22.03.2010, 13:34 Uhr

MIX10 - Silverlight everywhere

Auf der Microsoft MIX 10-Konferenz, die vom 15. bis 17. März in Las Vegas stattfand, wurden einmal mehr die Weichen für die Zukunft gestellt. Microsofts neues Windows Phone 7- Series Betriebssystem wird nur Silverlight- und XNA-Anwendungen ausführen, die Entwicklerwerkzeuge gibt es gratis, Phone7-Apps werden ausschliesslich über den Windows Phone Marketplace vertrieben.
Die MIX10-Konferenz, die Mitte März unter dem vielversprechenden Motto ,,The next web now" bereits zum fünften Mal stattfand, versteht sich zwar in erster Linie als Konferenz für (Microsoft-) Webtechnologien, gleichzeitig spiegelt sie aber auch die aktuelle strategische Ausrichtung des Konzerns wieder und ist bekannt dafür, dass sich in der Keynote am ersten Tag ein Füllhorn an Ankündigungen über die Teilnehmer ergießt. Während auf der Mix09 eher unspektakuläre Themen wie die im letzten Jahr noch lediglich als Prototyp existierende Azure-Plattform, Silverlight 3 und IE8 im Mittelpunkt standen, hatte die diesjährige Konferenz wieder richtungsweise Ankündigungen im Programm. Zu den ,,hot topics" der Keynotes der ersten beiden Tagen gehörten natürlich Windows Phone 7 Series, Silverlight 4 und Visual Studio 2010 Express for Windows Phone und, nicht ganz so spektakulär, Blend 4, IE9, OData, JQuery und Dallas, ein auf Azure basierender Service, über den hochwertige Daten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens kommerziell verwertet werden sollen.Konkurrenz für iPhone und AndroidDie wichtigste Ankündigung der MIX10 war im Vorfeld beinahe als Staatsgeheimnis behandelt worden: Die Ankündigung der Windows Phone 7 Series, dem Nachfolger von Windows Mobile 6.5. Der Begriff ,,Nachfolger" muss allerdings in große Anführungszeichen gesetzt werden, denn mit der kommenden Version vollzieht Microsoft einen gewollten Bruch zum Vorgänger. Für Windows Mobile 6.5 entwickelte Anwendungen laufen nicht auf Windows Phone 7 Series. Verantwortlich für das neue Phone 7-Design, das sich an Microsofts kommerziell bislang wenig erfolgreichen Zune HD Player orientiert, ist Joe Belfiore, der bei Microsoft, lange ist es her, unter anderem für das Design der Oberfläche von Windows 95 und die Integration von Windows 98 und dem damaligen Internet Explorer 4 zu einem einheitlichen Desktop, der sich aber bekanntlich nicht durchsetzen konnte, verantwortlich war.Entwickelt werden Apps für Windows Phone 7 Series ausschließlich mit .NET-Technik und Visual Studio 2010. Entweder auf der Grundlage von Silverlight (ab Version 3), was für die überwiegende Mehrheit der Anwendungen zutreffen wird, oder, wenn es sich um Spiele handelt, auf der von XNA. Wie bei der Konkurrenz bereits praktiziert behält sich auch Microsoft vor, welche Anwendungen auf dem neuen Windows Phone Market Place angeboten werden und verdient, der Apple AppStore lässt grüßen, mit 30% am Umsatz mit. Dafür bietet Microsoft ein paar Dinge, die es bei der Konkurrenz nicht gibt. Kleinigkeiten, wie der Umstand, dass Entwickler einzelne Bereiche ihrer Software mit einem simplen Aufruf freischalten können und die nicht unattraktive Option, dass mit der XBox ein zweiter Absatzmarkt zur Verfügung steht. Visual Studio 2010 Express for Windows PhoneDas Entwicklungswerkzeug für Windows Phone 7 Series-Apps ist Visual Studio 2010, das als Visual Studio 2010 Express for Windows Phone kostenlos abgegeben werden wird (unter [1] steht eine Vorabversion bereits zur Verfügung). Die erste Preview verträgt sich nicht mit der Beta 2 von VS 2010, die zuvor deinstalliert werden muss, und kann ausschließlich zur Entwicklung von Phone Apps und auf XNA Game Studio 4 basierenden Spielen benutzt werden. Als Sprache steht zudem nur C# zur Verfügung. Visual Basic bleibt aus nicht näher spezifizierten Gründen außen vor. Der bemerkenswerteste Bestandteil von Visual Studio 2010 Express for Windows Phone ist ein hochentwickelter Emulator, der dem typischen Formfaktor eines künftigen Mobiltelefons entspricht. Wer sich in die Programmierung einarbeiten möchte sei der Vorabdruck des Buches ,,Programming Windows 7 Phone Series" von Charles Petzold empfohlen, das unter [2] zum Download bereitsteht. Unter [3] steht das Windows Phone 7 Series Developer Training Kit zur Verfügung und unter [4] die nicht weniger wichtigen ,,UI Design Guidelines". Abbildung 1: Windows Phone 7 Series-Apps werden mit Visual Studio 2010 Express for Windows Phone entwickelt Silverlight 4 Release CandidateMit der Ankündigung von Silverlight 4 als die technische Grundlage für Windows Phone 7 Series-Apps wird die von Microsoft Chief Software Architect Ray Ozzie in seiner Eröffnungsrede zur PDC 09 skizzierte Vision der ,,3 Screens and a cloud" umgesetzt, wobei die drei Bildschirme symbolisch für den klassischen Desktop bzw. für mobile Geräte wie Notebooks und Netbooks, den heimischen TV-Bildschirm, der z.B. durch eine