App-Tipps
20.10.2025, 21:00 Uhr
Pflanzen bestimmen - so geht es
Unbekannte Gewächse zu identifizieren, ist heute dank Smartphone-Apps einfacher denn je. Wir erklären Ihnen in diesem Artikel, welche sieben Apps besonders hilfreich sind und wie Sie beim Bestimmen die besten Resultate erzielen.

(Quelle: Shutterstock/Zoran Jesic)
Egal, ob auf einer Wanderung oder im eigenen Garten: Immer wieder kommt es vor, dass man den Namen einer Pflanze nicht weiss und gerne Näheres über sie wüsste. Noch vor wenigen Jahren musste man für die Identifikation von Pflanzen zum dicken Nachschlagewerk greifen. Heutzutage geht das wesentlich einfacher: dank KI-Bilderkennung und Smartphone.
Inzwischen tummeln sich gefühlt unzählige Pflanzenidentifikations-Apps für Smartphones auf dem Markt, die von sich behaupten, die besten zu sein. Und tatsächlich sind viele der Anwendungen sehr hilfreich. Dennoch gibt es einige Dinge, die Sie beachten sollten; seien dies die Nutzerfreundlichkeit, die Kosten oder der Datenschutz. Wir haben Ihnen eine Übersicht zusammengestellt, mit der Sie entscheiden können, welche Anwendung am besten zu Ihnen passt und geben sieben konkrete Empfehlungen.
So gut sind die Apps
In unabhängigen Tests erzielten verschiedene Anwendungen durchschnittliche Trefferquoten zwischen 68 und 78 Prozent. Teilweise schafften Apps aber auch Topresultate von bis zu 98,8 Prozent. Wie gut sich eine Pflanze bestimmen lässt, hängt auch sehr davon ab, wie gut das Foto ist, das Sie verwenden. Folgendes sollten Sie bei den Aufnahmen für die Identifikation beachten:
- Nehmen Sie Blätter, Früchte, Blüten und die gesamte Pflanze auf separaten Fotos auf. Bei Bäumen können Sie zusätzlich die Rinde und die Blattunterseite fotografieren.
- Stellen Sie sicher, dass die Fotos möglichst nah, aber dennoch scharf sind. Zoomen macht ein Foto oft unscharf und damit die Identifikation ungenauer, Bild 1. Der Hintergrund sollte möglichst neutral sein, Bild 2. Im Notfall können Sie einen Gegenstand, etwa einen Karton, dahinter halten.
- Fotografieren Sie aus mehreren Winkeln; eine Blüte beispielsweise frontal, aber auch seitlich und die Anordnung am Trieb.

Bild 1: Gehen Sie lieber näher ran (links), als zu zoomen (rechts). Das ergibt bessere Fotos und erleichtert die Identifikation mittels KI
Quelle: PCtipp.ch

Bild 2: Der Hintergrund sollte für ein optimales Resultat möglichst neutral sein (links)
Quelle: PCtipp.ch
Für die Identifikation können Sie direkt die Kamera des Smartphones verwenden. Werden Sie dabei nach der Freigabe gefragt, wählen Sie, wenn möglich Nur dieses Mal aus, Bild 4. So hat die Anwendung nicht permanenten Zugriff auf Ihre Kamera.
Denken Sie auch daran, die Standortgenauigkeit bei Natur-Uploads zu deaktivieren oder zumindest auf ungenau zu stellen (wenn das möglich ist), wenn Sie
seltene Pflanzen bestimmen. So schützen Sie sensible Funde.
So gehen Sie am besten vor
● Erstbestimmung mit der App Ihrer Wahl
● Prüfen Sie das Ergebnis gegen. Zum Beispiel mit einer weiteren App oder einem Bestimmungsbuch.
● Denken Sie an die Sicherheit: Für essbare/potenziell giftige Pflanzen nie alleine auf Apps verlassen (siehe Box)
● Wenn Sie Apps von Forschungsprojekten nutzen, vergessen Sie nicht, Ihre Ergebnisse zu teilen. So helfen Sie der Forschung aktiv.
● Prüfen Sie das Ergebnis gegen. Zum Beispiel mit einer weiteren App oder einem Bestimmungsbuch.
