Kaufberatung 06.07.2020, 14:45 Uhr

So schlagen sich die grössten VPN-Anbieter im Vergleichstest

Hinter dem Kürzel «VPN» verbirgt sich eine Verschlüsselung zum Internet – mit weiteren Vorteilen. Eine VPN-Verbindung erlaubt zum Beispiel auch den Zugriff auf Onlineinhalte, die für gewisse Länder gesperrt sind. Wir testen die grössten Anbieter.
Mit einem Virtual Private Network lässt sich der eigene Webverkehr vor Hackangriffen, Schnüfflern oder auch einer (Länder-)Zensur schützen
(Quelle: Dan Nelson / Pixabay)
Zuerst zum Begriff: VPN steht für Virtual Private Network und stellt eine sichere Verbindung zwischen zwei oder mehr Geräten her. So lässt sich der eigene Webverkehr vor Hackangriffen, Schnüfflern oder auch einer (Länder-)Zensur schützen. Zudem kann eine VPN-Verbindung auch benutzt werden, um von jedem möglichen Standort anonym im Internet zu surfen.
In dieser Kaufberatung erklären wir, was die Benutzung eines VPN-Dienstes konkret ermöglicht, wie und mit welchen Endgeräten sich ein virtuelles, privates Netzwerk erstellen lässt und welche Vorteile die Benutzung in der Praxis genau bietet. Dazu beantworten wir im Folgenden die wichtigsten Fragen rund um VPN-Netzwerke. In der Tabelle auf der letzten Seite haben wir zudem eine Auswahl wichtiger VPN-Anbieter getestet, die sich besonders für die Schweiz empfehlen.
Was lässt sich eigentlich mit einem VPN-Dienst machen?
Verwenden Sie einen VPN-Dienst, lässt sich die IP-Adresse verbergen, also die eindeutige Adresse Ihres Zugangsgeräts, wodurch Ihre Privatsphäre und eigene Identität geschützt bleiben. Weder der Onlineshopanbieter noch der Internetserviceprovider können dabei den Surfverlauf oder andere Daten auslesen.
Zweitens schirmen Sie durch die Benutzung auch vertrauliche Informationen wie etwa Passwörter, Onlinebankingzugang, Shopping-Accounts bis hin zu den Zugangsdaten für soziale Netzwerke rigoros nach aussen hin ab.
Der dritte Vorteil: Mit einem installierten VPN können Sie Zugriff auf eventuell blockierte Webseiten/Dienste bis hin zu ausländischen Streamingplattformen erlangen. Ein Vorteil, wenn Regierungen eventuell den Internetverkehr überwachen, um so den Zugang zu bestimmten Webseiten einzuschränken. Zum anderen lassen sich auch Webseiten freischalten, die in einem Land zensiert sind.
Gut ausgestattete VPN-Anbieter bieten 100 oder noch mehr weltweite Standorte an, an denen ihre Server verteilt sind, um Anwendern eine möglichst breite Auswahl an Einwahlmöglichkeiten zu gewähren. Anwender wählen sich auf einem der zur Verfügung gestellten Server des entsprechenden Landes ein und können im Internet so mit einer neuen Länderkennung surfen, um Zugriff auf die Webseite respektive den Dienst zu erlangen.
Der vierte Pluspunkt: Sie shoppen im Internet oder buchen auch gerne von Ihrem Standort aus eine Ferienreise? Auch dann kann sich die Benutzung eines VPNs schnell bezahlt machen, denn Onlineshops zeigen Ihnen teilweise höhere Preise an, wenn Sie diese von bestimmten Standorten aus ansurfen. Der Tipp: Wählen Sie sich probehalber von anderen Ländern aus auf das entsprechende Ferienportal ein und vergleichen Sie die Preise.

