SharePoint 2007 15.12.2006, 09:30 Uhr

Für den Einsatz im Unternehmen gerüstet

SharePoint 2007 wurde praktisch neu entwickelt und präsentiert sich nun als moderne Kollaborationsplattform.
Fast scheint es so, als wäre der Vorgänger Windows SharePoint Services 2.0 nur dazu da gewesen, Anwender wie Entwickler gleichermassen für die neue Version zu begeistern. SharePoint 2007 zeichnet sich nun aus durch Content-Management-Funktionalität, eine enge Integration in Office 2007, insbesondere den Excel 2007 Services, das Zusammenspiel mit -InfoPath 2007 und typische Web-2.0-Bestandteile wie RSS-Feeds, Blogs und Wikis. Und ganz nebenbei wurden einige der -dringendsten Wünsche der Anwender der Vorgängerversion realisiert.
Auch SharePoint 2007 wird in zwei Varianten angeboten: In Gestalt der kostenlosen Windows SharePoint Services 3.0 (WSS) als Nachfolger der WSS Version 2.0 und als separates Produkt unter dem Namen Mi-crosoft Office SharePoint Server 2007 (MOSS), welches den Vorgänger SharePoint Portal Server ablöst. Beide Varianten setzen weiterhin auf Windows Server 2003 auf, sollen in Zukunft auch unter «Longhorn Server» einsetzbar sein. Wer SharePoint 2007 unter einer aktuellen Longhorn-Beta testen möchte, sollte aber vorher sicherstellen, dass es die passende Beta-Version ist. In diesem Artikel werden beide Varianten unter dem Sammelnamen «SharePoint 2007» zusammengefasst.

Der erste Eindruck

SharePoint 2007 wurde von Microsoft in grossen Teilen praktisch neu entwickelt. Die neue Version basiert nicht mehr auf ASP.NET 1.1, sondern auf der aktuellen Version 2.0, wovon die Entwickler durch eine reichhaltige Funktionalität und die Anwender durch eine bessere Performance und neue Möglichkeiten bei der Gestaltung, etwa durch Masterpages, profitieren. Das neue SharePoint bietet so viele Neuerungen und Verbesserungen, dass eine kurze Übersicht nur an der Oberfläche kratzen kann. Die Übersicht (S. 38) zeigt die wichtigsten Neue-rungen. Das Gefühl, tatsächlich mit einer rundum neuen Version zu arbeiten, stellt sich bereits beim ersten Start ein. Die neue Oberfläche wirkt durch ihre dreidimensional wirkenden Bedienelemente moderner und somit insgesamt freundlicher. Eine von Anwendern der Vorgängerversion lange gewünschte Kleinigkeit ist endlich dabei: Der Papierkorb für gelöschte SharePoint-Elemente, wie beispielsweise Kontakte oder Dokumente. Diese Funktion stand bisher nur über Add-Ins von Drittherstellern zur Verfügung. Die neuen Registerreiter erlauben eine einfachere Navigation zwischen den einzelnen Websites. Diese werden zudem nur angezeigt, wenn die erforderlichen Berechtigungen existieren. Das Benutzermenü bietet daher auch die Möglichkeit, das Benutzerkonto zu wechseln.

RSS, Wikis und Blogs

RSS ist in aller Munde, deshalb bietet es auch SharePoint 2007. Für fast jede Bibliothek lassen sich RSS-Feeds (sofern eingestellt) abonnieren, so dass der Zugriff auf einen E-Mail-Server, der etwa eine Tageszusammenfassung zur Verfügung stellt, nicht mehr erforderlich ist. Das zweite Modewort des Web 2.0 ist Wiki. Ein Wiki ist eine Website, deren Inhalte die Besucher editieren können. Prominentestes Beispiel ist Wikipedia. Bei SharePoint 2007 lassen sich nicht nur reguläre Websites, sondern auch versionisierbare Wiki-Websites anlegen, die vor allem Entwickler gerne in ihren Softwareprojekten einsetzen. Auch das dritte Modewort der Szene ist bei SharePoint 2007 vertreten. Neben regulären Websites können neuerdings Blogsites angelegt werden. Je nach Einstellung müssen neue Posts vor Veröffentlichung erst von einem Administrator freigegeben werden.