● Denken Sie an die Sicherheit: Für essbare/potenziell giftige Pflanzen nie alleine auf Apps verlassen (siehe Box)
● Wenn Sie Apps von Forschungsprojekten nutzen, vergessen Sie nicht, Ihre Ergebnisse zu teilen. So helfen Sie der Forschung aktiv.
Nicht blind vertrauen
Auch wenn Apps dank künstlicher Intelligenz (KI) immer besser werden, können Sie daneben liegen. Daher ist es sehr wichtig, dass Sie potenziell essbare oder giftige Pflanzen niemals nur per App bestimmen. Ziehen Sie in einem solchen Fall immer ein seriöses Bestimmungsbuch und eine ausgebildete Fachperson bei. Ansonsten kann das Unterfangen schnell im Spital enden.
7 beliebte Anwendungen
Im Folgenden stellen wir Ihnen sieben Anwendungen vor, mit denen sich einfach und gut Pflanzen bestimmen lassen. Sie eignen sich jeweils für unterschiedliche Bedürfnisse. Lesen Sie dazu auch den Abschnitt «Welche App passt zu wem?», im letzten Teil.
1. PictureThis
Die Anwendung PictureThis setzt auf eine sehr grosse Bilddatenbank und eine starke künstliche Intelligenz, die Pflanzen innert Sekunden erkennt, Bild 5. Über die reine Bestimmung hinaus versteht sich die App als digitaler Gartenhelfer: Unter anderem gibt es einen Pflanzendoktor, Pflegepläne, Bewässerungserinnerungen, Lichtmesser und eine persönliche Sammlung.
- Verfügbarkeit: Android und iOS.
- Kostenpunkt: Die App kann sieben Tage lang kostenlos getestet werden. Wenn Sie nicht 24 Stunden vor Ablauf der Testphase kündigen, schliessen Sie ein kostenpflichtiges Abo für 40 Franken pro Jahr ab. Kündigen Sie das Abo, ist die App zwar nutzbar, aber nur sehr eingeschränkt.
- Datenschutz: Die App erhebt umfangreiche Nutzerdaten. Ebenfalls kann die Anwendung personenbezogene sowie Finanzdaten an Dritte weitergeben.
+ Gilt in unabhängigen Tests als eine App mit sehr hoher Erkennungsrate, hat sehr viele Zusatzfunktionen wie Pflanzendoktor oder Pflegepläne, Erkennung und Warnung vor giftigen Pflanzen (bitte Box im ersten Teil beachten).
– Abo nötig, um die App zu nutzen, es wird häufig nur eine Pflanze als Ergebnis angezeigt, also keine potenziellen Alternativen, die App sammelt viele Nutzerdaten und kann diese auch an Dritte weitergeben.
– Abo nötig, um die App zu nutzen, es wird häufig nur eine Pflanze als Ergebnis angezeigt, also keine potenziellen Alternativen, die App sammelt viele Nutzerdaten und kann diese auch an Dritte weitergeben.
2. PlantNet
Bei PlantNet (Eigenschreibweise: Pl@ntNet) handelt es sich um ein gemeinnütziges Forschungsprojekt mit grosser Community. Nutzerinnen und Nutzer laden Fotos hoch und erhalten danach mehrere Vorschläge mit Wahrscheinlichkeitsanzeigen der Übereinstimmung, Bild 6. Ergebnisse können zudem von der Community validiert werden. Das verbessert die Datenqualität laufend und fördert das kritische Prüfen statt eines einzigen finalen Resultats wie bei PictureThis.
- Verfügbarkeit: Android, iOS und als Web-App.
- Kostenpunkt: Kostenlos und werbefrei, Spenden sind möglich.
- Datenschutz: Fotos und (optional) Standort fliessen in eine wissenschaftlich genutzte Datenbank.
+ Vorschlagsliste mit Wahrscheinlichkeiten fördert die Gegenprüfung, Community-Validierung durch Experten, Fotos und Standortdaten unterstützten europäische Forschungsprojekte, Offlinebestimmung möglich.
– Keine Extrafunktionen wie Pflegetipps, Pflanzendoktor etc., Community-Daten können Fehler enthalten, technisch nicht immer einwandfrei.
– Keine Extrafunktionen wie Pflegetipps, Pflanzendoktor etc., Community-Daten können Fehler enthalten, technisch nicht immer einwandfrei.
