Kolumne – Häseli sagt... 16.07.2021, 12:19 Uhr

Die Mimik hinter und mit der Maske

Ohne Kommunikation keine IT. In seiner Kolumne beleuchtet Stefan Häseli die zwischenmenschliche Kommunikation von IT und Business.
(Quelle: Stefan Häseli)
Allein vor der Webcam in einer Videokonferenz zu sitzen, erlaubt einem bald als einzige Möglichkeit, das Gegenüber ohne Maske zu sehen. Die Restriktionen sind strikt, die Gesichter eröffnen uns nur noch Augenpartie, hohe Stirn, ansetzende Glatze und hoffentlich keine Nase. Für Menschen mit einem Gespür für das Gegenüber sind das harte Zeiten, wenn solch grosse Teile des Gesichts mit einem Mund-Nasen-Schutz verdeckt werden und uns vorenthält, was die Mikromimik sagen will. Immerhin werden fast drei Viertel der rund 45 Gesichtsmuskeln nicht gesehen. Das irritiert sowohl Sender als auch Empfänger der nonverbalen Gesichtskommunikation.
Nach anfänglicher Irritation versucht man nun, nach einer Lösung zu suchen. Denn jetzt ist klar: Wenn fast alles Sichtbare wegfällt, konzentriert sich der Fokus auf das, was noch sichtbar bleibt: die Augen. Für Maskenträger heisst das: Der Blickkontakt, das Blickverhalten und generell die Augen waren nicht nur schon immer wichtig, jetzt sind sie zentral. Jetzt sind sie die alleinigen Fenster zur Seele. «Sie können einen Menschen schlagen – mit Blicken können Sie ihn treffen.»
Wertschätzung und Aufmunterung, aber auch Abneigung gehen über den Blick. Die Bandbreite der Ausdrucksmöglichkeiten unserer Augen ist enorm. In den aktuellen Maskenträger-Zeiten ist dieses Wissen entscheidend. Für beide Seiten. Wer Maske trägt, muss sich bewusst sein, dass die Augen alles aussagen, was ich fühle, und weder Mund noch sonstiger Gesichtsmuskel irgendetwas vertuschen oder verstärken können. Wer in ein «Maskengesicht» schaut, konzentriert sich auf den Blick, um zu verstehen, was da in der Beziehung im buchstäblichen Augenblick «abgeht».
Die Frage bleibt: Wie soll ich mich jetzt konkret verhalten? So einfach gesagt, so schwierig umgesetzt: Es braucht die volle Präsenz. Jede Abweichung der Aufmerksamkeit wird jetzt bemerkt. Versuchen Sie schon gar nicht, dem anderen etwas vorzuspielen, er spürt es insofern, als dass Sie urplötzlich nicht mehr «greifbar» sind. Und ganz abgesehen davon habe ich in den letzten Wochen und Monaten feststellen dürfen, wie viele Menschen eigentlich wunderschöne Augen haben. Irgendwie ging mir das im Zeitalter «vor Maske» fast etwas unter. Good look!
Zum Autor
Stefan Häseli
ist Experte für Kommunikation: www.atelier-ct.ch



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