oktober. Den Angriff mit Schadsoftware konnte man zwar eindämmen, doch gerieten von den Angreifern erbeutete Daten inzwischen an die Öffentlichkeit, wie das Unternehmen einräumte. Trotz der schwerwiegenden Störung seien keine Kundendienste unterbrochen worden, die Geschäfte hätten in allen wesentlichen Belangen fortgeführt werden können, hiess es.
Einige IT-Systeme für den normalen Geschäftsbetrieb würden wieder normal funktionieren, viele liefen aber noch hoch, sagte der Vorstandschef Sanjay Brahmawar in einer Telefonkonferenz. Finanzchef Matthias Heiden ergänzte, er kalkuliere zur Bekämpfung mit Kosten von rund 5 Millionen Euro. Weiter wollte sich das Unternehmen auch wegen der Beteiligung von Strafverfolgungsbehörden nicht äussern. Unbekannte hatten Daten mit sogenannter Ransomware verschlüsselt. Unter Analysten hiess es, die Angreifer hätten ein Lösegeld von rund 23 Millionen Dollar gefordert, um die betroffenen Daten wieder zu entschlüsseln.
Aus dem dritten Quartal konnten die Darmstädter wegen der Attacke vorerst nur Eckdaten zu den Geschäftszahlen vorlegen. Diesen zufolge wartet die Software AG weiter mit einem guten Lauf bei den neuen Vertragsabschlüssen auf. Allerdings fielen Umsatz und operatives Ergebnis schwächer aus als gedacht. JP-Morgan-Analystin Stacy Pollard bezeichnete die Zahlen deshalb als «durchwachsen». Die Schwäche und Schwankungsbreite bei Erlösen und Gewinnen sowie die andauernden Untersuchungen des Hackerangriffs liessen Raum für Unsicherheit bei den Investoren.
Brahmawar trimmt den Konzern stark auf das in vergangenen Jahren chronisch schwächelnde Wachstum, dazu werden die Kunden auch auf Abonnementmodelle umgestellt und sie bezahlen die Software nicht mehr in Einmalbeträgen. Mehr als noch im zweiten Quartal lastete das auf dem Umsatz, der zwischen Juli und Ende September nur bei 180,5 bis 185 Millionen Euro gelegen haben dürfte. Das sind bis zu ein Fünftel weniger als ein Jahr zuvor und auch weniger als von Experten gedacht.

Umstellung auf Subskriptionen

«Im dritten Quartal haben wir weiter in Wachstum investiert und unsere geplante Umstellung auf Subskriptionen weiter vorangetrieben», erläuterte Finanzchef Heiden. «Dies zeigt sich jetzt zwar in den technischen Auswirkungen, die wir auf unseren ausgewiesenen Umsatz erwartet haben, aber das Wachstum des Auftragseingangs ist der aussagekräftigere Massstab für unsere Fortschritte.» Bei den Auftragseingängen, die das Volumen abgeschlossener Verträge beschreiben, konnte die Software AG denn auch bessere Zahlen vorweisen und schnitt besser ab als von Experten erwartet.
Doch die Investitionen in den Umbau gehen weiter ins Geld. Brahmawar hatte die Vertriebsteams in Nordamerika, Asien und Europa gestärkt, ausserdem steckt der Konzern mehr Geld in Werbung und Partnerschaften. Um Sondereffekte bereinigt und vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) erwartet das Management für das Quartal nur 28 bis 32 Millionen Euro Gewinn nach 68,4 Millionen im Vorjahr. Die operative Marge dürfte bei 16 bis 17 Prozent liegen – vor einem Jahr waren es noch über 30 Prozent.
Brahmawar warb dennoch weiter für seinen Kurs. Er hatte mit seiner Strategie Geschäftsmodell und Führungsetage umgekrempelt: «Unsere Produkte sind für unsere Kunden geschäftskritisch, unser Marktangang ist präziser geworden, unsere operativen Fähigkeiten sind gestärkt und wir setzen uns weiterhin gegen den Wettbewerb durch.»
Im vierten Quartal hat die Software AG rund 30 Millionen Euro Auftragseingang gebucht, darunter ein grosser Deal mit dem US-Pharmagrosshändler und Apothekenbetreiber Walgreens Boots Alliance. Zum Vergleich: Im gesamten dritten Quartal lag der Auftragseingang bei bis zu 101,5 Millionen Euro. Das Schlussquartal ist in der Softwarebranche üblicherweise eh das saisonal stärkste, weil Firmen und Behörden dann ihre IT-Budgets ausschöpfen.



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