13.08.2012, 12:37 Uhr

Google krempelt Motorola um

Bei Motorola Mobility bleibt kein Stein auf dem anderen: Der neue Besitzer Google baut 4000 Stellen ab und will sich in Zukunft auf einige wenige, aussergewöhnliche Smartphone-Modelle beschränken.
Google will Motorola Mobility neu erfinden
Am Sonntag gab Motorola Mobility, die von Google aufgekaufte Handy-Sparte von Motorola, bekannt, dass man rund 20 Prozent der weltweiten Stellen abbauen wird. 4000 Angestellte verlieren ihren Job. Ausserdem soll ein Drittel der 94 Niederlassungen geschlossen werden.

Weniger ist mehr

Auch sonst weht bei Motorola ein neuer Wind. So ist etwa die Führung rund um den CEO und ehemaligen Googler Dennis Woodside ebenfalls neu besetzt. In einem Interview mit der New York Times sagte Woodside, man wolle sich von unprofitablen Märkten verabschieden und keine Low-End-Geräte mehr produzieren. Statt ein paar Dutzend neuer Modelle pro Jahr wolle man sich auf einige wenige konzentrieren.

Die Motorola-Smartphones sollen wieder cool werden, so Woodside. Als Beispiele für besondere Features, die künftige Geräte auszeichnen könnten, nennt der CEO Sensoren, die Personen in einem Raum anhand deren Stimme erkennen können, bessere Kameras und Akkus, die mehrere Tage halten. Lesen Sie auf der nächsten Seite: Keine Vorzugsbehandlung von Google

Spezielle Forschungsabteilung geschaffen

Speziell für die Entwicklung von solchen Technologien wurde eine neue Abteilung bei Motorola Mobility geschaffen. Sie trägt den Namen «Advanced Technology and Projects» und soll Wissenschaftler und Experten beschäftigen. Derzeit rekrutiere Senior Vice Predisent Regina Dugan, die zuvor für die Forschungsabteilung Darpa des US-Verteidigungsdepartements tätig war, beispielsweise Metallurgie-Wissenschaftler, Akustik-Ingenieure und Experten für künstliche Intelligenz. Diese werden bei Motorola einem besonderen Erfolgsdruck ausgesetzt sein: So will Dugan die Wissenschaftler maximal zwei Jahre lang beschäftigen, damit diese ein Gespür für die Dringlichkeit ihrer Arbeit bekommen. Eine Methode, die sie vom Darpa her mitbrachte.

Keine Vorzugsbehandlung von Google

Von der Produktpalette über die Produktionskette, für die der ehemalige Amazon-Manager Mark Randall besorgt sein soll, bis hin zu den Marketingaktivitäten: Google lässt bei Motorola Mobility keinen Stein auf dem anderen.

Trotz allem verspricht Woodside, dass Google Motorola gegenüber den anderen Android-Herstellern nicht bevorzugen werde. Ginge es beispielsweise um einen Fertigungspartner für künftige Nexus-Geräte, müsse sich Motorola Mobility auch in Zukunft mit den anderen Herstellern messen. Trotzdem halten sich aber die Gerüchte, wonach Google bei Motorola ein von Grund auf selbst entwickeltes Smartphone nach dem Vorbild von Apple plane.

Google hat Motorola Mobility Ende Mai für 12,5 Milliarden US-Dollar definitiv übernommen, nachdem die Regulierungsbehörden grünes Licht gegeben hatten. Beschlossen wurde die Übernahme schon fast ein Jahr zuvor, im August 2011. Mit der Akquisition konnte Google auch einen reichhaltigen Patentfundus von mehr als 17'000 Patenten übernehmen, die im Besitz von Motorola Mobility sind.



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