Software 22.11.2023, 08:24 Uhr

Altman wird wieder Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI

Wenige Tage nach seinem überraschenden Rauswurf wird Sam Altman wieder Chef des ChatGPT-Entwicklers OpenAI. Ausserdem wird der Verwaltungsrat erneuert, wie OpenAI in der Nacht zum Mittwoch mitteilte.
Sam Altman
(Quelle: Twitter)
Altman war erst am Freitag vom alten Verwaltungsrat herausgedrängt worden und hatte sich am Sonntag entschlossen, zum OpenAI-Investor Microsoft zu gehen. Danach drohten rund 700 der 770 Mitarbeiter von OpenAI, ihm zu folgen - was praktisch das Ende der Firma bedeutenhättes.
Medienberichten zufolge führte ein Richtungsstreit bei OpenAI zu Altmans Abgang. Einige Führungskräfte wie Technologiechef Ilya Sutskever seien der Ansicht gewesen, dass Altman die Software mit Künstlicher Intelligenz zu schnell und mit einem zu kommerziellen Ansatz auf den Markt bringen wolle. Sie hätten die Mehrheit des Verwaltungsrates auf ihre Seite gebracht. Inzwischen wechselte auch Sutskever ins Altman-Lager und bedauerte öffentlich seine Beteiligung an dessen Absetzung.

OpenAI ursprünglich als Non-Profit-Organisation gedacht

OpenAI war 2015 als eine Non-Profit-Organisation gegründet worden - mit der Mission, Künstliche Intelligenz im Interesse aller zu entwickeln. Als jedoch klar wurde, dass mit Spenden die nötigen Milliarden-Investitionen nicht aufzutreiben wären, wurde zusätzlich eine gewinnorientierte Firma mit Altman an der Spitze gebildet. Dieser holte unter anderem Microsoft als Investor an Bord und sicherte OpenAI damit den Zugang zur nötigen Rechenleistung. Der Konflikt zwischen den beiden Ansätzen wurde aber immer tiefer.
Der Chatbot ChatGPT kann Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren. Seine Veröffentlichung vor rund einem Jahr löste einen KI-Hype aus. OpenAI wurde damit zu einem Vorreiter bei der Technologie. Microsoft ging einen milliardenschweren Pakt mit der Firma ein, um deren Technologie in Produkte des Konzerns zu bringen. Andere Tech-Schwergewichte wie Google, Amazon und der Facebook-Konzern Meta stellten Konkurrenz-Software vor.

Meinung: Eine Klamotte wie sie im Buche steht!

Alles wieder auf Anfang zurück. Oder etwa doch nicht? Nun gut. Rollen wir für einmal das Feld von hinten auf: Sam Altman, damaliger CEO von OpenAI und wohl auch Kopf des KI-Unternehmens, wird gekündigt (und, das unterstelle ich jetzt einfach mal, hat vielleicht schon auch ein bisschen darauf hingearbeitet), und sucht ganz offen eine neue Herausforderung. Und huch, die ist auch schnell gefunden. Und zwar, wen wundert es, nur einen Steinwurf entfernt. Denn kein geringerer als Microsoft Chef Satya Nadella bietet dem geschiedenen OpenAI-Chef eine Stelle in Redmonder-Softwareunternehmen an. Dazu muss man wissen, dass Microsoft mit einer Investitionssumme von mindestens 10 Milliarden Dollar (eine 1 mit 9 Nullen) dick drin im Business der KI-Schmiede Nummer eins ist.

Und dann das!


Als der Deal (so gut wie sicher) unterzeichnet schien, und der Microsoft-CEO schonmal den Schampus kaltgestellt haben dürfte, rudert Altman zurück, und wird neuer, alter OpenAI-Chef.
OpenAI hat nämlich in der Zwischenzeit via X (ehemals Twitter) verlauten lassen, dass man mit Sam Altman eine neue Übereinkunft getroffen hat. Es soll ein neues Board besetzt werden, und zwar mit Bret Taylor als Chairman, Larry Summers und Adam D‘Angelo geben. Okay…

Computerworld fragt: «Gibt es Gewinner, oder Verlierer dieser Klamotte?»


Klar ist: Die Partnerschaft mit Microsoft wird weiter ausgebaut. Nadella gab dazu auf X an: «Wir sind von den Änderungen im Board von OpenAI ermutigt. Sam, Greg und ich haben gesprochen und waren uns einig, dass sie mit dem OAI-Führungsteam eine Schlüsselrolle spielen müssen, um sicherzustellen, dass OAI auch künftig erfolgreich ist. Wir freuen uns auf eine starke Partnerschaft und darauf, unseren Kunden und Partnern die nächste Generation von KI bieten zu können.»

Wir fragen weiter: «Was steckt denn wirklich dahinter?»


Das OpenAI-Board wird neu aufgestellt, und rückt damit zweifelsohne noch ein ganzes Stück näher an Microsoft heran. Alle Hauptakteure geben sich dazu brav die Hände, und freuen sich. Zum Wohle des Unternehmens, vor allem aber wohl für Microsoft. Denn Redmond gewinnt Sam Altman zwar nicht auf direktem Weg, kann seine Partnerschaft mit OpenAI nach diesem klugen Schachzug aber signifikant ausbauen. Wenn Nadell von «Sam» und sich selbst in der ersten Person spricht, ist doch schon alles gesagt.

Blutsbrüder im Geiste

Die Fessel ist gelegt, die Zusammenarbeit (vielleicht auch finanziell) auf einem neuen Level angekommen. Herzlichen Glückwunsch! Vielleicht aber nicht ganz so happy dürfte die Konkurrenz mit Argusaugen auf dieses Lustspiel geäugt haben. Allen voran Amazon wie auch Alphabet, die im KI-Segment (= Künstliche Intelligenz), ums mal positiv zu formulieren, leicht hinterherhinken oder zumindest nicht ganz so gut performen.

Hintergrund: «KI» wird als der zukünftige Wachstumsgarant gesehen: Sei es in der Cloudsparte, bei der Hardware oder auch den zur Verfügung gestellten Diensten. Und überall dort wäscht Microsoft den verdutzten Kontrahenten wie Amazon oder auch Alphabet, gehörig den Kopf. Microsoft baut sich Stück für Stück sein «KI»-Universum auf. Auch und vor allem dank Nadella, der Microsoft aus seinem Dornröschenschlaf geweckt hat. Er und Microsoft sind die Gewinner.

Nochmal zurück zur Lage: Zwar dürfte damit der Schwank rund um OpenAI und Microsoft erst einmal sein vorläufiges Enden genommen haben. Aber wer weiss schon, aus wie vielen Akten das OpenAI-Lustspiel tatsächlich besteht…


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