19.01.2009, 12:45 Uhr

Computerspiele wie die Profis entwickeln

Die Entwicklung von Computerspielen wird mit dem XNA Framework 3.0 auf eine neue, breitere Grundlage erstellt, die erstmals auch eine kommerzielle Vermarktung eigener Spielkreationen umfasst.
Computerspiele wie die Profis entwickeln - XNA senkt die EinstiegshürdeDie Entwicklung von Computerspielen wird dem XNA Framework 3.0 auf eine neue, breitere Grundlage erstellt, die erstmals auch eine kommerzielle Vermarktung eigener Spielkreationen umfasst. von Jens KonerowComputerspiele zu entwickeln ist eine genauso spannende wie schwierige Aufgabe. Mit dem XNA Framework und der dazugehörigen Entwicklungsumgebung XNA Game Studio erleichtert Microsoft den Einstieg in diesen faszinierenden Bereich der Programmierung. Zudem eröffnet das XNA Framework die Portierung der Anwendungen auf die Spielekonsole Xbox 360 und Zune-Devices. Mittlerweile ist unter der Bezeichnung XNA Game Studio 3.0 bereits die vierte Version erhältlich. Die größte Neuerung ist die Möglichkeit, allen Xbox 360-Benutzern die Eigenentwicklung zum (allerdings kostenpflichtigen) Download über den Xbox LIVE Marktplatz anzubieten. Damit ist es für Hobbyentwickler und kleine "Softwarebuden" erstmals möglich, kommerzielle Programme auf einer weit verbreiteten Spielekonsole anzubieten. Bisher war dies ein Privileg professioneller Studios, welche strenge Prüfungen bestehen und zudem hohen Preise für sog. Developer Kits zahlen mussten.Was ist das XNA Framework? Das XNA Framework stellt keine fertige Spiele-Engine bereit. Es ist eine Entwickler-Plattform, welche die Kommunikation mit der Hardware soweit abstrahiert, dass sich Entwickler keine Gedanken über die verwendete Hardware machen müssen. Darum kümmert sich eine aus einem Satz von Klassen bestehende API (Application Programming Interface), auf der ein ganzes Framework aufsetzt, das Entwicklern immer wiederkehrende Aufgabe abnimmt und ein objektorientiertes Programmiermodell zur Verfügung stellt. Das XNA Framework baut auf dem .NET Framework auf und stellt dem C#-Programmierer demzufolge ein gewohntes Umfeld bereit (Visual Basic wird auch in der Version 3.0 noch nicht unterstützt). XNA Game Studio ist versteht sich als Addon für Visual Studio, wobei die aktuelle Version 3.0 nur mit Visual Studio 2008 funktioniert (die Version 2.0 lief entsprechend nur mit VS 2005). ´ Abbildung 1: Die (logischen) Schichten des XNA FrameworksNeuerungen bei XNA Game Studio 3.0Da XNA Game Studio 3.0 auf Visual Studio 2008 aufsetzt können erstmals die neuen Features von C# 3.0 verwendet werden. Dazu gehören die Objektinitialisierer, Lambda-Ausdrücke, Erweiterungsmethoden oder die gekürzte Schreibweise der Eigenschaftsdeklarationen. Ansonsten setzt auch 3.0 auf bewährte Techniken, wie die Content Pipeline. Sie verwaltet alle Inhalte eines Game-Projekts wie zum Beispiel 3D-Modelle, Texturen oder Audiodateien. Beim XNA Game Studio 3.0 komprimiert die Content Pipeline automatisch alle Ressourcen. Wird eine Ressource zur Laufzeit geladen, dekomprimiert die Content Pipeline die Ressourcen. Durch dieses Verfahren reduzieren sich der Speicherverbrauch und die Verteilungszeit. Die Verteilung des Projekts wird durch die Unterstützung von ClickOnce leichter. Allerdings können nur Windows-Versionen mit ClickOnce verteilt werden. ClickOnce implementiert einen Installationsalgorithmus, über den ein Projekt über das Internet installiert werden kann. Zudem prüft die Anwendung automatisch, ob Aktualisierungen vorliegen und lädt diese gegeben falls herunter. Viele kleine Neuerungen und Verbesserungen des API runden das XNA Game Studio 3.0 ab.Neu: Unterstützung für Xune-DevicesBei XNA Game Studio 3.0 kommt mit den Zune Devices eine weitere Plattform hinzu (im Europa ist der iPod-Konkurrent bislang noch nicht in Erscheinung getreten). Bislang beschränkte sich XNA Game Studio auf die Xbox 360. Im Unterschied zu anderen Musik-Playern, kann ein Zune Device auch 2D-Computerspiele auszuführen. Allerdings unterstützen Zune-Devices nur einen Bruchteil des XNA Framework-Funktionsumfangs. Vom Hobbyprojekt zum Verkaufsschlager auf Xbox liveAuch wenn die Mehrheit der professionellen Windows-Games auf der Microsoft-Schnittstelle DirectX aufsetzt, die von Microsoft veröffentlichten Werkzeuge richteten sich bislang eher an Hobby- und semiprofessionelle Programmierer. Bereits dem XNA Game Studio 2.0 kam die Multiplayerunterstützung hinzu. Mit diesem Schritt kam Microsoft seinem Ziel ein Stück näher, eine Art YouTube-Plattform für Computerspiele zu realisieren. Zeitgleich mit dem Erscheinen von XNA Game Studio 3.0 ging eine neue Version des XNA Creators Club online (http://creators.xna.com), der auch als Marktplatz für den Vertrieb kommerzieller Spiele gedacht ist. Um ein eigenes Computerspiel auf dem Xbox LIVE-Marktplatz zu veröffentlichen, wird das Spiel im ersten Schritt auf die XNA Creators Club-Webseite geladen. Im zweiten Schritt testet die Community das Spiel. Diese Prüfung soll gewährleisten, dass Computerspiele mit anstößigen Inhalten ausgesondert werden. Nachdem ein Computerspiel von einigen Testern überprüft wurde, wird es für den Xbox LIVE Marktplatz freigegeben und das Spiel steht allen Besuchern weltweit zur Verfügung. Entweder kostenlos oder zu einem festgelegten Preis. Kostenpflichtige Inhalte werden von Microsoft durch Points bezahlt. Ein Computerspiel auf Basis des XNA Frameworks kann zwischen 200 und 800 Points kosten (2100 Punkte entsprechen 25 Euro). Die Abrechnung erfolgt quartalsweise, wobei vom jeweiligen Preis ein Anteil an Microsoft fließt. Damit Xbox LIVE-Benutzer testen können, wofür sie bezahlen, kann mit dem XNA Framework eine Trial-Version generiert werden. Die Trial-Version ermöglicht den Test des Spiels für acht Minuten. Derzeit gibt es dieses Angebot aber noch nicht in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Dies soll aber noch in diesem Jahr nachgeholt werden.AutoreninfoJens Konerow studiert Informatik an der Universität Lübeck in Deutschland und arbeitet als Entwickler für die Firma Keep It Simple in Hamburg.Peter Monadiemi


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