Start-up-Check 10.03.2021, 11:40 Uhr

Skillbrowser: Orientierungshilfe für CIOs

IT-Dienstleister gibt es auch in der kleinen Schweiz viele. Die grosse Auswahl macht die Suche nach dem richtigen Partner nicht einfacher. Skillbrowser soll CIOs deshalb dabei helfen, den Anbieter mit dem passenden Service und dem nötigen Fachwissen zu finden.
Philippe Strübin ist der Gründer des Basler Start-ups Skillbrowser
(Quelle: Screenshot / Computerworld)
Den richtigen IT-Partner zu finden, ist keine einfache Angelegenheit. Ein langer Prozess ist es noch dazu: Von der ersten Kontaktaufnahme über das Einholen einer Offerte bis zum Proof of Concept kann je nachdem sehr viel Zeit vergehen. Wer zudem erstmal via Google nach Anbietern sucht, der findet nicht zwangsläufig die, die auch am besten passen, sondern jene, die bei der SEO-Optimierung ihrer Website den besten Job gemacht haben.
Diese Herausforderungen kennt Philippe Strübin bestens. Seit 1995 ist er in der IT-Branche tätig – zuerst bei verschiedenen IT-Dienstleistern, 2006 wechselte er schliesslich auf die Kundenseite. Inzwischen ist er als Head of IT für die Basler Baufirma Yuanda Europe tätig. Im Laufe seiner Karriere beschäftigte er sich unzählige Male mit der Suche nach neuen Technologien und Angeboten auf dem IT-Markt. «Immer wieder stiess ich auf Themen, die beispielsweise von bestehenden Anbietern nicht abgedeckt wurden. Deshalb wünschte ich mir schon vor Jahren eine Plattform, die mir dabei hilft, den besten Anbieter zu finden», sagt Strübin. Nicht zuletzt sollte diese den «sehr zeitaufwendigen und ermüdenden Prozess» verkürzen. Ihm zufolge existierte damals allerdings noch keine vergleichbare Plattform.

Masterarbeit als Grundlage

Strübin entschied sich dann im Rahmen seiner Master­arbeit zum Studiengang «MAS Information Systems Management» an der FHNW dazu, das Konzept für eine Plattform zu erstellen, die seinen Anforderungen entsprach. Dass er dabei einer interessanten Idee auf der Spur war, bestätigten ihm Leidensgenossinnen und -genossen. «Ich führte zahlreiche Interviews mit Berufskollegen über die Erfahrungen mit IT-Dienstleistern und merkte, dass auch bei ihnen ein starkes Bedürfnis nach Unterstützung bei der Suche nach passenden Skills, Services und Lösungen vorhanden ist», erklärt der IT-Leiter. Auch einen Prototyp habe er bereits entwickelt. «Insgesamt war die Masterarbeit meine Entscheidungsgrundlage, ob ich mit dem Projekt durchstarten will.» So gründete Strübin schliesslich das Start-up Skillbrowser. Der Launch seiner Plattform erfolgte im Oktober 2019.

«TripAdvisor» für IT-Dienstleistungen

Die Grundidee von Skillbrowser ist, dass IT-Dienstleister auf der Plattform ihre Skills, Services und Lösungen erfassen. CIOs, die mit ihnen zusammengearbeitet und Projekte durchgeführt haben, können diese anschliessend bestätigen. Die Plattform zeigt IT-Entscheiderinnen und -Entscheidern also an, welcher Anbieter am meisten bestätigte Skills in einem bestimmten Bereich hat. Zudem lässt Skillbrowser die Kombination von Kenntnissen zu. So kann man beispielsweise nach einem Anbieter suchen, der sich mit Microsoft Teams auskennt und gleichzeitig Erfahrung mit Kunden aus der Finanzbranche hat.
CIOs können mit Skillbrowser nach spezifischen Skills, Services und Lösungen suchen
Quelle: Skillbrowser
Strübin beschreibt Skillbrowser deswegen auch als «Trip­Advisor» für IT-Dienstleistungen. «Kunden erhalten eine einfache und klare Übersicht, was welcher Dienstleister anbietet.» Vergleichbar ist die Funktionalität auch mit einem Feature des Karrierenetzwerks LinkedIn. Dieses ermöglicht es Mitgliedern, in ihren Profilen Kenntnisse zu hinterlegen, die Kontakte aus ihrem Netzwerk bestätigen können. Strübin betont aber, dass es bei seiner Plattform darum geht, Skills zu bestätigen und nicht Bewertungen abzugeben. «Skillbrowser soll keine Shaming-Plattform sein.»
Ein weiteres praktisches Feature: Um Referenzen einzuholen, kann man sich über die Plattform direkt mit Per­sonen in Verbindung setzen, die mit einem Anbieter bereits ein Projekt zu einem bestimmten Thema realisiert haben. Dazu werden diese beim Bestätigen von Skills gefragt, ob sich Interessenten bei Bedarf bei ihnen melden dürfen.
Die Nutzung der Plattform ist derzeit übrigens kostenlos – sowohl für CIOs als auch für IT-Dienstleister. Damit man sich nicht komplett anonym auf der Plattform bewegen kann, ist für das Lesen und Abgeben von Bestätigungen eine Anmeldung nötig. Mit zunehmendem Wachstum könnte Skillbrowser zwar für Anbieter irgendwann kostenpflichtig werden, Strübin will aber bewusst auf ein faires Pricing setzen. So soll der Preis auch für kleine Firmen keine Hürde darstellen.