Einrichten und Inbetriebnahme

Auf welchen Geräten lässt sich ein VPN-Zugang einrichten?
Prinzipiell lässt sich der VPN-Zugang auf nahezu allen Endgeräten einrichten. Dazu zählen Desktop-PCs und Notebooks mit Windows-, macOS- oder auch Linux-Installationen, Tablets und Smartphones (iOS- und Android-Betriebssysteme), Smart-TVs, Router, NAS, Streamingkonsolen, E-Book-Reader etc. Einzige Voraussetzung: Der VPN-Anbieter muss die Geräte und Betriebssysteme unterstützen. Deshalb ist es wichtig, sich vor dem Kauf auf der Webseite des ausgesuchten VPN-Anbieters zu informieren, ob tatsächlich das betreffende Gerät dabei ist. Wird eine Gerätekategorie unterstützt, gibts immer auch detaillierte Anleitungen, wie der VPN-Dienst integriert wird. Auf der letzten Seite finden Sie in der Testtabelle genauere Infos, welcher Anbieter welche Systeme unterstützt.
Wie läuft die Inbetriebnahme auf dem Smartphone ab?
Avira Phantom VPN Pro: Unser «Preishit» erhält 4.5 Sterne («sehr gut»)
Quelle: Screenshot / NMGZ
Die Installation und nachfolgende Inbetriebnahme auf einem Smartphone sind schnell erledigt. Als Beispiel haben wir den VPN-Service des Anbieters Avira, den Phantom VPN Pro, auf unserem Test-Smartphone Xiaomi Mi9 mit Android 10 als Betriebssystem installiert. Die Phantom-VPN-Pro-App gibt es als Gratis-Testversion mit einem Datenkontingent von 500 MB pro Monat. Zudem kann sich der Anwender für eine erweiterte Testversion entscheiden, bei der er zwar sieben Tage lang mit unbegrenztem Datenvolumen des VPN-Diensts surfen kann, sich aber auch registrieren muss; inklusive Angabe des Zahlungsmittels. Im Anschluss an den Testzeitraum wird die Testversion in einen kostenpflichtigen Dienst für einen Preis von monatlich Fr. 5.82 umgewandelt (mehr zu den Kosten später). Allerdings kann der Nutzer jederzeit kündigen.
Im ersten Schritt lädt man sich die App via Google Play Store auf das Smartphone und installiert diese. Nach der Installation und um den VPN-Dienst auch zu nutzen, wird der Dienst per Fingertipp aktiviert. Sichtbar ist die Aktivierung in der Regel an einem entsprechenden Logo am oberen Rand des Displays. Im Folgenden lässt sich der Server auswählen, den der Anwender kontaktiert und sich darauf einloggt. Avira bietet insgesamt 49 verschiedene Standorte zum Einwählen an. Unter anderem gibt es Server in Deutschland, der Schweiz und gleich mehrere in den USA.
Wie viele Geräte können den VPN-Dienst gleichzeitig nutzen?
Das ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Meist können zwischen drei und sieben Benutzer gleichzeitig den Dienst in Anspruch nehmen, das heisst, sich gleichzeitig auf unterschiedlichen Endgeräten per VPN-Anbieter einwählen. Zudem bieten einige Anbieter auch die Option an, einen VPN-Router einzurichten. Dadurch können beliebig viele Geräte verbunden werden. Im Testfeld beherrschen dies BullGuard VPN, CyberGhost VPN und auch ExpressVPN.