angeschlossene XBox60 mit Inhalten versorgt wird, und den Bildschirm eines Handys, auf dem Windows Phone 7 Series als Betriebssystem läuft, stehen. Was im November letzten Jahres noch etwas nebulös geklungen haben mag, ist jetzt eine einheitliche Strategie. Silverlight als das verbindende Element von Desktop- und mobilen Anwendungen, die ihre Inhalte womöglich (aber nicht notwendigerweise) aus der Cloud beziehen und der TV-Bildschirm im Wohnzimmer, der über eine XBox mit dem Internet verbunden ist, und auf dem Silverlight-Anwendungen z.B. die Programmzeitschrift ersetzen und das Aufzeichnen von Sendungen steuern. Abbildung 2: Die Microsoft-Strategie im Consumbereich - 3 Screens and a Cloud Die Ankündigungen rund um Silverlight 4 waren nach der PDC 09 keine Überraschung mehr. Allenfalls noch, dass die kommende Version bereits im Sommer ausgeliefert werden soll. Das wichtigste Merkmal des kommenden Release sind der (bereits mit Version 3) eingeführte Out of Browser-Modus und zahlreiche kleinere Neuerungen, wie COM-Interop, Drag&Drop und die Möglichkeit, auf die Zwischenablage zugreifen zu können, die die Grenze zwischen einer Silverlight- und einer klassischen Desktop-Anwendung weiter schwinden lassen werden. Dass Silverlight nicht nur für Multimedia-Anwendungen vorgesehen ist machte ein Vortrag über das Silverlight Analytics Framework deutlich, mit dem sich webanalytische Daten in eine Silverlight-Anwendung integrieren lassen. Abbildung 3: Mit Silverlight 4 verschwinden die Grenzen zur klassischen Desktop-Anwendung Internet Explorer 9Die lange Periode der Stagnation, welche die ,,Ära" des Internet Explorer 6.0 prägte, liegt zum Glück lange zurück. Microsoft hat die Herausforderung um Webstandards, Performance und speziell schnelles JavaScript angenommen und präsentierte auf der MIX10 eine erste Preview des kommenden Internet Explorer 9.0. Die Preview, die unter [5] zum Download und Ausprobieren bereitsteht, richtet sich mit ihrer minimalistischen UI, die noch nicht einmal eine Adressleiste bietet, zwar in erster Linie an Webdesigner und Entwickler, sie macht aber eindrucksvoll deutlich, dass der Internet Explorer bezüglich Performance zu dem aus FireFox- und Safari-Browser bestehenden Hauptfeld aufgeschlossen hat. Die wichtigsten Verbesserungen in diesem Bereich sind eine JavaScript-Engine (Codename ,,Chakra"), die mit einem Background-Compiler arbeitet, so dass große JavaScript-Skripts, die oft aus mehreren Tausend Zeilen Code bestehen, deutlich beschleunigt ausgeführt werden, Unterstützung für Multicore-CPUs und eine auf Direct 2D und DirectWrite basierende Hardwarebeschleunigung. Zwei Notizen am Rande. Der IE 9 soll endlich auch den inzwischen etwas in die Jahre gekommenen Browser-Grafikstand SVG (Scalable Vector Graphics) in der Version 1.1 unterstützen, was von Microsoft in der Vergangenheit stets abgelehnt wurde. Für Windows XP soll es den IE 9 nicht geben.Guidelines für Web Developers Die MIX ist aber nicht nur eine Konferenz über Microsoft Strategien und -Produkte, sie soll Webentwicklern auch allgemeine Hilfestellungen an die Hand geben, um moderne Web 2.0-Anwendungen umsetzen zu können. Eine sehr gute Übersicht gibt der Vortrag von Scott Hanselmann mit dem Titel ,,Beyond File |New Company - from Cheesy sample to Social Platform", in dem alle für die Umsetzung moderner Webanwendungen wichtiger Techniken wie ASP.NET MVC2, WFC, ODATA, JSON oder Mikroformate zusammengefasst wurden. Auch der Vortrag ,,HTML 5 now" von Molly Holtzschlag zum künftigen HTML-Webstandard macht deutlich, dass sich Microsoft stärker denn je an Webstandards orientieren möchte.Wer nicht in Las Vegas dabei sein konnte, findet wie üblich alle Vorträge auf der Konferenzwebseite [6]. Unter [7] steht ein kleines Tool bereit, mit dem man sich die knapp 130 Präsentationen in einem Rutsch herunterladen kann. Doch Vorsicht, 12 GByte an Content sind nicht nur was den Download angeht keine Kleinigkeit..Microsoft-Ankündigungen und Kernthemen auf der Mix10:>Windows Phone 7 Series>Windows Phone 7 Series Developer Tools (bestehend aus Visual Studio 2010 Express, Silverlight 4 und einem Emulator)>Windows Phone Marketplace in Kombination mit einem Tool, mit dem Entwickler den Vertrieb ihrer Apps steuern können>Silverlight 4 Release Candidate >Expression Blend 4 Beta>Internet Explorer 9 Preview>XNA Game Studio 4.0 >OData als universelle Datenschnittstelle fürs Web>Der auf Azure basierende Datenmarktplatz DallasLinks[1] www.developer.windowsphone.com[2] http://download.microsoft.com/download/7/C/8/7C820C6F-C205-4ECF-B9F3-1505DD13F9BF/ProgWinPhonePreview.pdf [3] http://channel9.msdn.com/learn/courses/WP7TrainingKit/ [4] http://go.microsoft.com/?linkid=9713252[5] http://ie.microsoft.com/testdrive[6] http://live.visitmix.com [7] http://www.franksworld.com/Downloads/MIX10Downloader.zip Peter Monadiemi


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