Start-up-Check 29.05.2020, 11:38 Uhr

Timly: Ressourcen in der Cloud verwalten

Das Zürcher Start-up Timly hat eine SaaS-Plattform zur Verwaltung wichtiger Firmenressourcen entwickelt. Unternehmen können so ihre Inventarlisten und Personalakten auf einfachem Weg in die Cloud bringen.
Eingespieltes Team: Fitim Mehmeti (l.) und Philipp Baumann haben das Zürcher Start-up Timly gemeinsam gegründet
(Quelle: Timly)
Punkto Digitalisierung sind in der Schweiz nicht alle Unternehmen gleich weit. Während etwa in der ­Finanz- und der ICT-Branche bereits Projekte um­gesetzt werden, hinken andere Sektoren tendenziell noch hinterher. Im Rahmen der Swiss-IT-Studie 2020 – sie wurde erst kürzlich von Computerworld veröffentlicht – gaben etwa 60 Prozent aller befragten IT-Entscheider aus dem Gesundheits- und Sozialwesen an, dass ihr Unternehmen diesbezüglich entweder noch untätig ist, erst Möglichkeiten evaluiert oder gerade Pilotprojekte plant. 
Mit einer smarten Lösung will das Zürcher Start-up Timly Firmen unter die Arme greifen, die bei der digitalen Transformation noch Potenzial haben. Wie die beiden Gründer Philipp Baumann und Fitim Mehmeti erzählen, merkten sie in Gesprächen mit einem Partner aus der Bauindustrie, dass diesem etwa bei Fristen, Sicherheitstrainings oder auch der regelmässigen Wartung von Geräten und Fahrzeugen die Übersicht fehlt. «Es gibt beispielsweise viele Firmen, die eine Vielzahl von Fahrzeugen, Geräten, Maschinen oder Anlagen besitzen – Informationen dazu aber noch in Schubladen und Ordnern über das ganze Unternehmen verteilt aufbewahren», erklärt Baumann. Die Betriebsanleitung befinde sich oftmals auch nicht dort, wo das Gerät stehe. Prüf- und Wartungsdokumente seien ebenfalls in verschiedenen Ordnern abgelegt. «Manchmal fehlt sogar der Überblick über den Bestand und den genauen Standort von Geräten», fährt der Timly-Mitgründer fort und berichtet von einer Klinik, bei der sie im Rahmen eines Projekts gar teure Medizingeräte an verschiedenen Standorten suchen mussten. 

Erfahrenes Gründerduo 

Die beiden findigen Internet-Unternehmer sahen hier eine Möglichkeit, dieses Problem mit moderner Technologie zu lösen. An Erfahrung mit digitalen Geschäftsmodellen mangelt es dem Gründerduo jedenfalls nicht. Baumann arbeitete vor seinem Wechsel in die Start-up-Welt mehr als zehn Jahre in der Digital- und Strategieberatung und baute bei Ricardo das B2C-Geschäft mit auf. Beim Online-Marktplatz lernten sich die beiden auch kennen. Mehmeti leitete dort den Aussenhandel und war später bei BonusCard als Head Digital Business tätig. «Für uns stand dabei im Fokus, erschwingliche und vor allem benutzerfreundliche Software zu bauen, die auch für KMU geeignet ist», betont Mehmeti. 
Entschieden haben sich die beiden Gründer schliesslich für eine Cloud-basierte Lösung. Mit der SaaS-Plattform des Start-ups sollen Firmenkunden künftig ihre Ressourcen digital und nicht zuletzt einfacher verwalten können. Dafür setzte man auch einen klaren Fokus: «Mit unserer Lösung konzentrieren wir uns auf die beiden wichtigsten Ressourcen eines Unternehmens, nämlich die Mitarbeiter und das Inventar», erklärt Mehmeti. Mit den Lösungen «Personal & Talent 2.0» und «Inventar & Services 2.0» bietet Timly für beide Teilbereiche ein individuelles Modul an. 

