KI-Erweiterungen 11.10.2023, 10:01 Uhr

ChatGPT mit Plug-ins erweitern

Plug-ins bringen dem KI-Chatbot gezielt zusätzliche Fähigkeiten bei. Er analysiert so etwa PDFs oder nimmt komplexe Berechnungen vor.
(Quelle: Shutterstock/FlatFrenzy)
Es ist erst etwa ein Jahr her, dass OpenAI den KI-Chatbot ChatGPT freigegeben hat. Schon jetzt gilt der Dienst bei vielen Beobachtern aber bereits als «das nächste grosse Ding» der IT-Welt. Dabei sind die Möglichkeiten, die ChatGPT auch und gerade für Unternehmen bietet, noch längst nicht ausgelotet. Eine immer grössere Bedeutung erlangen dabei Plug-ins, mit denen sich die Fähigkeiten von ChatGPT erweitern und in bestimmte Richtungen lenken lassen. Im Plug-in-Store von ChatGPT befinden sich derzeit etwa 750 frei verfügbare Plug-ins. Sie erweitern den Dienst in viele Richtungen. So ist es damit etwa möglich, PDFs mit ChatGPT auszuwerten, Videos automatisiert zu analysieren oder die eigenen Prompts zu verbessern.
Der Plug-in-Store von ChatGPT zeigt bislang nur wenige Informationen zu den rund 750 verfügbaren Erweiterungen an.
Quelle: Microsoft

Quantität mit Qualität

Auf den ersten Blick ist die Bedienung des ChatGPT-Chatbots simpel. Der Nutzer tippt ein, was er wissen will, und die generative KI antwortet erstaunlich geschliffen, menschlich und meist gut informiert. Doch sind ihre Fähigkeiten durch das Pre-Training sowie Finetuning von OpenAI begrenzt. So verwendet das Unternehmen zwar einen gigantischen Datenbestand, der allerdings sehr breit ausgelegt ist und aus dem Jahr 2021 stammt. Neuere Ereignisse oder spezielle Daten sind nicht enthalten. Wie gut oder schlecht sich ein Large Language Model (LLM), auf dem auch ChatGPT basiert, für eine bestimmte Aufgabe einsetzen lässt, hängt jedoch stark von seinem Datenbestand ab.
Die erst vor ein paar Monaten freigegebenen Plug-ins für ChatGPT setzen hier an. So können Anwender über ChatGPT-Plug-ins zum Beispiel auf in Echtzeit erzeugte und bereitgestellte Daten zugreifen. Ein ähnliches Modell verfolgt der Microsoft 365 Copilot, der noch in diesem Jahr verfügbar sein soll. Er kann nicht nur auf den allgemein verfügbaren Datenbestand zugreifen, sondern zusätzlich auf persönliche Informationen des Anwenders oder seines Teams wie Kalendereinträge, E-Mails und weitere Dokumente. Der Microsoft 365 Copilot wird pro Anwender und Monat voraussichtlich 30 US-Dollar kosten.
Microsoft 365 Copilot zeigt, wie sich ein KI-Modell sinnvoll mit internen Daten füttern lässt. Ähnliches bieten Plug-ins für ChatGPT.
Quelle: Microsoft
Microsoft arbeitet bereits seit einiger Zeit eng mit ChatGPT-Erfinder OpenAI zusammen. Als eines der ersten gemeinsamen Projekte wurde Bing Chat gelauncht. Der Dienst, der auf den aktuellen Index der Suchmaschine Bing zugreift, hat seinen Weg sogar wieder zurück in ChatGPT gefunden, ist derzeit aber noch im Betastadium.

PDF-Dateien analysieren

Um externe PDF-Dateien auszuwerten, gibt es schon mehrere Plug-ins. Ganz oben auf der Beliebtheitsliste steht Ai PDF. Nach der Aktivierung des Plug-ins über die Webseite von ChatGPT lässt sich ein PDF etwa mit dem Befehl «Summarize the key points in this research paper for me: www.beispiel.de/beispiel.pdf» auswerten. Andere Eingaben wie «Identify the methodology used in this study» oder «Search for the author’s conclusion in this paper» sind ebenfalls möglich. Der Link zum PDF muss dabei nur einmal eingegeben werden, weil sich ChatGPT innerhalb eines Chats die Zusammenhänge merkt.
Während Ai PDF bei Tests mit deutschsprachigen Eingaben noch Fehlermeldungen erzeugte, war das bei seinem Pendant AskYourPDF kein Problem. So funktioniert etwa ein kurzer Prompt wie «Fasse mir den Inhalt von www.beispiel.de/beispiel.pdf zusammen». Darüber hinaus unterstützt das Plug-in das Hochladen lokaler PDF-Dateien über die Webseite www.askyourpdf.com/upload. Anschliessend erzeugt der Dienst eine eindeutige Dokumenten-ID, die sich in ChatGPT nutzen lässt. Auf diese Weise können Anwender eigene PDFs auswerten. Der Chatbot antwortet sogar mit Angabe der Seitenzahlen, auf die er sich bezieht.

