Partnerzone 03.02.2012, 11:23 Uhr

«Selbst ich habe keinen Zutritt zu unseren Datacenter»

Cloud-Wissen://Cloud Computing verändert ICT-Abläufe und flexibilisiert Unternehmen. Marc Holitscher, Business Group Lead, Server & Tools von Microsoft Schweiz, erklärt im Interview, wie Unternehmen profitieren und räumt mit Vorurteilen auf.
Cloud Computing sei aus der Flasche, haben Sie mal sinngemäss gesagt. Welche drei Wünsche erfüllt es? Marc Holitscher: Den ersten nach praktisch unendlicher Kapazität. Cloud Computing ermöglicht die bedarfsorientierte Auf- ober Abschaltung von zusätzlichen IT-Ressourcen. Benötigt man beispielsweise erhöhte Rechenleistung für anspruchsvolle Projekte, kann diese quasi per Mausklick abgerufen werden. Der zweite Wunsch geht auch in Erfüllung: nutzerbasierte Bezahlung. Der Kunde bezahlt ausschliesslich für IT-Services, die tatsächlich genutzt werden. Damit entfallen die empfindlichen Kosten, die üblicherweise für die Bereitstellung des Services aufgewendet werden müssen wie zum Beispiel den Betrieb eines eigenen Datacenters. Und der dritte Wunsch? Cloud Services sind jederzeit und ortsunabhängig verfügbar, ganz egal welches Endgerat genutzt wird – ob es sich um ein Smartphone, PC oder gar ein Gerät aus der Unterhaltungsindustrie handelt. Immer wieder ist zu hören, Cloud Computing sei unsicher. Microsoft-Mitarbeitende und Hacker könnten sich Zugriff auf die Kundendaten verschaffen. Wie entkräften Sie solche Vorstellungen? Beim Betrieb unserer globalen Datacenter kommen strengste Sicherheitsrichtlinen zum Einsatz. Sie werden regelmässig von unabhängigen Stellen auditiert und die Zutrittskriterien sind extrem streng. Bisher war es nicht einmal mir als Microsoft-Mitarbeiter erlaubt, solch ein Datacenter zu besuchen. Wie verändert Cloud Computing die IT-Abteilung? Ihre Relevanz für den unternehmensweiten Erfolg steigert sich. Cloud Computing ermöglicht den IT-Abteilungen eine neue Agilität in der Umsetzung von geschäftsrelevanten Prozessen. Was früher Wochen und Monate beanspruchte, kann heute in Stunden oder Tagen implementiert werden.   Was bedeutet das für das Business? Die durch Cloud Computing neu gewonnene Flexibilität der IT wirkt sich direkt auch auf die Geschwindigkeit des Business aus. Die Geschwindigkeit also, mit der Unternehmen auf neue Chancen antworten, neue Geschäftsabläufe definieren oder auf Herausforderungen durch den Mitbewerb reagieren. Und dies zu deutlich niedrigeren Kosten. Cloud Computing bleibt damit nicht ein Phänomen, das nur auf die IT beschränkt ist, sondern trifft direkt den Kernbereich von jedem Unternehmen. Ist die Private Cloud die Antwort auf Sicherheitsbedenken? Unter dem Strich handelt es sich bei einer Private Cloud um eine fortgeschrittene Form des dynamischen Datacenters. Dieses wird weitgehend automatisiert und virtualisiert betrieben und ermöglicht damit Szenarien wie Self-Service oder Pay per Use, welche wiederum Kernelemente von Cloud Computing sind. Eine Private Cloud erfüllt auf den ersten Blick erhöhte Sicherheitskriterien, weil die Infrastruktur vor Ort beim Kunden betrieben wird. Private oder Public Cloud – das ist für viele Unternehmen die Frage. Wir haben es hier nicht mit einer «Entweder-Oder»-Frage zu tun. Entscheidend ist vielmehr, die spezifischen Bedürfnisse und Anwendungsszenarien von jedem Kunden zu verstehen und auf dieser Grundlage den optimalen Mix zwischen beiden Bereitstellungsmodellen zu finden. Worin unterscheiden sich diese? Grundlegend darin, dass über eine Public Cloud weitgehend standardisierte Services angeboten werden wie z.B. Email oder Speicherplatz. Hier hat der Kunde wenig Möglichkeiten zur individuellen Anpassung, dafür kann er die Dienste günstiger konsumieren. Dagegen besteht bei einer Private Cloud deutlich mehr Spielraum zur Anpassung. Welche Schritte sollten Unternehmen vor dem Gang in die Cloud tun? Um Cloud Computing erfolgreich in einer Unternehmung einzuführen und zu verankern, bedarf es eines Umdenkens: Diese Services sollten nicht – wie so oft in der IT – auf Basis von einzelnen, isolierten Projekten eingeführt werden, sondern auf der Basis einer überarbeiteten, zukunftsorientierten und vor allem übergeordneten IT-Strategie. Da es sich bei den Cloud Services nicht nur um eine IT-Disziplin handelt, müssen sich die verschiedenen Abteilungen einer Firma organisieren, um das Thema übergreifend anzugehen. Laut Marktforschern entstehen eigentliche Cloud-Integratoren. Wohin entwickelt sich Microsoft und welche Rolle nehmen Partner ein? Microsoft wird auch in Zukunft eine Firma bleiben, die den Löwenanteil des Umsatzes über ein vielfältiges und kompetentes Partnernetzwerk erwirtschaftet. Selbstverständlich verändern sich die Anforderungen an einen IT-Leistungserbringer im Zeitalter von Cloud Computing. Wie Sie richtig andeuten, wird ein grösseres Gewicht auf die umfassende Beratung und Vermittlung zwischen den verschiedenen Cloud Angeboten sowie deren Integration liegen. Dabei sind und bleiben aber unsere Partner die treibende Kraft. Ab wann können Schweizer Unternehmen, die Cloud-Angebote von Microsoft nutzen, eine Datenspeicherung innerhalb der Schweizer Grenzen erwarten? Bereits heute sind die wichtigsten Anwendungen und Dienste von Microsoft in der Schweiz als Online Service verfügbar. Dies gilt gleichermassen für Office 365, CRM Online oder die Windows Azure Plattform. Eine lokale Datenspeicherung ist je nach Szenario heute problemlos möglich, insbesondere wenn man an hybride Modelle, also den Mix aus Private und Public Cloud-Architekturen denkt. 


Das könnte Sie auch interessieren