Kosten und Bezahlung

Was kostet ein VPN-Service?
Seriöse Anbieter stellen Anwendern oft eine Testversion bereit, die zeitlich begrenzt ist oder bezüglich des zur Verfügung stehenden Datenkontingents und/oder bei den Serverstandorten Restriktionen macht. Typisch sind auch eine 30-Tage-Geld-zurück-Garantie bei Nichtgefallen. Dazu genügt es, innerhalb der Frist den Kundenservice per E-Mail oder Live-Chat zu kontaktieren, um das Geld zurücküberwiesen zu bekommen.
VPN ProCyberGhost VPN: Mit vier Sternen bewertet («gut»)
Quelle: Screenshot / NMGZ
Entscheidet sich der Anwender für ein VPN-Abonnement, kann er in den meisten Fällen zwischen 1, 3 oder 6 Monaten und 1, 2 oder 3 Jahren wählen. Die Faustregel: Je länger sich der Anwender an den VPN-Dienstleister bindet, desto günstiger wird das Benutzen des VPN-Dienstes. Dabei zieht der VPN-Anbieter den Gesamtbetrag komplett ein. Typischerweise variieren dabei die Kosten zwischen 3 und 10 Franken pro Monat.
Daneben gibt es auch einige Gratis-VPN-Anbieter. Hier sollte man allerdings Vorsicht walten lassen. Der Grund: Denn auch Gratis-VPNs müssen unterm Strich kostendeckend arbeiten. Unsaubere Anbieter blenden dafür nicht nur massiv Werbung ein, sondern implementieren Tracker in ihre VPN-Software, sammeln Daten von Benutzern und können diese sogar weiterverkaufen, wenn gutgläubige Anwender den Richtlinien der Software während der Installation zustimmen.
Zudem sind die kostenlosen VPN-Tools oft auch im Funktionsumfang begrenzt, können meist keine oder nur teilweise geografische Sperren umgehen oder reduzieren das Internettempo. Das alles muss nicht zwangsläufig der Fall sein, kommt aber bei den kostenlosen Anwendungen öfters vor.
Wie wird bezahlt?
Bei den Bezahlungsarten zeigen sich sämtliche getesteten VPN-Anbieter sehr flexibel. Neben gängigen Kreditkarten (Mastercard, VISA, American Express etc.), werden auch PayPal, BitPay (Bitcoin) und Sofortüberweisung angeboten. Genaueres zu den Bezahlmöglichkeiten findet sich immer direkt auf der Homepage des Anbieters.

Wie sicher ist ein VPN?

Norton Secure VPN: Mit 4,5 Sternen bewertet («sehr gut»)
Quelle: Screenshot / NMGZ
Bei einer VPN-Verbindung wird der Datenverkehr vom Sender (Anwender) zur Zieladresse geschützt. Wichtig ist eine IP-Maskierung, also eine quasi rotierende IP-Adresse über die Serverstandorte sowie 256-Bit-Verschlüsselung. Zudem sollten weder Aktivitäts- noch Verbindungsprotokolle vom VPNAnbieter gespeichert werden. Ganz sicher können Anwender dabei allerdings nie sein, da schon rein aus technischer Perspektive gewisse Daten zumindest zwischengespeichert werden müssen. Und genau solche Daten können durchaus Aufschluss über den Nutzer geben.
Die einzelnen VPN-Anbieter unterscheiden sich voneinander hinsichtlich der Sicherheitsprotokolle beträchtlich. Achten Sie deshalb bei der Auswahl eines VPN-Anbieters auf folgende Sicherheitsprotokolle:
  • OpenVPN ist eine sehr sichere 160 oder 256 Bit starke Verschlüsselung, die zudem wenig Bandbreite, sprich Tempo (mehr dazu im letzten Abschnitt), kostet.
  • IKEv2 (steht für Internet-Key-Exchange) wurde von Microsoft und dem Telekommunikationsunternehmen Cisco entwickelt. Es bietet hohen Schutz. Es ist unter anderem mit Windows und Linux kompatibel, weist hohe Sicherheitsstandards und verschiedenste Verschlüsselungstechniken auf und bietet eine geringe Latenz.
  • Das Layer-2-Tunnel-Protocol (L2TP/IPsec) ermöglicht im Zusammenspiel mit dem IPsec-Protokoll (Internet Protocol Security) anonymes Surfen. Verbindungen darüber gelten als sehr sicher, allerdings auch als langsam.
Was hat es mit der Notausfunktion auf sich?
BullGuard VPN: Mit 4,5 Sternen bewertet («sehr gut»)
Quelle: Screenshot / NMGZ
Fällt die VPN-Verbindung aufgrund eines Serverproblems aus, surft der Anwender wieder unverschlüsselt und leicht verfolgbar im Internet. Die Notausfunktion unterbricht in einem solchen Fall die Internetverbindung, damit Sicherheit und Anonymität gewährleistet bleiben.

