08.04.2011, 06:00 Uhr

Verschlanken ohne Folgeschäden

Multinationale Unternehmen verfügen an ver­schiedenen Standorten oft über unterschiedliche IT-Systeme. Eine Konsolidierung reduziert die Kosten und vereinfacht komplexe Infrastrukturen – sofern das WAN schnell genug ist.
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Marc D. Stauffacher ist Country Manager Switzerland bei Ipanema Technologies. Gerhard Kafka ist als Fachjournalist für Telekommunikation tätig. Für viele CEOs zählt diese paradoxe Situa­tion schon fast zum Alltag: Unter der Prämisse, die Kosten wenn möglich zu senken, steigen gleichzeitig die Anforderungen für eine bessere Effizienz und höhere Produktivität. Viele IT-Leiter versuchen, sich mit einem Redesign der Infrastruktur aus dieser Klemme zu befreien. Die schnelle Weiterentwicklung in den Bereichen Virtualisierung, Cloud, Storage und Netzwerk unterstützt sie dabei. Denn die Kosten einer verteilten Infrastruktur verteilen sich auf Hard- und Software, Wartung, Sicherheit und Backup. Je mehr unterschiedliche Systeme hier zum Einsatz kommen, umso dramatischer steigen die Kosten. Im Umkehrschluss heisst das: je weniger dezentrale Systeme, umso besser. Doch ganz so einfach ist das nicht. Multinationale Unternehmen betreiben meist Niederlassungen und Rechenzentren an verschiedenen nationalen und internationalen Standorten. Bei einer Konsolidierung der Infrastruktur beschränken sich die Firmen typischerweise auf ein oder zwei Rechenzentren. Werden im Rahmen der Konsolidierung dezentrale Server zent­ralisiert, sind damit erhebliche Herausforderungen verbunden. Die bisher verwendeten Dienste mögen zum Beispiel problemlos im lokalen Umfeld laufen, für den Betrieb über ein WAN sind sie jedoch nicht unbedingt optimiert. Im Unterschied zu Desktop-Virtualisierungsprojekten werden die Anwendungen wie bisher genutzt. Das bedeutet praktisch, dass die Informationen nicht mehr lokal im LAN, sondern über WAN-Verbindungen fliessen. Die logischen Folgen: eine erheblichen Zunahme des Datenverkehrs. Zur Lösung dieses Problems ist daher ein leistungsfähiges Management der Übertragungswege notwendig.

Was erwarten die Anwender?

Die Konsolidierung von Servern und Applikationen bringt zusätzliche Belastungen und mehr Verkehr ins WAN, wobei die Anwendungen Qualitätsverluste durch lange Laufzeiten, Jitter (Übertragungsschwankungen) und Paketverluste erfahren. Laut einer von Ipanema in Auftrag gegebenen Studie summierten sich die daraus resultierenden Kosten in einem Jahr durch verringerte Produktivität, nicht realisierte Aufträge und verlorene Kundenzufriedenheit in Grossbritannien pro Jahr und Unternehmen auf durchnittlich rund 500000 Pfund (ca. 773545 Franken). Die durch Zentralisierung entstehenden Engpässe werden in der Regel (57%) mit einer Erhöhung der Bandbreite behoben. 75 Prozent der Umfrageteilnehmer sind jedoch der Meinung, dass eine Bandbreitenerhöhung alleine die auftretenden Anwendungsprobleme nicht lösen kann. Respektable 93 Prozent wünschen sich eine aussagekräftige Visualisierung und bessere Steuerung des Datenverkehrs über das WAN. Sinnvoll wäre deshalb ein dynamisches Trafficmanagement in Verbindung mit einer gezielten Beschleunigung und einer Priorisierung der Anwendungen hinsichtlich ihrer Bedeutung für das jeweilige Unternehmen. So sollte gewährleistet sein, dass unternehmenskritische Applikationen immer Vorfahrt vor weniger wichtigen Anwendungen haben. Insbesondere muss der schnelle Zugriff auf zentrale Ressourcen (Storage-Konsolidierung mittels CIFS, FTP etc.), Groupware-Systeme (Outlook/SharePoint, Lotus Notes) und wichtige proprietäre Anwendungen sichergestellt werden, um die Produktivität der Mitarbeiter nicht einzuschränken.

