Rechtsstreit mit Swisscom 04.06.2020, 08:50 Uhr

Sunrise-Chef siegesgewiss

Im Rechtsstreit mit Swisscom glaubt Sunrise-Chef André Krause nur gewinnen zu können. Es gehe nur noch um die Höhe des Schadensersatzes, meinte er in einem Zeitungsinterview.
Sunrise-CEO André Krause
(Quelle: pd)
Sunrise zeigt sich im hunderte Millionen schweren Rechtsstreit mit der Swisscom siegesgewiss. «Die Chance liegt bei 100 Prozent», sagte Konzernchef André Krause im Interview mit der «Handelszeitung» (Donnerstagsausgabe).
«Denn die Frage ist nicht, ob die Swisscom uns Schaden zugefügt hat. Das wurde ja höchstrichterlich im letzten Jahr entschieden. Es geht eigentlich nur noch darum, zu befinden, wie hoch der entstandene Schaden ist», sagte Krause.
Sunrise hatte Mitte Mai Klage gegen die Swisscom auf Schadenersatz in der Höhe von 350 Millionen Franken zuzüglich Zinsen eingereicht. Der zweitgrösste Telekomkonzern der Schweiz wirft der Swisscom vor, von 2001 bis 2007 ihre marktbeherrschende Stellung bei den ADSL-Leitungen missbraucht und durch die Preispolitik den Wettbewerb rechtswidrig behindert zu haben. Konkret habe die Swisscom zu hohe Preise für die Benutzung der ADSL-Leitungen verlangt, so dass Sunrise das Internetgeschäft nicht profitabel habe betreiben können, lautet der Vorwurf.
Der Rechtsstreit zwischen den beiden Telekomanbietern dauert schon länger. Nach einem zehnjährigen Instanzenzug hat das Bundesgericht die Sichtweise von Sunrise im vergangenen Dezember bestätigt und die Swisscom zu einer Busse von 186 Millionen Franken verurteilt.
Ein Beratungsunternehmen bezifferte im Auftrag von Sunrise den Schaden auf insgesamt 457 Millionen Franken. Sunrise klagt nun beim Handelsgericht in Bern auf einen Schadenersatz von 350 Millionen Franken. Die Swisscom will die Klage prüfen.

Sunrise signalisiert Entgegenkommen

Auf die Frage, wann er mit einem letztinstanzlichen Urteil rechne, sagte Krause: «Ich hoffe, noch vor meiner Pensionierung.»
Gleichzeitig zeigte er Entgegenkommen: Wegen Sunrise müsse man nicht bis vor Bundesgericht ziehen, sagte Krause: «Wir haben mehrfach signalisiert, dass wir gesprächsbereit sind. Ich kann aber nachvollziehen, dass die Swisscom das gerichtlich durchziehen will, auch mit Blick auf die eigenen Aktionäre.»
Heute habe Sunrise am Markt gleich lange Spiesse wie die Swisscom. Die Verzerrungen kämen eher aus der starken Position der Swisscom, die auf das frühere Monopol zurückgehe. Und aus dem Staatsbesitz, sagte der Sunrise-Chef: «Die Swisscom kann sich mit nahezu null Prozent refinanzieren. Wir bezahlen circa 2 Prozent.»
Zu den jüngsten Netzausfällen der Swisscom sagte Krause: «Schadenfreude ist nicht angesagt. Früher basierte alles auf Schaltkreisen. Da gab es kaum Ausfälle.» Heute würden alle Telekomanbieter aufs Internetprotokoll umstellen. Da sei die Softwarekomplexität ungleich höher. «Was der Swisscom passiert ist, kann darum jedem anderen Anbieter auch passieren.» Die Häufung der Pannen sei bedauerlich und ein Schaden für die Branche.



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