Datenschutz 30.03.2021, 11:08 Uhr

Kanton Zug stoppt E-Mail-Versand von Impfnachweisen

Der Kanton Zug stoppt per sofort den Versand von Impfnachweisen per E-Mail. Nachdem dieser auf ein Datenschutzproblem hingewiesen wurde, sollen nun zuerst offene Fragen geklärt werden.
(Quelle: John Cameron / Unsplash)
Gemäss der Partei für rationale Politik, allgemeine Menschenrechte und Teilhabe (Parat) hat das Impfzentrum Zug in Baar gegen den Datenschutz verstossen – und zwar, weil dieses Impfausweise unverschlüsselt via E-Mail verschickte. Wie die Partei in einer Medienmitteilung schreibt, bestätigte auch die kantonale Datenschutzstelle, dass es sich dabei um einen Verstoss geltender Richtlinien handelt.
«Gerade in der Pandemie muss das Arztgeheimnis gewahrt und Patientendaten besonders gut geschützt werden, um jede Diskriminierung zu vermeiden. Der Versand per E-Mail wäre kein Problem, wenn Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zum Einsatz käme, wie es heute dem Stand der Technik entspricht», wird Stefan Thöni, der Präsident der Parat, in der Mitteilung zitiert.
Denn die vom Impfzentrum verschickten Nachweise beinhalten offenbar nicht nur Name, Geburtsdatum, Geschlecht des Patienten und das Datum der Impfung, sondern auch den verabreichten Impfstoff mit Hersteller und Losnummer. Besonders auch an der Tatsache, dass die Daten mit der Lösung «CovidProtect» von «OneDoc» über den Amazon Simple Email Service an die Patientinnen und Patienten verschickt werden, stösst sich die Partei. Der Versand über einen amerikanischen Dienstleister eröffne US-Geheimdiensten den Direktzugriff, schreibt sie deshalb.
Weder die Zuger Gesundheitsdirektion noch die kantonale Datenschutzstelle hätten die IT-Sicherheit des Impfzentrums geprüft. Dabei wäre bei einem so gewichtigen Gesundheitsprojekt eine datenschutztechnische Folgeabschätzung dringend geboten gewesen, heisst es weiter. Auch in den Nutzungsbedingungen von «CovidProtect» finde sich kein Hinweis auf den Versand des Impfnachweises per E-Mail.
«Der Versand des Impfnachweises per E-Mail läuft über die Software OneDoc, welche die Kantone vom Bund zur Verfügung gestellt bekommen haben. Diese Software sieht diesen Mailversand explizit als Funktion vor», wird Aurel Köpfli, Mediensprecher der Zuger Gesundheitsdirektion, in einem Bericht der «Luzerner Zeitung» zitiert. Ihm zufolge werden die Mails jedoch nicht über den amerikanischen, sondern über den europäischen Ableger von Amazon versendet.
Dennoch reagierte der Kanton Zug inzwischen. «Aufgrund der eingegangenen Meldungen wird der Versand der Impfbestätigungen per E-Mail im Kanton Zug per sofort gestoppt. Die Fragen zum Datenschutz werden nun mit den zuständigen Stellen beim Bund abgeklärt», sagte Köpfli gegenüber der Zeitung weiter.



Das könnte Sie auch interessieren