03.08.2011, 06:00 Uhr

Computing as a Service

Mit der rasanten Entwicklung der technischen Möglichkeiten im Bereich der Kommunikationstechnik haben sich unsere Verhaltensweisen stark verändert. Neue IT-Konzepte sind gefragt.
Bild: Getty Images / Siemens
Der Autor ist Geschäftsführer Schweiz der Siemens Enterprise Communications AG. Heute muss niemand mehr wissen, wie ein Auto funktioniert, um es fahren zu können. In Zukunft muss auch niemand mehr die heute noch üblichen Bedienschritte beherrschen, um an der mobilen Welt teilnehmen zu können. Die sogenannten Mensch-Maschine-Interfaces werden es immer einfacher machen, auch ohne Vorwissen Teil der vernetzten Welt zu sein. Dann werden Entfernungen auch nicht mehr räumlich betrachtet, sondern nach dem Handlungsaufwand, der aufgebracht werden muss, um diese zu überwinden.

Schöne neue Arbeitswelt

Diese zusammenrückende, mobil gewordene Welt krempelt schon heute unser Arbeitsleben um. Der Begriff «Home Office» ist längst in unseren Wortschatz aufgenommen: Arbeitsplatz­telefone können irgendwo an das Internet angeschlossen werden und verbinden sich automatisch ohne weitere Benutzerinteraktion mit der Firmen-Kommunikationsinfrastruktur. Jeder Angerufene sieht auf dem Display nicht die Nummer des jeweils benutzten Apparats, sondern die virtuelle «One Number» des Homeworkers, unter der er überall und immer erreichbar ist. Die Unternehmen stellen ihre Inhalte über Applikationen zur Verfügung, die auf allen gängigen Smartphones laufen und sich über jedes gerade vorhandene Netz aktualisieren. Auch der Weg zum Supermarkt wird durch intelligente E-Commerce-Anwendungen überflüssig. Die Lieferung der täglichen Lebens- und Bedarfs­artikel stehen am Abend vor der Haustür – bestellt über eine mobile Anwendung. Bei solchen Szenarien liegt der Gedanke nahe, dass bei der Wohnortwahl künftig nicht mehr die Arbeits- und Einkaufswege eine entscheidende Rolle spielen, sondern andere Kriterien wie die Nähe zur Familie oder die Freizeit- und Erholungsqualität des Wohnorts oder auch das Boden- und Mietpreisniveau – man muss ja nicht mehr da wohnen, wo der Arbeitgeber sitzt. Die Vision des «Mobile Computing» hat sich damit erfüllt, wenn nicht sogar übererfüllt. Denn die ursprüngliche Idee, gewisse Rechenprozesse auf ein bewegliches Gerät übertragen zu können, ist um den Gedanken der (draht­losen) Vernetzung erweitert worden. Aus Unternehmenssicht hat sich der Fokus von der Machbarkeit zur Managebarkeit und Sicherheit verschoben. Die steigende Zahl der Nutzer stellt die Unternehmen vor die Herausforderung, immer mehr Endgeräte und Netze betreiben und administrieren zu müssen. Denn auch der geschäftliche Einsatz eines privaten Smartphones muss den Sicherheitsniveaus der Unternehmen genügen. Von der Verschlüsselung über die Authentifizierung bis zu Notfallszenarien bei Verlust des Endgeräts gibt es allein im Sicherheitsumfeld viele ungelöste Fragestellungen. Den Einsatz dieser Endgeräte und die Nutzung der neuen Dienste können diese aber nicht mehr verhindern. Punkto Sicherheit hinken die Firmen der Entwicklung oftmals hinterher. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der Infrastruktur: Jede eingesetzte Hard- und Software sollte den gleichen Versionsstand haben und damit den Aufwand auf ein akzeptables Niveau bringen. Auch hier gibt es bereits vielversprechende Ansätze jedoch noch kaum standardisierte, umsetzbare und kosteneffiziente Lösungen.

Cloud als Mobilitäts-Enabler

Die Anwenderunternehmen werden diese Entwicklung nicht allein in den Griff bekommen. Die Harmonisierung von Mobile Computing in der heutigen Definition führt in Richtung Cloud und SaaS. Der neue Begriff des «Computing as a Service» ist bereits geboren und definiert sich als Bereitstellung von Applikationen, Services und Infrastruktur durch Dienstleister, auf die Firmen und ihre Kunden von jedem Ort und zu jeder Zeit zugreifen können. Damit stellt sich auch die Frage nach der Zukunft der Betriebssysteme. Im Cloud-Services-Modell werden Kommunikationsanwendungen zentral in zuverlässigen Rechenzentren gespeichert. Unternehmen haben über sichere Datenverbindungen Zugriff auf diese Anwendungen. Alle Services werden für den Kunden als Dienstleistungen bereitgestellt und pro Benutzer berechnet. Alle Dienste können zu jeder Zeit angefragt und bereitgestellt werden. Neue Benutzer, neue Standorte, Updates und neue Anwendungen lassen sich schnell und flexibel hinzufügen oder entfernen. Die nutzenden Unternehmen ersparen sich die zeitraubende Suche nach dem «richtigen» System mit allen dazugehörigen Risiken. Konfigurations­anpassungen, Systemwartung, Sicherung und Notfallwiederherstellung, Aktualisierungen und Verfügbarkeit ausgebildeter Fachtechniker liegen nicht mehr in der Verantwortung des Unternehmens. Die Kommunikationskosten können reduziert werden, sie sind vorhersehbar und nachvollziehbar. Für viele kleine und mittelgrosse Unternehmen bedeutet dies einen deutlich verkleinerten Arbeitsaufwand. (Webtorials, 2011 Report on UC and Cloud-Based Services for SMBs, Februar 2011). Unified Communications und die Weiterentwicklung von Mobile Computing in Richtung Cloud Services sind keine leeren Schlagworte. Beides verändert die Art und Weise, wie wir leben und arbeiten. Für die Angestellten sind damit neue Freiräume, aber auch effizientere Kom­munikationsabläufe möglich. Das Unternehmen wiederum profitiert von einer höheren Erreichbarkeit, einer schnelleren Reaktionsfähigkeit und einem direkteren Kontakt zum Kunden.


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