Vergleichsanalyse 09.02.2022, 07:20 Uhr

Schweizer Onlinehandel gedeiht prächtig

Der Onlinehandel ist 2021 in der Schweiz kräftig gewachsen. Dies zeigen Analysen des Vergleichsdienstes Comparis in Kooperation mit der Wirtschaftsauskunftei CRIF und auf Basis von Online-Befragungen. Besonders Ausländerinnen und Ausländer sowie alte Menschen holen auf.
(Quelle: Rupixen/Pixabay)
Nicht zuletzt die Corona-Pandemie und die in deren Zusammenhang verhängten Massnahmen haben dem Kaufen via Internet in der Schweiz mächtig Schub verliehen: Auf 15 Milliarden Franken dürfte der Onlinehandel in der Schweiz 2021 gewachsen sein. Dies berichtet der Vergleichsdienst Comparis unter Berufung auf eine Onlinebefragung des Handelsverband.swiss.
2020 habe der Onlineshopping-Umsatz der Schweiz noch 13,1 Milliarden Franken betragen, vergleicht Comparis basierend auf einer Erhebung von Handelsverband.swiss, Marktforschungsinstitut GfK und Schweizerische Post. Dies entspricht einer Steigerung von 14,5 Prozent. Einzelnen Händlern lief es dabei besonders gut: Alleine Digitec Galaxus steigerte 2021 den Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 2,1 Milliarden Franken.

Veränderte Altersstruktur

Auch die Online-Käuferschaft hat sich von Anfang 2019 bis Ende 2021 stark verändert. Das zeigt die Analyse des Online-Vergleichsportals Comparis in Kooperation mit der Wirtschaftsauskunftei CRIF. So wurde die Altersstruktur von der Pandemie durchgeschüttelt: Der Anteil der 55- bis 65-Jährigen beim Online-Shopping wuchs von 14,1 vor der Pandemie auf 15,1 Prozent Ende 2021. Der Anteil der übers Internet kaufenden Rentnerinnen und Rentner (ab 65 Jahren) stieg im selben Zeitraum von 13,3 auf 14,1 Prozent. Bei den Jüngeren legten einzig die 30- bis 40-Jährigen um 0,9 Prozentpunkte auf 21,3 Prozent zu.

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Online-Shopping-Entwicklung in der Schweiz 2019 bis 2021

Relativ gesunken ist hingegen der Onlineshopping-Anteil bei den jungen Erwachsenen von 20 bis 24 Jahren (−0,9 Prozentpunkte). Das heisst: Die älteren Generationen haben überproportional zum Marktwachstum in der Pandemie beigetragen.
«Ein Grund für diese Verschiebung zwischen den Generationen ist die starke Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs», erklärt Comparis-Finanzexperte Michael Kuhn. Das zeige sich bei Digitec Galaxus: Der Onlinehändler verzeichnete das stärkste Umsatzwachstum in den Bereichen Supermarkt, Do it + Garten, Wohnen, Baby und Spielwaren. Auch Coop Online legte 2021 um 13,4 Prozent zu.

Deutschschweizer und Ausländer sorgten für Schub

Das starke Wachstum beim Online-Shopping wurde massgeblich von Ausländern und Ausländerinnen sowie von Personen in der Deutschschweiz getrieben. Entsprechend sank der Anteil der übrigen Sprachregionen und der Personen mit Schweizer Pass insgesamt. Vor der Pandemie haben deutlich weniger Ausländerinnen und Ausländer online eingekauft als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (25 Prozent); nämlich nur 21 Prozent. Im zweiten Halbjahr 2021 stieg der Anteil auf 23 Prozent.
Die Deutschschweizer Bevölkerung legte kräftig zu: Ende 2021 lag ihr Anteil aller Online-Einkäufe bei rund 79 Prozent – und damit deutlich höher als ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung (74 Prozent).

Massive Zunahme im ersten Lockdown

Der Wandel im Online-Shopping zeigt sich im Zeitraum des ersten Lockdowns (16. März bis 26. April 2020) am deutlichsten: Je älter die Leute, desto stärker stieg ihr Anteil an den Internet-Einkäufen. Bei den Pensionierten betrug der Anteil an der gesamten Internet-Käuferschaft im zweiten Halbjahr 2019 13,5 Prozent. Dieser Anteil kletterte im ersten Halbjahr 2020 auf 14,4 Prozent (plus 0,9 Prozentpunkte). Der Anteil der 55- bis 65-Jährigen am Onlineshopping-Kuchen nahm um 0,6 Prozentpunkte zu und stieg auf 14,9 Prozent. Der Anteil der 40- bis 50-Jährigen wuchs um 0,4 Prozentpunkte (29 Prozent). Die 30- bis 40-Jährigen legten relativ um 0,3 Prozentpunkte zu (auf 20,7 Prozent).

