09.03.2012, 10:58 Uhr

Wie viele User hat Google+ wirklich?

Google verkündet, dass sein Soziales Netzwerk Google+ 100 Millionen aktive Nutzer erreicht haben soll. Diese Zahl muss angezweifelt werden.
Stimmen die Benutzerzahlen, welche Google+ kommuniziert?
«Wir haben noch nie etwas gesehen, dass so schnell gewachsen ist », verkündet Vic Gundotra, Vizepräsident von Google Engineering. Er meint damit Google+, das scheinbar mittlerweile 100 Millionen aktive Nutzer zählt.  Das Problem dabei: Laut Gundotra zählt für die Statistik jeder Benutzer, der einen Google+ Account hat und damit in Verbindung stehende Dienste nutzt. Dazu zählen zum Beispiel YouTube, google.com oder Google Play (vormals: Android Marketplace). Hat also jemand irgendwann einen Google+-Account eröffnet und surft auf einem der anderen Google-Dienste, wird er automatisch auch als aktiver Nutzer der Social-Media-Plattform gezählt.  Denn für Gundotra spielt es nicht wirklich eine Rolle, woher die Klicks kommen. Für ihn ist Google+ wie ein Decke, welche die gesamten Google-Dienste kuschelig warm einpackt. «Google 2.0», nennt der 44-Jährige sein Netzwerk stolz. Googles Zahlen-Interpretation empfinden Experten als zweifelhaft. Nate Elliot, Vize-Präsident von Forrester Research, sagt in einem Telefoninterview mit der New York Times: «Ich weiss nicht, wie man eine soziale Schicht aufbauen will ohne ein Soziales Netzwerk zu haben, welches Leute auch benutzen.» Darum überzeugen ihn die die 100 Millionen aktive Nutzer nicht: «Wenn Google sagt, dass jemand der sich einmal für Google+ registriert hat automatisch als aktiver Benutzer gilt, ist das nicht wirklich überzeugend.» Lesen Sie auf der nächsten Seite: Zweischneidiges Schwert Mit dieser Art der Datenerhebung schneidet sich der Suchmaschinist ins eigene Fleisch: Eine kürzlich veröffentlichten Studie stellte fest (Computerworld.ch berichtete),  dass die Verweildauer in keinem anderen Social Network kürzer ist. Nur gerade 3,3 Minuten sollen sich die Benutzer pro Monat auf Google+ umsehen. Zum Vergleich: Facebook behält seine User 7,5 Stunden bei sich, ebenfalls pro Monat.  Dieser Unterschied scheint auf den ersten Blick unglaublich. Doch berücksichtigt man die Worte Gundotras, wird er erklärbar. Zählt zur Statistik nämlich jeder Benutzer mit Google+-Account, der eine google.com Suchmaschinenabfrage macht oder auf Google Play eine App herunterlädt – beides Aktionen die nur Sekunden dauern – verringert sich die Durchschnittszeit natürlich massiv.

Ob es in Ordnung ist, wie Google auf die Zahlen seine Sozialen Netzwerks kommt, ist schlussendlich Ansichtssache. Aber wenn Google+ wirklich mehr als Facebook, Twitter und Co sein soll, wie Vic Gundotra suggeriert, warum kopiert das Unternehmen die Produkte dann? Klar ist: Google sieht viel Potential im Social-Media-Markt und hat mit Google+ ein Produkt positioniert das nun unter allen Umständen erfolgreich sein muss.  Gundotora sagt denn auch: «Wir haben das Social-Network-Geschäft bei Google gestartet, nun geben wir Vollgas.» 



Das könnte Sie auch interessieren