Alternative zu Excel-Listen 

So deckt das Personal-Modul verschiedene Bereiche der Aus- und Weiterbildung ab. Mehmeti zufolge mangelt es in den Unternehmen heutzutage nämlich oftmals an Transparenz bezüglich wichtiger Fähigkeiten oder auch Zertifizierungen von Angestellten. Besonders problematisch sei dies beispielsweise in der Baubranche, aber auch bei Rettungsorganisationen oder im Gesundheitswesen, wo dem Thema Arbeitssicherheit eine grosse Bedeutung beigemessen werde. «Dort müssen die Qualifikationen der Mitarbeitenden zuverlässig überwacht sowie Aus- und Weiterbildungen in regelmäs­sigen Abständen sichergestellt werden.» Allerdings kämen dafür oftmals nach wie vor ein­fache Tools wie Excel zum Einsatz. Aus Sicht des Timly-Mitgründers erschwere dies eine ordentliche Terminierung, Dokumentierung und Planung sowie Durchführung der Schulungsmassnahmen. Ihm zufolge können für Unternehmen durch fehlende Zertifizierungen und Fähigkeiten bei den Angestellten auch Haftungsrisiken entstehen. 
Mit dem Personal-Modul soll künftig die Personalakte digitalisiert werden. Damit liessen sich die Fähigkeiten, Zertifizierungen und absolvierten Schulungen sämtlicher Mitarbeitenden in der Firma erfassen. So will Timly das interne Fachwissen und den Talente-Pool transparent machen sowie die Ausbildungsplanung vereinfachen – was letztlich die Compliance mit regulatorischen, branchenspezifischen oder auch internen Anforderungen erleichtern soll. 
Nebst dem Personal-Modul ist die Lösung «Inventar & Services 2.0» das Kernstück der Timly-Plattform
Quelle: Timly

Alle nötigen Infos zur Hand 

Wichtig ist für das Start-up auch die zweite Säule, das Inventar-Modul. Wie die Gründer erklären, ermöglicht dieses eine komplette elektronische Inventarisierung. Heisst, dass in der Cloud-Lösung sämtliche Informationen zu Geräten, Fahrzeugen und Anlagen zusammenfliessen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auf sie zugreifen müssen, können die entsprechenden Daten dann entweder am Desktop-Rechner oder auch unterwegs auf dem Smartphone oder dem Tablet abrufen. Am Inventar könnten zudem QR-Codes angebracht werden, damit man die Daten auf mobilen Geräten noch schneller zur Hand habe. Gemäss Baumann speichert Timly ausserdem die GPS-Positionen, um den Standort eines Geräts schnell ermittelbar und rückverfolgbar zu machen. «So sind die Geräte einfach auffindbar und gehen nicht mehr verloren», erklärt er. 

Konzept à la CRM 

Wie Baumann erklärt, orientierte sich das Gründerduo bei der Entwicklung der Plattform an der Funktionsweise von CRM-Systemen, in denen alle wichtigen Informationen für die Verkaufsabteilung sowie die Kundenbetreuung zusammenflies­sen – und so einen Mehrwert für die Anwenderfirma generieren. Baumann und Mehmeti sahen schliesslich die Möglichkeit, das Konzept auf die Ressourcenverwaltung zu adaptieren. 
Beim Betrieb ihrer Lösungen setzen sie übrigens auf die Dienste von Amazon Web Services. Gehalten werden die Daten gemäss Baumann im Rechenzentrum des Hyper­scalers in Frankfurt am Main. «Das ist für uns wichtig, weil so die sehr strengen Datenschutzgesetze von Deutschland und der EU gelten», sagt der Unternehmer. 

Attraktive Software als Erfolgsrezept 

Von ihrer Cloud-Plattform konnten Baumann und Mehmeti bereits einige Kunden überzeugen – und zwar nicht nur in der Schweiz. Auch in Deutschland hat das Jungunternehmen Fuss fassen können. Hierzulande setzt etwa die Bieler Clinique DELC auf die Software. Im grossen Kanton wird sie beispielsweise von den Stadtwerken Singen oder der Bauunternehmung Lang aus Mainz genutzt. In den nächsten Jahren will das Gründerduo nun die Bekanntheit von Timly stärken und die Kundenbasis vergrössern – sowohl in der Schweiz als auch im europäischen Ausland. Dazu planen Baumann und Mehmeti unter anderem, das Start-up im Verkaufsbereich zu verstärken. 
Um am Markt erfolgreich zu sein, setzen die beiden Digital-Unternehmer bei ihren Lösungen auf eine schnelle und ein­fache Inbetriebnahme ohne Hardware oder Installation sowie auf ein ansprechendes Design. «Besonders Software für den B2B-Bereich ist in den Nullerjahren stehen geblieben», stellen die beiden fest. Gleichzeitig seien aber Programme aus dem Consumer-Bereich immer intuitiver geworden. «Wir wollen deshalb attraktive und benutzerfreundliche Software bauen, die wir selber auch gerne nutzen würden», sagen die Timly-Founder Baumann und Mehmeti unisono.
Zur Firma
Timly
wurde 2019 von Philipp Baumann und Fitim Mehmeti gegründet. Das Software-Start-up bietet eine SaaS-Plattform für das Personal- und Inventar­management an. Mit den Cloud-Lösungen bedienen Baumann und Mehmeti aktuell vorwiegend KMU aus der Baubranche und dem Gesundheitswesen. Unterstützt wird das Gründerduo von Dirk Dresselhaus. Als CTO ist er bei Timly für die IT zuständig.



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