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Online-Shopping-Entwicklung in der Schweiz 2019 bis 2021

Der Anteil der Jungen nahm dagegen proportional ab. In der Gruppe der 25- bis 30-Jährigen sank er im ersten Lockdown um 0,5 Prozentpunkte (9,2 Prozent). Die Altersklasse der 20- bis 24-Jährigen nahm um 1 Prozentpunkt ab (7,4 Prozent).
«Ältere Menschen blieben während des ersten Lockdowns häufiger zuhause und mieden den Gang in die Geschäfte. Teils halfen Kinder, Enkelkinder und jüngere Nachbarn bei den Online-Einkäufen», erklärt Kuhn.

Frauen haben Shoppingboom getrieben

Der Frauenanteil der Online-Shoppenden war schon vor der Pandemie deutlich höher als der Männeranteil (55,1 Prozent gegenüber 44,5 Prozent). Im Onlineshopping-Boom während des ersten Lockdowns im Frühling kletterte er nochmals auf 56,1 Prozent.
Damit sind Frauen unter den Bestellenden deutlich überrepräsentiert, denn der Anteil Frauen an der Gesamtbevölkerung beträgt gemäss Bundesamt für Statistik (BFS) 50,4 Prozent.
«Durch die Schliessung aller nicht essenziellen Geschäfte, die Angst vor einer Ansteckung und generell durch die Mobilitätseinschränkungen wurden viele Güter des täglichen Bedarfs wie etwa Lebensmittel statt im Laden im Internet gekauft. Diese Aufgabe haben in der Mehrzahl Frauen übernommen», sagt der Comparis-Experte.

Aufgesplittet nach Sprachregionen hat die Deutsch sprechende Bevölkerung im ersten Lockdown das Marktwachstum getrieben. Bei Personen mit ausländischem Pass gab es ebenfalls eine deutliche Zunahme an Interneteinkäufen: So stieg vor allem der Onlinehandel-Anteil der in der Schweiz lebenden Deutschen von 17,5 auf 18,4 Prozent aller Ausländer.

Zweiter Lockdown: Ausländer mit deutlichem Zugewinn 

Im zweiten Lockdown (11. Januar bis 1. März 2021) haben erneut die älteren Generationen das Onlineshopping-Wachstum angetrieben. Allerdings war der Effekt kleiner als im ersten Lockdown. Der Anteil der über 65-Jährigen und der 55- bis 60-Jährigen nahm nochmals um 0,5 respektive 0,3 Prozentpunkte zu. Die Gruppe der 20- bis 24-Jährigen verlor anteilig 0,2 Prozentpunkte.
Deutlich ausgeprägter als während des ersten Lockdowns war der Zugewinn der Ausländerinnen und Ausländer am Onlineshopping-Markt während des zweiten Lockdowns. Ihr Anteil wuchs von 22 auf 23 Prozent. Die Schweizerinnen und Schweizer büssten entsprechend 1,1 Prozentpunkte von 78 auf 76,9 Prozent ein.
«Da immer mehr Ältere und Menschen mit ausländischem Pass online shoppen, schliessen sich hier Gräben zwischen der Aufteilung in der Bevölkerung und dem Einkaufen per Mausklick», beobachtet Kuhn. Weil immer mehr der über 65-Jährigen im Vergleich zu 2019 am Bildschirm einkauften, liegt ihr Anteil mit 14,1 Prozent schon deutlich näher an ihrem Potenzial von 18,8 Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung. 
Am anderen Ende des Spektrums stehen die 40- bis 55-Jährigen. Sie waren Ende 2021 im Verhältnis zur Alterspyramide in der Schweiz am stärksten überrepräsentiert. Ihr Anteil betrug im zweiten Halbjahr 2021 28,7 Prozent aller Online-Shoppenden. Dabei stellen sie nur 21,4 Prozent der Bevölkerung.

Autor(in) pd/ jst



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