3. Flora Incognita
Diese App dient ebenfalls einem Forschungsprojekt, fokussiert sich allerdings auf Wildpflanzen in Mitteleuropa, Bild 7. Das Besondere an Flora Incognita: Seit 2024 bietet die Anwendung einen umfassenden Offlinemodus; das ist perfekt für Wanderungen ohne Mobilfunknetz. In wissenschaftlichen Auswertungen erreichte Flora Incognita ausserdem sehr hohe Genauigkeiten.
- Verfügbarkeit: Android und iOS.
- Kostenpunkt: Kostenlos und werbefrei, Finanzierung über öffentliche Mittel und die Forschung.
- Datenschutz: Erhebt unter anderem Standortdaten, Fotos und personenbezogene Daten, allerdings erfolgt keine Weitergabe an Dritte und die Übertragung ist verschlüsselt.
+ Sehr präzise, kann auch offline genutzt werden, komplett gratis und ohne Werbung.
– Kaum geeignet für exotische Pflanzen und Zimmerpflanzen, keine Zusatzfunktionen wie Pflegetipps, Gartenhelfer etc., erhebt personenbezogene Daten und Standortdaten, kommuniziert das aber transparent.
– Kaum geeignet für exotische Pflanzen und Zimmerpflanzen, keine Zusatzfunktionen wie Pflegetipps, Gartenhelfer etc., erhebt personenbezogene Daten und Standortdaten, kommuniziert das aber transparent.
4. Google Lens
Die Anwendung Google Lens ist kein Spezialist für Pflanzen, sondern ein visuelles Suchwerkzeug für vieles: Es identifiziert Pflanzen, Tiere, Produkte, Texte etc. Der Vorteil: Sie müssen unter Android nicht extra eine App herunterladen, da Google Lens in vielen modernen Smartphones direkt in der Kamera oder in der Google-App integriert ist, Bild 8. Auf einigen neueren Android-Smartphones können Sie auch Circle to Search nutzen, indem Sie die (mittlere) Navigationstaste einige Sekunden gedrückt halten.
- Verfügbarkeit: Bei Android häufig integriert oder via Google-App verfügbar, unter iOS via Google-App oder Google Fotos abrufbar.
- Kostenpunkt: Kostenlos.
- Datenschutz: Google erhebt in der Regel umfangreiche Daten und kann diese auch an Dritte weitergeben.
+ Für eine erste, schnelle Bestimmung, sehr schnell und niederschwellig nutzbar, liefert direkt weiterführende Webinformationen zur Pflanze.
– Kein spezialisierter Pflanzenfokus (keine Pflege- und Bewässerungs-Tools), weniger botanische Tiefe und daher fehleranfällig, teils einzelnes Ergebnis statt Wahrscheinlichkeitsliste – Gegenprüfung erschwert.
– Kein spezialisierter Pflanzenfokus (keine Pflege- und Bewässerungs-Tools), weniger botanische Tiefe und daher fehleranfällig, teils einzelnes Ergebnis statt Wahrscheinlichkeitsliste – Gegenprüfung erschwert.
5. iNaturalist
iNaturalist ist eine der weltweit grössten Community-Plattformen für Naturbeobachtungen (Pflanzen, Tiere, Pilze), Bild 9. Beobachtungen werden veröffentlicht, von der Community geprüft und – nach Bestätigung – als Datensätze für Forschung und Naturschutz genutzt. Die Anwendung ist ideal für Sie, wenn Sie nicht nur bestimmen, sondern «mitforschen» möchten und Rückmeldungen von Experten wünschen. Allerdings ist die App anfangs nicht gerade intuitiv und man muss sich etwas mit ihr auseinandersetzen.
- Verfügbarkeit: Android und iOS.
- Kostenpunkt: Kostenlos, Spenden an die Trägerorganisation möglich, für Kinderkonten kann eine symbolische Verifizierungsgebühr anfallen.
- Datenschutz: Die App verarbeitet Ihre hochgeladenen Inhalte wie Fotos, Zeit/Ort und Basiskontoangaben. Als Community-Plattform sind Beobachtungen standardmässig öffentlich einsehbar. Je nach Lizenzeinstellungen können Fotos auch von Dritten (Forschung/Naturschutz) genutzt werden. In den Einstellungen können Sie das ändern.
