ISG-Studie 10.11.2020, 12:42 Uhr

Nachfrage nach Colocation-Flächen steigt in der Schweiz rasant

In der Schweiz nahm der Bedarf an Colocation-Flächen in den letzten Monaten stark zu, wie eine Studie von ISG zeigt. Dazu trugen unter anderem auch Hyperscaler wie Microsoft und Google bei.
(Quelle: Unsplash)
Die Nachfrage nach IT-Lösungen für Telearbeit bleibt hoch. So verzeichnet auch der Markt für private und hybride Cloud-Dienste ein stabiles Wachstum. Damit Unternehmen zeitnah neue Services verfügbar machen können, steigt insbesondere auch der Bedarf an Colocation-Leistungen, wie die «Provider Lens Next-Gen Private/Hybrid Cloud – Data Center Services & Solutions Report Switzerland 2020» der Information Services Group (ISG) zeigt.
«In den vergangenen zwölf Monaten hat die Nachfrage nach Colocation-Flächen in der Schweiz enorm zugenommen», kommentiert Heiko Henkes, Director & Principal Analyst bei ISG, die Studienergebnisse. Er begründet die Entwicklung damit, dass in vielen Fällen die unternehmenseigenen Rechenzentren nicht mehr den aktuellen Anforderungen entsprechen oder schlichtweg zu klein geworden sind. «Vor diesem Hintergrund sorgt die Bereitstellung von Colocation-Services für neue Wachstumsperspektiven», wird Henkes in einem Communiqué zur neuen Studie zitiert.

Anbieter bringen sich in Stellung

Die Colocation-Anbieter unter der Lupe
Quelle: ISG
Laut dem Analysten von ISG stellten sich die Colocation-Anbieter erfolgreich auf den Nachfrageanstieg ein. Zahlreiche Provider hätten neue Rechenzentren gebaut oder würden zusätzliche Kapazität bis zum Jahresende bereitstellen. Dem Marktforschungsunternehmen zufolge wurden vor allem ausländische Anbieter wie Interxion und NTT tätig, genannt wird aber auch der Schweizer Provider Green Datacenter.
Auf der Suche nach neuen Geschäftsfeldern würden sich inzwischen sogar IT-fremde Unternehmen in den Asset-lastigen Colocation-Markt einsteigen, schreibt ISG weiter. Als Beispiel werden etwa Anbieter aus der Immobilienbranche genannt. Die Data Center entstünden dabei nicht nur in der Nähe des Austauschknotens SwissIX in Zürich, sondern auch in weiteren grösseren Wirtschaftsräumen wie Bern, Genf und Basel.
Die Regionalisierung des Angebots gewinnt gemäss ISB insbesondere für all jene Unternehmen an Bedeutung, die Teile ihrer Workloads an den Netzwerkrand platzieren wollen, wo es grosse Datenmengen mit kurzen Latenzzeiten zu verarbeiten gilt. Als Beispiele für solche Edge-Computing-Szenarien nennt das Analystenhaus IoT-Anwendungen oder auch Lösungen für das autonome Fahren. Darüber hinaus würden Unternehmenskunden vermehrt nach georedundanten Lösungen suchen, um die Ausfallsicherheit ihrer IT-Landschaften zu erhöhen.

Firmen aus allen Grössenklassen zeigen Interesse

Letztlich zeigt die ISG-Studie, dass sich Anwender aller Grössenklassen für Colocation interessieren. Hinzu kämen auch Service Provider, Integratoren und Hyperscaler sowie Carrier, die ihr Netzwerk in den Rechenzentren der Anbieter installieren. So sei auch die Bandbreite potenzieller Nachfrager in den letzten 12 Monaten deutlich gestiegen. «Viele Schweizer Unternehmen haben die Vorteile der Datenverarbeitung in der Public Cloud durchaus schon erkannt», meint der ISG-Analyst Henkes.
Zwar sei ein Grossteil der Entscheider lange Zeit besorgt darüber gewesen, dass die Daten ausser Landes gespeichert werden könnten. Doch diesen Bedenken sind vor allem die beiden Hyperscaler Microsoft und Google inzwischen entgegentreten, indem sie eigene Rechenzentren in Zürich und Genf aufbauten. Auch AWS kündigte kürzlich Schweizer Data Center an, bei der Amazon-Tochter dauert es aber noch etwas länger (Computerworld berichtete).
Laut Henkes haben Schweizer Unternehmen seither die Möglichkeit, skalierbare Public-Cloud-Dienste wie etwa Microsoft 365 in Anspruch zu nehmen, ohne auf die Datenhaltung in der Schweiz verzichten zu müssen. Der ISG-Analyst erwarte deshalb, dass nun mehr und mehr Colocation-Anbieter Partnerschaften mit den Hyperscalern eingehen dürften, um attraktive Hybrid-Szenarien zu entwickeln, heisst es abschliessend.



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