Internettempo mit VPN

Reduziert sich bei VPN-Nutzung das Internettempo?
Ja und nein! Denn die tatsächliche Geschwindigkeit hängt von vielen Faktoren ab. Bei der Verwendung eines VPN-Clients kann es allerdings zu höheren Schwankungen der Geschwindigkeit kommen. Wichtig zur Tempobeurteilung ist der Standort des Servers respektive seine Entfernung. Die Faustregel: Je weiter weg sich der Server befindet, desto länger brauchen die transferierten Datenpakete und desto langsamer kann die Verbindung sein, muss es aber nicht. Ebenso kann sich eine Bandbreitenbegrenzung des VPN-Servers, beispielsweise bei hoher Auslastung zu Stosszeiten, negativ auf die Geschwindigkeit auswirken. Auch hier sollte man den ausgesuchten VPN-Anbieter gezielt nach solchen Surfbremsen prüfen.
von links:
ExpressVPN: Mit 5 Sternen bewertet («ausgezeichnet») und ist somit der Testsieger!
F-Secure Freedome: Mit 4 Sternen bewertet («gut»)
Kaspersky VPN Secure Connection: Mit 3,5 Sternen bewertet («ordentlich»)
Quelle: Screenshot / NMGZ
Darüber hinaus kann ebenso eine Verschlüsselung des VPN-Servers und auch deren Art zur Reduktion des Tempos beitragen. Selbst eine etwas ältere CPU im PC respektive Notebook kann ein Grund für einen langsamen Webseitenaufbau sein. Aktuelle Prozessoren können dagegen zur Beschleunigung das Ent- und Verschlüsseln direkt per Hardware-Code ausführen. Und: Natürlich hängt die Geschwindigkeit auch von der eigenen Verbindung zum Internet ab. Ist diese zu langsam, sollte man zu einem Internet-Abo wechseln, das ein höheres Tempo bietet.
Tipp: Einen browserbasierten Speedtest fürs Internettempo können Sie unter dem Link speedtest.net abrufen. Der Test unterstützt zudem verschiedene VPN-Verschlüsselungsprotolle. Konkret: Gemäss unseren Tests kann sich die Geschwindigkeit um 5 bis 25 Prozent reduzieren, sofern sich der VPN-Server recht nahe dem physischen Standort des Benutzers befindet. Liegt er weiter entfernt, kann die Geschwindigkeit sogar um bis zu 30 oder 50 Prozent einbrechen.

Testübersicht und Fazit

Testübersicht: VPN-Software
Quelle: NMGZ
Fazit: Sicherheit fürs Heimbüro
Die Nutzung von VPN-Diensten ist besonders fürs Heimbüro hochinteressant. Die Mini-Tools stehen für ein Höchstmass an Privatsphäre, sind dabei schnell installiert, laufen stabil und sind unterm Strich sogar punkto Tempo viel weniger Bremsklotz, als man denkt. Ausserdem haben die Hersteller ihre Programme mit aktuellen Verschlüsselungstechnologien sicher gemacht und bieten als Zückerli Streamingsupport für Netflix & Co. an. Erlauben es also auch, ausländische Angebote zu nutzen.
Zwei Dienste, die es besonders gut können, sind der Preistipp Avira Phantom VPN Pro und der Testsieger Express-VPN. Während der Hersteller Avira mit seinem VPN-Programm punkto Bedienung, Serverqualität, Standort in Deutschland und erweiterter Funktionalität wie einer Notausfunktion überzeugen kann, verdient sich der PCtipp-Testsieger ExpressVPN zusätzlich mit einem wenn auch nicht ganz billigen, dafür aber transparenten Preismodell und einer unglaublich grossen Kompatibilitätsliste mit Endgeräten Pluspunkte. Und: Neueinsteiger finden sich bei Express-VPN dank einer hervorragend umgesetzten Hilfeseite und ausführlichen Installationsanleitungen schnell zurecht.



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