+ Starke Community und Rückmeldungen von Experten, Sie leisten einen Beitrag zur Forschung (Citizen Science, Datensätze), deckt gesamte Biodiversität ab (nicht nur Pflanzen).
– Komplexer als reine Erkennungs-Apps (mehr Optionen), Anfangstreffer können geringer sein als bei stark fokussierten KI-Apps, erfordert aktives Community-Mitmachen für beste Ergebnisse
– Komplexer als reine Erkennungs-Apps (mehr Optionen), Anfangstreffer können geringer sein als bei stark fokussierten KI-Apps, erfordert aktives Community-Mitmachen für beste Ergebnisse
6. Seek von iNaturalist
Seek ist ebenfalls von iNaturalist und wurde vor allem für Kinder entwickelt, Bild 10. Die App ist ohne Registrierung nutzbar und veröffentlicht keine Beobachtungen öffentlich. Spielerisches Lernen (Abzeichen, Herausforderungen) motiviert Kinder und Einsteiger, draussen Arten zu entdecken. Die App ist datensparsam und niedrigschwellig.
- Verfügbarkeit: Android und iOS.
- Kostenpunkt: Kostenlos.
- Datenschutz: Seek ist kindersicher und benötigt kein Konto. Auch werden Beiträge nicht öffentlich zugänglich gemacht und GPS ist optional. Standardmässig werden keine Daten gesammelt. Melden Sie sich aber optional mit einem iNaturalist-Konto an, werden gewisse Daten erhoben.
+ Sehr einsteiger- und kinderfreundlich, sparsamer Umgang mit Daten, keine Veröffentlichung, niedrige Hürde: App öffnen, Kamera draufhalten – fertig.
– Weniger tief als iNaturalist (keine Community-Validierung/Projekte), Erkennung kann je nach Motiv schwanken: Gegenprüfung empfehlenswert, für ernsthafte Forschungszwecke nur bedingt geeignet.
– Weniger tief als iNaturalist (keine Community-Validierung/Projekte), Erkennung kann je nach Motiv schwanken: Gegenprüfung empfehlenswert, für ernsthafte Forschungszwecke nur bedingt geeignet.
7. Blossom
Diese App konzentriert sich auf die Pflanzenpflege und -identifizierung, Bild 11. Sie ist primär für Hobbygärtner gedacht und bietet eine Reihe von Funktionen wie einen Bewässerungsrechner, einen Pflanzendoktor und personalisierte Pflegetipps. In der App gibt es etliche Tipps und Tricks, Informationen zur Pflanzenpflege und man kann seine Pflanzen organisieren.
- Verfügbarkeit: Android und iOS.
- Kosten: Die App ist nach dem Freemium-Prinzip aufgebaut. Viele Funktionen, darunter unbegrenzte Identifizierungen, Krankheitsdiagnosen und Erinnerungen, sind nur mit dem kostenpflichtigen Abo zugänglich. Dieses kostet knapp 30 Franken pro Jahr.
- Datenschutz: Die App betreibt umfangreiches Tracking, darunter auch personenbezogene Daten und teilt diese mit Drittanbietern.
+ Viele Pflege-Tools wie Lichtmesser, Bewässerungsrechner oder digitaler Garten, übersichtliche, ansprechende App-Oberfläche, mehrere Vorschläge bei der Bestimmung (unterstützt Gegenprüfung).
– Voller Funktionsumfang nur gegen Bezahlung erhältlich, trotz Abo umfangreiches Tracking von personenbezogenen Daten, vage Diagnosen: oft allgemeine Ursachen, wenig konkrete Lösungen.
– Voller Funktionsumfang nur gegen Bezahlung erhältlich, trotz Abo umfangreiches Tracking von personenbezogenen Daten, vage Diagnosen: oft allgemeine Ursachen, wenig konkrete Lösungen.
Welche App passt zu wem?
- Für Gärtner mit Pflegebedarf: PictureThis, Blossom
- Für Wanderungen in der Schweiz und in Europa: Flora Incognita
- Für Sparfüchse und Schulen: PlantNet
- Für eine schnelle Erstbestimmung im
- Alltag: Google Lens/Circle to Search
- Für Entdecker, Forschung sowie Kinder: iNaturalist und Seek