Bessere Prompts

Eingaben bei ChatGPT werden Prompts genannt. Je sorgfältiger sie formuliert sind, desto besser sind auch die Ergebnisse. Das Plug-in Prompt Perfect analysiert eingegebene Prompts und erweitert sie um Schlüsselbegriffe. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Es ist aber auf jeden Fall hilfreich dabei, die eigenen Prompts zu optimieren.
Mehr als drei Plug-ins lassen sich in ChatGPT nicht gleichzeitig aktivieren.
Quelle: Microsoft
Die Bedienung ist nach der Aktivierung des Plug-ins wieder einfach: Es genügt, vor dem eigenen Prompt das Kürzel «[Perfect]» zu stellen, um das Plug-in zu nutzen. So macht es aus «Hilf mir, eine E-Mail über einen bevorstehenden Projekttermin zu verfassen» den für Menschen gestelzt klingenden, aber für ChatGPT leichter zu interpretierenden Prompt «Bitte unterstützen Sie mich dabei, eine detaillierte E-Mail zu verfassen, in der es um einen bevorstehenden Termin für ein Projekt geht. Ich benötige Ihre Hilfe, um sicherzustellen, dass die E-Mail alle relevanten Informationen enthält und präzise formuliert ist.» Chatbot erzeugt dann einen passenden Text, der sich in eine neue E-Mail einfügen lässt.

Anspruchsvolle Berechnungen

Das 1987 von Stephen Wolfram gegründete Unternehmen Wolfram Research hat ein eigenes Plug-in entwickelt, das den Chatbot mit der semantischen Suchmaschine Wolfram Alpha verbindet. Das versetzt ChatGPT in die Lage, auch ungewöhnliche Fragen wie «An welchem Datum sind seit dem 11.11.2011 genau 5000 Tage vergangen?» oder «Was sind die 20 grössten Städte in den USA?» zu beantworten. Ausserdem erstellt Wolfram mathematische Grafiken und Visualisierungen aus Bereichen wie Chemie, Physik, Geografie, Geschichte, Kunst, Musik und Astronomie.

Aktionen automatisieren

Das Zapier-Plug-in verbindet ChatGPT mit der gleichnamigen Online-Plattform, die bereits in vielen Unternehmen eingesetzt wird. Die Einrichtung ist etwas komplexer als bei anderen Erweiterungen. So benötigt der Nutzer einen Account bei Zapier, den er mit ChatGPT Plus verknüpfen muss. Anschliessend kann er in Zapier bestimmte Aktionen definieren. Danach lässt sich ChatGPT zum Beispiel anweisen, eine neue Nachricht an eine bestimmte Person in Gmail zu verfassen, in der ein Termin abgesagt werden soll. Der Chatbot erstellt anschliessend einen Link zu der Anwendung, über der sich die Aktion überprüfen und freigeben lässt. Darüber hinaus kann das Plug-in zum Beispiel auf Kalender oder Tabellen zugreifen, dabei bestimmte Inhalte prüfen und gegebenenfalls fehlende Daten ergänzen.

Webseiten zusammenfassen

Ein ebenfalls nützliches und zugleich einfach zu bedienendes Plug-in ist LinkReader. Nach der Installation und Aktivierung des Plug-ins genügt es, einen Link zu einer Webseite in ChatGPT einzufügen. Die Erweiterung erstellt dann automatisch eine Zusammenfassung der Inhalte der gewünschten Webseite.

Reisen und Erlebnisse planen

Auch wer Reisen planen oder sich auf Events vorbereiten will, findet bereits eine Reihe nützlicher Plug-ins. Open Table etwa bucht einen freien Tisch in einem Restaurant, Kayak sucht freie Hotelzimmer oder Flüge heraus. Andere wiederum recherchieren auf Amazon nach den besten Deals oder geben personalisierte Produkt- und Stilempfehlungen.

Andreas Fischer
Autor(in) Andreas Fischer



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