10.04.2006, 21:21 Uhr
Wasserzeichen statt rigides DRM
Am Fraunhofer Institut entwickelte Wasserzeichen für MP3 sollen proprietäre Formate und eine restriktive Rechteverwaltung ersetzen.
Online-Musikdienste und Plattenfirmen stehen vor dem Problem, möglichst viel Titel zu verkaufen und dabei sicherzustellen, dass die Musikstücke nicht in Tauschbörsen auftauchen. Richten sollten es bis anhin Kopierschutztechniken oder DRM (Digital Rights Management) - meist zum Nachteil der User, sind doch Beschränkungen beim CD-Brennen oder proprietäre Formate heute weit verbreitet. Der Trend in der Branche geht jedoch klar in Richtung reines MP3-Format (MPEG-1 Layer 3). Dass sich MP3 durchaus mit Urheberechten vereinen lässt, zeigen zwei «Wasserzeichen»-Techniken des Fraunhofer Instituts - jener Forschungsanstalt, die sich nicht zuletzt einen Namen als Erfinderin von MP3 gemacht hat. Musictrace, ein Fraunhofer-Spinn-off, will Rechtssicherheit mit fairen Nutzungsbedingungen für MP3-Käufer vereinen. Dies, indem ein Übeltäter, der Dateien in Tauschbörsen verbreitet, mittels einer Trace-Technik aufgespürt werden kann. Damit liessen sich Tauschbörsen nach illegalen Kopien absuchen und deren Anbieter anhand des Wasserzeichens identifizieren. Die Fährtenlese basiert darauf, einzigartige Kopien einer Audiodatei zu erstellen und diese wieder zu erkennen. Dafür wird jede Kopie mit eindeutigen Zusatzinformationen versehen, wobei das Audio-signal leicht verändert wird. Die Verwendung des Begriffs Wasserzeichen rührt daher, dass die Zusatzinformationen nicht direkt wahrnehmbar sind. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt das Fraunhofer-Institut für Integrierte Publikations- und Informationssysteme (Ipsi). An der Cebit hat sie zwei Software-Prototypen vorgestellt, die ebenfalls dazu dienen, illegal in Tauschbörsen vertriebene Dateien aufzuspüren. Dazu haben die Forscher eine Wasserzeichentechnik mit einem Tauschbörsen-Client gepaart. Ein Programm tritt als Teilnehmer auf und durchsucht so die Tauschbörse nach Wasserzeichen. Die Fraunhofer-Forscher sehen ihre Wasserzeichen als Alternative zu restriktivem Digital Rights Management, das etwa spezielle Abspielgeräte oder häufige Internetverbindungen zum Abgleich mit dem Musik- oder Hörbuchlieferanten erfordere.
Michael Keller