Vista 16.11.2006, 14:59 Uhr

Eine neue Generation von Benutzer- oberflächen

Microsoft bringt Ende des Jahres Windows Vista auf den Markt. Die markantesten Änderungen finden sich im Bedienkonzept der vollständig überarbeiteten Benutzeroberfläche. Für wen lohnt sich der Umstieg? Wann ist für ein Unternehmen der richtige Zeitpunkt auf Vista zu setzen?
Christian Moser ist Software Engineer bei Zhlke.
Die neue Oberfläche von Windows Vista ist nicht nur einfach zu bedienen, sie besticht auch durch ihre Ästhetik. Viele Softwarespezialisten werden Windows Vista wohl anschaffen, sobald es verfügbar ist. Unternehmen, die Software hauptsächlich anwenden, sollten die Pro und Kontras einer Umstellung jedoch sorgfältig abwägen.

Benutzeroberflächen haben in den letzten Jahren eine wahre Revolution durchgemacht. Aus grauen, anfangs noch textbasierten Eingabemasken sind im Lauf der Jahre farbige, interaktive Fenster geworden. Ein Ende der Entwicklung ist noch nicht in Sicht. Die zunehmende Leistungsfähigkeit von Hardware und Software ermöglicht immer aufwändigere Benutzeroberflächen. Die Analyse dieses Trends kann Entscheidungsgrundlagen pro oder kontra Vista liefern. Dazu ein kurzer Rückblick in die Computergeschichte:

In den Neunzigerjahren, im Zeitalter von Windows 3.1, waren die Benutzeroberflächen noch grau und funktional. Fehlende Grafik- und Rechnerleistung machten aufwändige grafische Effekte undenkbar. Immer leistungsfähigere Computer boten mehr Farben, höhere Auflösung und schnellere Grafik. Die Benutzeroberflächen wurden nicht nur farbiger, sondern auch interaktiver. Die Designer versahen Schaltflächen mit Symbolen und rückten Menü-Befehle näher zu den Objekten, um die Wege bei der Bedienung mit der Maus zu verkürzen. Die Benutzbarkeit der Software wurde damit zu einem bedeutenden Erfolgsfaktor.

Schlicht im Trend

Nachdem die Usability zu einem wichtigen Kriterium beim Design einer Benutzeroberfläche geworden ist, gewinnt nun ein zweiter Aspekt zunehmend an Bedeutung - die Ästhetik.
Unter der Ästhetik einer Benutzeroberfläche versteht man die Wahrnehmung, die sie auslöst - ob sie angenehm oder eher abstossend wirkt. Ein Anwender wünscht sich nicht eine plumpe Anordnung von Bedienel-ementen, sondern eine elegante, ansprechend gestaltete Benutzeroberfläche, die das Arbeiten angenehm macht. Eine ästhetische Benutzeroberfläche ist den Anwendern heute wichtiger, als noch vor wenigen Jahren.
Bei der ersten Betrachtung von Vista erkennt man, dass Microsoft das Bedienkonzept von Windows stark überarbeitet hat. Viele Veränderungen haben den Zweck, die Arbeit einfacher und sicherer zu machen oder die Produktivität des Benutzers zu erhöhen. Die Oberfläche ist im Gegensatz zum bisherigen Trend nicht noch farbiger, sondern schlichter und edler geworden. Die Ästhetik von Vista wurde verbessert - ein Trend, den auch andere Hersteller von Individualsoftware aufnehmen. Benutzer-oberflächen werden zwar komplexer und interaktiver; der Usability und Ästhetik wird heute aber gebührend Beachtung geschenkt.
Bei Windows Vista hat Microsoft einmal mehr die Trends im GUI-Design aufgenommen und geschickt in ein Gesamtkonzept integriert. In naher Zukunft ist eine hohe Verbreitung von Windows Vista und Office 2007 zu erwarten. Microsoft wird wohl ein weiteres Mal den Standard setzen. Andere Softwarehersteller werden sich am «Vista-Standard» orientieren und dadurch den Trend verstärken.

Wer braucht Vista?

Die Bedienoberfläche einer Software soll dem Benutzertyp und dem Einsatzgebiet entsprechen. Grundsätzlich lassen sich drei Typen von Anwendern unterscheiden: der regelmässige Anwender, der gelegentliche Anwender und der Einmalnutzer.
Programme für regelmässige Anwender, wie zum Beispiel Microsoft Office, sollen die Produktivität des Benutzers steigern. Die Umstellung auf Vista macht dann Sinn, wenn Vista die Voraussetzung für diese Software ist.
Programme für gelegentliche Anwender, zum Beispiel eine digitale Fotoverwaltung oder eine Abspielsoftware für Musik, sollen dem Benutzer eine möglichst gute Unterstützung bieten, da der Anwender die Software nur sporadisch und mit wenig Vorwissen bedient. Gelegentliche Anwender benutzen das Programm meist in ihrer Freizeit und wollen ihrer Tätigkeit auf eine angenehme Art und Weise nachgehen. Hier kann der Vista-Standard seine Stärken zeigen und die Programme mit Eingabehilfen und einem ansprechenden Design bereichern.
Programme für Einmalnutzer werden in der Regel ohne Vorkenntnisse bedient. Die Benutzerführung muss also intuitiv und einfach sein. Da Information und Unterhaltung im Vordergrund stehen, darf aus der vollen Trickkiste geschöpft werden. Der Vista-Standard erlaubt es, spektakuläre Effekte mit wenig Entwicklungsaufwand zu erzielen. Für Softwareentwickler bietet Vista klare Vorteile.

Der richtige Zeitpunkt

Den richtigen Zeitpunkt für die Migration auf Vista gibt es nicht. Softwareentwickler werden wohl so rasch wie möglich umsteigen. Für Unternehmen ist der Zeitpunkt richtig, wenn sich die Umstellung rechnet. Dies ist dann der Fall, wenn der Lizenz- und Umstellungsaufwand durch die Effizienz- und Kostenvorteile von Vista und der Programme, die auf dem Standard aufbauen, gedeckt ist. Es lohnt sich erst, wenn die Mitarbeiter aufgrund der besseren Benutzerführung weniger Fehler machen, effizienter sind oder die Mitarbeiterzufriedenheit steigt, weil die neue Oberfläche mehr Freude bereitet oder weil es die Benutzer als Privileg erachten, mit Vista zu arbeiten.
In Bereichen, in denen Vista Vorteile bringt, werden in Kürze zahlreiche Applikationen auf dem Markt sein, die auf dieser Technologie aufbauen. Es ist deshalb wichtig, seitens der Hardware und Software darauf vorbereitet zu sein, um den richtigen Zeitpunkt nicht zu verschlafen.

Weitere Informationen:

Der Vista-Standard

Microsoft bringt mit Vista die dritte Version des .NET Frameworks auf den Markt. Darin ist die Windows Presentation Foundation enthalten, eine neue Programmierschnittstelle zur Ausgabe von Text, Grafik Audio und Video. Sie nutzt im Gegensatz zu ihren Vorgängern die Leistungsfähigkeit moderner Grafikkarten und bringt dadurch aufwändige Effekte auf den Desktop, welche bislang nur aus Spielen bekannt waren.
Siehe auch Artikel "Vista-Ausbau für .Net 3.0"
Christian Moser


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