Aufwendige Vorbereitung

Aktuell verursache die Plattform einen überschaubaren Aufwand, sagt der IT-Leiter weiter, der das Projekt neben seinem Job als Head of IT stemmt. Beschäftigt sei er vor allem mit dem Approval neuer Accounts. «Mir ist es wichtig, dass sich nur Firmen auf der Plattform befinden. Sie ist nicht für die Jobsuche oder als Freelancer-Portal gedacht.» So muss bei der Anmeldung auch eine geschäftliche E-Mail-Adresse angegeben werden. Strübin prüft dann, ob es die entsprechende Firma auch wirklich gibt und was sie genau macht.
Wer auf Skillbrowser eine Suche startet, erhält zuoberst jene Anbieter an­gezeigt, die von der Community am meisten Bestätigungen erhalten haben
Quelle: Skillbrowser
Das mit dem überschaubaren Aufwand war allerdings nicht immer so – immerhin stellte der Gründer Skillbrowser praktisch in Eigenregie auf die Beine. Helfen liess er sich lediglich bei Programmierarbeiten, zudem unterstützt ihn ein Businesspartner bei der Vermarktung. Gemäss seinen Angaben nahmen die Vorbereitungen vor dem Launch der Plattform mit Konzeptions- und Entwicklungsarbeiten rund zwei Jahre in Anspruch. Wie der Gründer erklärt, hatte er im Vorfeld etwa rund 1500 verschiedene Skills zusammengetragen, die Anbieter nun auswählen können. Und wenn ein Produkt, eine Dienstleistung oder eine Lösung aus dem Portfolio fehlt, kann man das auch noch manuell erfassen. Hier ist dann jedoch wieder Strübin gefragt, der die neu erfassten Skills zuerst noch prüft und freischaltet. So will er sicherstellen, dass nur branchenübliche Ausdrücke verwendet und Redundanzen vermieden werden.

Engagement ist gefragt

Der Skillbrowser-Gründer berichtet, dass Anbieter sehr froh seien über die Lösung. Um SEO-Optimierung müssen sie sich auf der Plattform zum Beispiel keine Gedanken machen. Wer am meisten bestätigte Skills hat, wird automatisch zuoberst aufgeführt. «Eine kleine Programmierfirma hat also genau die gleichen Chancen wie ein Software-Konzern», sagt Strübin. Anbieter schätzten zudem, dass man ihr ganzes Portfolio auf einen Blick sehen könne. «Auf ihren Websites schreiben sie viel Text, wiederholen alles zigmal und platzieren unzählige Verlinkungen – nur, um im Google-Ranking ganz oben zu erscheinen.»
“Eine kleine Programmierfirma hat auf Skillbrowser die gleichen Chancen wie ein Software-Konzern„
Philippe Strübin
Noch etwas zurückhaltend seien dagegen seine Berufskolleginnen und -kollegen, berichtet der IT-Leiter weiter. Insbesondere auf sie ist er mit Skillbrowser aber angewiesen. Denn am Ende ist es das Engagement der Community, das solche Plattformen wertvoll macht und einen Mehrwert generiert. Dieser entsteht erst, wenn genügend CIOs die Skills ihrer IT-Partner bestätigen. Hier will Strübin ansetzen, indem er die Plattform im persönlichen Kontakt, in Foren oder auch an Events bewirbt. Zudem will er Skillbrowser mit Zusatzdienstleistungen ergänzen – etwa der Möglichkeit, themenspezifische Events und News erstellen zu können.
«IT-Verantwortliche sind viel beschäftigt, das weiss ich aus eigener Erfahrung, und das Bestätigen von Skills nimmt Zeit in Anspruch», zeigt sich Strübin verständnisvoll. Gleichzeitig appelliert er aber an die Community: «Nur mit der Hilfe der CIOs, Projektmanager & Co. können wir auch in Zukunft von der Plattform profitieren.»
In diesem Video erzählt Philippe Strübin gleich selbst, was Skillbrowser auf dem Kasten hat, wie CIOs und IT-Managerinnen davon profitieren und weshalb das Engagement der Community wichtig ist.
Zur Firma
Skillbrowser
wurde im Jahr 2018 von Philippe Strübin gegründet. Das Basler Start-up unterstützt CIOs auf der Suche nach dem passenden IT-Partner, indem sie die Datenbank nach den gewünschten Skills durchsuchen können. Ziel ist es, dass die Kunden am Ende jeweils die Kenntnisse ihrer Partner bestätigen und so für mehr Glaub­würdigkeit sorgen. Derzeit sind laut Strübin gut 250 Anbieter auf Skillbrowser vertreten.



Das könnte Sie auch interessieren