Management der WAN-Infrastruktur

Zur Lösung des Problems werden heute verschiedene Verfahren zur WAN-Optimierung eingesetzt: - Komprimieren der Daten und lokales Zwischenspeichern (Caching) in den Standorten - Beschleunigung der eingesetzten Übertragungsprotokolle - Änderung der Netzwerktopologie unter Berücksichtigung der Informationsflüsse - Detaillierte Messung der Informationsflüsse und der Anforderungen der Applikationen als Planungsgrundlage - Priorisierung von unternehmenskritischen Anwendungen durch Einsatz von QoS-Mechanismen (Quality of Service) z.B. durch Klassifizierung. Ein Optimum an Qualität wird erreicht, wenn innerhalb einer Klasse auch noch die einzelne Session gemanaged werden kann. Voraussetzung für ein funktionierendes WAN-Management ist, dass sämtliche Dienste stets verfügbar sind. Konkret heisst das: zu jeder Zeit, durch eine vollautomatische Anpassung in Echtzeit an Veränderungen in Anwendungen und Netzwerk. An jedem Ort, durch Konzentration der Intelligenz an einer Stelle, so­dass nicht jede Aussenstelle mit zusätzlichen Einrichtungen ausgestattet werden muss. Und in jedem Fall durch die gleichzeitige Optimierung aller Anwendungen unabhängig davon, ob es sich um Datentransfer, interaktive Dienste wie Virtual Desktop oder Echtzeitanwendungen wie Sprache und Video handelt.

Umsetzung in 5 Schritten

Die folgenden fünf Schritte sind praxiserprobt und führen zu einer erfolgreichen Implementierung des WAN-Managements. 1. Applikationen und Klassifizierung identifizieren: Das Verständnis über die genutzten Applikationen und deren Anforderungen ist Voraussetzung für ein leistungs­fähiges WAN-Management. Um die dafür benötigten Daten erheben zu können, muss die WAN-Optimierungslösung also bereits in der Planungsphase für die Konsolidierung implementiert werden. 2. Ist-Zustand und Anforderungen klären: WAN-Optimierungslösungen mit umfangreicher Visualisierungsfunktionalität erlauben die Identifikation der Verkehrsströme und der aktuellen Applikationsqualität. Auf dieser Basis lassen sich die durch die Konsolidierung zu erwartenden Veränderungen quantifizieren. Notwendige Anpassungen am WAN werden so rechtzeitig erkannt und können initiiert werden. 3. WAN-Ressourcen priorisieren: Nachdem die Anforderungen der Applikationen an das Netzwerk und die Geschäftspriori­täten bekannt sind, können die Ressourcen des WAN mittels Quality-of-Service-Mechanismen optimal verteilt werden. Gute Systeme nutzen die bereits vorhandenen Daten aus der Visualisierungsfunktion und garantieren die Qualität dynamisch pro Benutzer statt wie früher statisch pro Klasse (Class of Service). 4. Konsolidierung und globale Optimierung: Für die migrierten Applikationen werden Optimierungsfunktionen wie Komprimierung, Caching und Protokollbeschleunigung eingeschaltet, um eine gleichbleibende Applikationsqualität zu ermöglichen. Auch hier ist es vorteilhaft, wenn die Daten und Einstellungen aus den vorigen Schritten in einem integrierten System genutzt werden können. 5. Laufende Qualitätsprüfung: Eine kontinuierliche Auswertung von Berichten hilft, die vom Benutzer erlebte Qualität (QoE, Quality of Experience) ständig zu verbessern und sichert den Erfolg des Konsolidierungsprojekts nachhaltig. Das komplett gemanagte WAN wird so zu einem soliden Aktivposten, auf den sich das Unternehmen jederzeit verlassen kann.

Konsolidierungsziele

Für ein erfolgreiches Konsolidierungsprojekt sind unter anderem die folgenden Aspekte von Bedeutung: - Einsparung von Kosten durch Reduktion der IT-Infrastruktur und vereinfachte Software-Wartung - Höhere Datensicherheit und -integrität durch vereinfachte Prozesse für Backup
und Administration - Kenntnis der im Netz eingesetzten Applikationen und Verständnis für deren Anforderungen - Dynamische Anpassung der Netzwerkleistung an die aktuellen Geschäftsprozesse unabhängig von der Komplexität der Anwendungen und Verkehrsmatrix - Minimierung und komplette Kontrolle der Telekommunikationskosten in Verbindung mit der IT-Konsolidierung - Laufende, akkurate Messung und Berichterstattung der Benutzerzufriedenheit


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