Business Intelligence 21.04.2011, 15:33 Uhr

Top-Speed auf der Zielgeraden

Superschnell, perfekt, zuverlässig - so funktionieren die hochgezüchteten Rennboliden der Formel 1. Eine Erfolgsformel auch für Schweizer Unternehmen? Was das Business vom Rennsport lernen kann.
15715.jpg
Fehler kosten das Leben in der Formel 1. Die Wahrscheinlichkeit eines Piloten der höchsten Rennsportklasse, innerhalb von vier Jahren tödlich zu verunfallen, beträgt 25 Prozent. So zumindest lautete die durch Statistiken erhärtete Prognose in den 1960er-Jahren. Die Fahrer waren Helden, fatalistische Desperados auf der Suche nach Ruhm und Geld, die Sicherheitsgurte verachteten. Denn die Überlebenswahrscheinlichkeit stieg, wenn man beim Crash herausgeschleudert wurden, anstatt angeschnallt im Wagen zu verbrennen. 

Fehler kosten den Sieg...

Mittlerweise hat sich Vieles zum Besseren gewendet - auch dank Advanced Analytics und Business Intelligence. Fehler kosten nicht mehr das Leben, sondern nur noch den Sieg. Die Sicherheit des Chassis und die Zuverlässigkeit der Motoren hat mittlerweile oberste Priorität, denn wer als Erster durchs Ziel gehen will, müsse überhaupt erst einmal lebend bis zur Ziellinie kommen, meint Mark Callagher, Chef der Business Unit von Cosworth. Das britische Unternehmen produziert 20 Prozent der Formel-1-Motoren, und 80 Prozent der benötigten Software. 200 Sensorsysteme messen und kontrollieren die Leistung eines Formel-1-Motors, der nur 95 Kilo auf die Waage, aber 800 PS auf die Strasse bringt. Hinzu kommen etwa 250 Sensoren auf dem Chassis, die während des Rennens einen Datenstrom produzieren, der nie abreisst. Praktisch "zur Laufzeit" - während des Rennens - wird die Formel-1-Maschine umkonfiguriert, an veränderte Bedingungen angepasst. Zwar hat der Fahrer im Cockpit Zugriff auf Software und Datenordner, aber bei 350 Stundenkilometern bleibt nicht viel Zeit für Analyse und Auswertung. Beides übernimmt das Analysten-Team am Streckenrand. Das Team wertet aus und empfiehlt, der Fahrer entscheidet, welche Konfiguration gerade die Beste für ihn ist.

Was machen Gewinner anders?

"Die Qualität der Daten beeinflusst die Qualität der Entscheidungen, und beides macht den Unterschied zwischen Gewinnern und Verlierern aus", sagt Formel-1-Manager Gallagher. Ein wenig erinnert das an die Situation eines Geschäftsführers, der mithilfe von BI-Dashboards ein Schweizer Unternehmen leitet. Die Ähnlichkeit ist beabsichtigt. Ein Unternehmen ohne qualitativ hochwertige Daten und Business Intelligence zu führen ist so, als wolle man einen Formel-1-Wagen steuern, indem man ausschliesslich in den Rückspiegel schaut. Der bekannte Vergleich gewinnt, übertragen auf den Rennsport, geradezu makaber an Eindrücklichkeit. Wie erhöht man also die Qualität der Daten? Vier Schritte führen hier zum Erfolg: Standardisieren, Parsing, Gruppieren und Matching. Im Kern geht es darum, Doubletten - also die Fehlzündungen des Daten-Managements - zu identifizieren und zu entfernen. Identische Telefonnummern sind ein starkes Indiz für doppelte Einträge. Steckt hinter "Jim Cobbs" und "James Cobbs" die gleiche Person? Matching-Algorithmen wie Levenshtein und Soundex messen die Distanz zwischen zwei Wörtern und damit die Doubletten-Wahrscheinlichkeit. Sind die Daten sauber, sieht auch der Entscheidungsträger am Ende klarer. Eine hohe Daten-Qualität schafft die Grundlage für exakte Analysen und bessere Entscheidungen. Sie sei die Basis für Verbesserungen, resümiert Formel-1-Veteran Gallagher. Nicht nur punkto Daten achtet die britische Motorschmiede Cosworth auf Sauberkeit. Schon 2013, so Gallagher, soll der erste Elektroantrieb für Formel-1-Boliden auf den Markt kommen.


Das könnte Sie auch interessieren