ASP.NET 2.0 als Fundament

SharePoint hat bei Microsoft aus technologischer Sicht eine bewegte Vergangenheit hinter sich. Während die Version 1 unter dem Namen «SharePoint Team Services» lediglich eine ISAPI-Erweiterung war, setzte die Version 2 - unter dem Namen Windows SharePoint Services - erstmals auf dem .NET Framework 1.1 auf, litt dadurch aber auch ein wenig unter den Einschränkungen, die ASP.NET 1.1 bezüglich Funktionalität und Geschwindigkeit mit sich brachte. SharePoint 2007 basiert auf .NET 2.0 - teilweise bereits auf .NET 3.0, wenn die Workflow-Funktionalität eingesetzt wird - und nutzt konsequent die vielen Neuerungen, die mit ASP.NET 2.0 einhergehen. In SharePoint 2.0 wurden sämtliche HTTP-Requests vom IIS 6.0 durch den ISAPI-Filter an die ASP.NET 1.1-Laufzeit übergeben, bevor sie von SharePoint weiterverarbeitet werden konnten. War SharePoint noch nicht initialisiert, war ein Fehler die Folge. Bei SharePoint 2007 werden die ISAPI-Filter durch HTTP-Handler und HTTP-Module aus ASP.NET 2.0 ersetzt. Durch sie werden alle HTTP-Anfragen direkt verarbeitet. Es lassen sich zudem neue HTTP-Module erstellen und einer SharePoint-Website beifügen. Ein kleiner Nachteil ist, dass dies zu Lasten der Performance gehen kann, da alle Anfragen erst durch ASP.NET 2.0 vorverarbeitet werden. Verbessert wird die Performance durch den neuen Virtual Path-Provider SPVirtualPathProvider, der auch das Parsen und Vorkompilieren einer in einer SQL-Server-Datenbank enthaltenen Aspx-Seite erlaubt.
Die Version 2.0 bot zwar bereits eine umfangreiche Dokumentenverwaltung, aber leider keine Workflow-Funktionalität. Die neue Version setzt konsequent auf die mit .NET 3.0 eingeführte Workflow Foundation (WF) und erweitert diese um SharePoint spezifische Elemente, mit der sich Listenelemente und Dokumente mit einer Workflow-Logik verbinden lassen. Typische Unternehmensanwendung, wie die Reisekostenabrechnung der Mitarbeiter, lassen sich, etwa in Kombination mit InfoPath 2007, dadurch sehr einfach realisieren. Wird das ausgefüllte Formular in der Dokumentenbibliothek abgelegt, wird ein Workflow angestossen, der zum Beispiel bewirkt, dass Belege oberhalb einer bestimmten Grenze zusätzlich genehmigt werden müssen. Solche Workflow-Anwendungen lassen sich mit Visual Studio 2005 und dem auf der TechEd 2006 freigegebenen Workflow-Designer komfortabel umsetzen. MOSS 2007 bietet zusätzliche vordefinierte Workflows, die zum Beispiel den Genehmigungsprozess beim Einpflegen eines Dokuments in ein CMS abbilden.

Einheitliches Design

Gerade in grossen Unternehmen ist die einheitliche Darstellung (Stichwort: CI und CD) sehr wichtig. Damit sich in SharePoint-Sites ein einheitliches Design mit möglichst wenig Aufwand realisieren lässt und Anpassungen, nach dem Motto «Der nächste Merger kommt bestimmt», leicht durchführbar sind, setzt SharePoint 2007 auf die mit ASP.NET 2.0 eingeführten Masterpages und einen neuen Web-Designer mit dem Namen SharePoint Designer, der in Office 2007 Frontpage 2003 ersetzt. Dies ist ein grosser Fortschritt gegenüber der alten Version, wo Entwickler oft darauf angewiesen waren, HTML-Code zu kopieren, um ein einheitliches Layout zu erreichen.

Über WebParts nachbauen

Was bei SharePoint fehlt, wurde bereits in der Vergangenheit über WebParts nachgebaut. Den alten WebParts aus der Version 2.0 werden WebParts gegenübergestellt, die sich von der System.Web.UI.WebControls.Webparts.Webpart-Klasse ableitet. Diese Basisklasse stellt unter anderem die Basisfunktionen zur Kommunikation zwischen Browser und Server bereit. WebParts werden in Visual Studio über eine eigene Projektvorlage erstellt. Listing 1 zeigt ein kleines WebPart, welche die Render-Methode überschreibt und über den übergebenen HtmlWriter die Ausgabe des WebPart festlegt. Die WebPart--Assembly muss einen starken Namen tragen, in den GAC des Servers kopiert und in der Web.config des SharePoints enthalten sein. Ist das alles erledigt, wird das WebPart über den Menüpunkt Websiteaktionen zu einer SharePoint-Website hinzugefügt. Eine Auswahl fertiger WebParts steht über die Galerie zur Verfügung oder auf den zahlreichen Community Sites im Internet. Die gute Nachricht für alle, die bereits unter Version 2.0 WebParts eingesetzt haben. Die alten WebParts lassen sich problemlos bei der aktuellen Version benutzen.

Blendende Aussichten

SharePoint 2007 scheint endlich für den Unternehmenseinsatz gerüstet zu sein. Viele bekannte Nachteile des Vorgängers wurden behoben, viele von Anwendern gewünschte Funktionen wurden realisiert. Konfiguration und Customizing sind deutlich einfacher geworden, das Layout ist einfacher einheitlich anpassbar. WebParts lassen sich mit Visual Studio 2005 einfacher und schneller erstellen als zuvor. Die Integration der Workflow-Funktionalität aus .NET 3.0 erlaubt das Einbetten von SharePoint-Websites in einen Workflow. Moderne Elemente wie Wikis und Blogs sorgen dafür, dass SharePoints interaktiver werden und der Informationsfluss im Unternehmen in beide Richtungen fliessen kann.
Peter Novak


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