Ab 2022 dürfen hiesige und ausländische Webshops Herr und Frau Schweizer nicht mehr diskriminieren. Deshalb sollten Sie bald günstiger online shoppen können.
Wer schon Pflegemittel in Deutschland eingekauft hat, kennt es: Die gleichen Produkte sind dort deutlich günstiger als in der Schweiz. Damit könnte bald Schluss sein.
Am 1. Januar 2022 tritt das Geoblocking-Verbot in Kraft. Dies nach einem jahrelangen Kampf, den unter anderem der
Schweizer Konsumentenschutz gegen die Hochpreisinsel Schweiz führte.
Was ist Geoblocking?
Wer beispielsweise bei Nespresso auf die internationale Seite (nespresso.com) surfen möchte, wird flugs auf die Schweizer Seite umgeleitet. Das Ganze hat System: Wenn man versucht, auf deutsche Ableger anderer Onlinehändler zu gelangen, welche die Endung «.de» tragen, wird man automatisch auf Schweizer Webseiten gelotst, wo die gleichen Produkte meist deutlich teurer sind. Mittels Geoblocking wird hier eine regionale Sperrung von Internetinhalten betrieben – gegen den Willen der hiesigen Kundschaft. Ab 2022 ist es Händlern in der Schweiz nicht mehr erlaubt, Sie vom Besuch einer ausländischen Seite abzuhalten.
Ausnahmen
Allerdings gibt es eine längere Liste mit Ausnahmen. Es handelt sich dabei um die gleichen Ausnahmen, welche für die EU vorgesehen sind. Dazu zählen Dienstleistungen im Finanzbereich, solche des öffentlichen Verkehrs, im Gesundheitsbereich, Glücksspiele oder der Streamingdienst Netflix.
Was genau gilt als diskriminierend?
Für Onlineshops aus dem In- und Ausland ist es ab 2022 verboten, Kunden aus der Schweiz ungerechtfertigt zu diskriminieren. Das heisst:
- Ein Onlinehändler darf eine Schweizer Kundin nicht ohne deren Zustimmung auf eine andere Webseite weiterleiten oder den Zugang zu einem Onlineshop blockieren.
- Kunden aus der Schweiz dürfen grundsätzlich bei den Preisen oder bei den Zahlungsmitteln nicht diskriminiert werden.
- Ein Schweizer Kunde muss auch auf einer ausländischen Webseite bestellen können.
- Allerdings muss ein ausländischer Shop weiterhin keine Lieferung in die Schweiz anbieten. Wer also jemanden in Deutschland kennt oder eine Lieferadresse zur Abholung von Paketen ennet der Grenze hat: Onlinehändler aus dem Ausland müssen die Ware auch an Schweizer Kunden an eine Adresse im jeweiligen Land liefern.
Ob die Preise nun wirklich sinken und was man unternehmen kann, falls die Onlinehändler das Geoblocking weiterhin betreiben, erfahren Sie auf der nächsten Seite.
Sinken die Preise wirklich und was tun, wenn das Geoblocking-Verbot nicht eingehalten wird?
Sinken die Preise wirklich?
Die Preise sollten deutlich sinken. Gemäss einer Studie der
Fachhochschule Nordwestschweiz können Herr und Frau Schweizer tiefere Preise bei Pflegeprodukten, Kontaktlinsen, Kleidern und Babybedarf wie Windeln erwarten. Die
FHNW-Studie wurde im Auftrag des Vereins «Stop der Hochpreisinsel – für faire Preise» durchgeführt.
Auch wer auf einer ausländischen Webseite Ferien bucht oder darüber ein Auto mietet, kann profitieren. Denn dort müssen künftig für die Schweizer Kundschaft die gleichen Bedingungen gelten wie für Einheimische.
Was tun, wenn das Geoblocking-Verbot nicht eingehalten wird?
Das neue Verbot kann ausschliesslich durch die Zivilgerichte durchgesetzt werden. Heisst: Falls sich ein ausländischer Onlineshop nicht daran hält, muss ein Schweizer Kunde selber klagen. Eine Klage einreichen, nur damit man günstiger online shoppen kann – das ist eine ziemlich hohe Hürde.
Alternativ: Falls Sie im Januar 2022 einen krassen Preisunterschied feststellen, können Sie entweder bei der
Wettbewerbskommission eine
Anzeige machen. Oder man kann sich an den Konsumentenschutz wenden, wie Geschäftsleiterin Sara Stalder gegenüber der
SRF-Sendung Espresso sagte. Die Stiftung könne ebenfalls eine Anzeige machen bei der WEKO oder im Fall von Verstössen gegen das Verbot von Geoblocking weiterhelfen.