CEO und CIO der Migros Bank 05.07.2022, 11:00 Uhr

«Eine Bank ist heute ein Tech-Unternehmen»

Ohne gute IT kann ein Bankinstitut kaum mehr erfolgreich sein. Das gilt auch für die Migros Bank, wie CEO Manuel Kunzelmann und CIO Stephan Wick im Interview erklären. Es gelte, den Betrieb sicherzustellen und Kundenschnittstellen zu verbessern.
Pflegen einen regen Austausch: Manuel Kunzelmann, CEO, und Stephan Wick, CIO der Migros Bank (v. l.)
(Quelle: Stefan Walter)
Die Migros Bank nutzt wie viele Banken das Core-Banking-System eines externen Partners. Um sich trotzdem von der Konkurrenz abheben zu können, gilt es, mit eigener Manpower die Kundenschnittstellen zu verbessern. Wie CEO Manuel Kunzelmann und CIO Stephan Wick erklären, entwickelt die Migros Bank deshalb als erste Finnova-Bank eine eigene E-Banking-Plattform. Weiter sprechen sie über den Fachkräfte­mangel und den Umgang mit Digitalisierungsverweigerern.
Computerworld: Wie oft sehen Sie sich?
Manuel Kunzelmann: Die IT hat einen sehr wichtigen Stellenwert und das spiegelt sich logischerweise auch ­darin, dass wir regelmässig darüber diskutieren. Mir ist es aber wichtig, dass wir das wöchentlich nicht nur bilateral tun, sondern in der gesamten Geschäftsleitung, da es sich um eine solch integrale Funktion handelt. Eine Bank ist einerseits Dienstleisterin und andererseits Informationsverarbeiterin, also müssen diese beiden Bereiche sehr gut funktionieren. Alles andere natürlich auch, aber das sind neben dem Risikomanagement ihre zentralen Kompetenzen. Dienstleisterin zu sein, heisst, Menschen tolle Dienstleistungen zu bieten, wofür die Informationsverarbeitung die Grundlage schafft.
Stephan Wick: Gerade weil die Funktion der IT für unsere Bank so wichtig ist, ist die Erwartungshaltung entsprechend hoch. Und IT ist auch immer eine knappe Ressource. Eine wichtige Aufgabe von mir in der Geschäftsleitung ist deshalb, zusammen mit den Kolleginnen und Kollegen eine Priorisierung vorzunehmen. Das ist aber ganz normal – in meiner rund 30-jährigen IT-Laufbahn gab es immer mehr Anforderungen als Ressourcen.
Kunzelmann: Für die Geschäftsleitung ist es deshalb ex­trem wichtig, dass unsere IT wirklich aufs Geschäftsmodell fokussiert ist. In dessen Rahmen gilt es, sinnvoll mit den knappen Ressourcen zu wirtschaften. Ich finde, das gelingt uns gut, indem wir uns auf wirklich Wichtiges konzentrieren. Die IT ist dabei sehr häufig eine der ganz zentralen Funktionen. Immer, wenn es um hoch technologisierte Geschäftstätigkeiten geht, die in grosser Zahl anfallen, gibt es keine Alternative, ausser zu ganz hohen Kosten.
CW: Kann die IT liefern, was die Geschäftsleitung bestellt?
Wick: Klar, aber es geht nicht immer alles so schnell, wie man das gerne hätte, weil es immer eine Menge Abhängigkeiten gibt.
CW: Woran liegt das hauptsächlich – an der Technik oder an den Leuten?
Wick: Es ist natürlich eine Mischung. Die Ressourcen sind knapp und schwierig zu kriegen. Und dann haben wir ein Core-Banking-System, Finnova, das auf Stabilität ausgerichtet ist und bei Anpassungen etwas Vorlaufzeit bedarf. Wir hoffen, dass wir das ändern können. Ausserhalb des Core-Banking-Systems, vor allem an den User Interfaces für Kunden und Mitarbeitende, sind wir agiler und viel schneller dank Applikationen, die wir selbst entwickeln. Aber es bestehen immer wieder Abhängig­keiten zum Core-System. Auch führen die quartalsweisen Zyklen im Core-System dazu, dass wir mit neuen Ideen den nächsten Zyklus abwarten müssen. Deshalb braucht es teilweise etwas Geduld bei Umsetzungen mit Abhängigkeiten von anderen Systemen.



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