Detailhandel 25.11.2025, 07:20 Uhr

Künstliche Intelligenz hält auch beim Black Friday Einzug

Der Black Friday kehrt am kommenden Freitag in die Schweiz zurück - und zum ersten Mal wird künstliche Intelligenz (KI) bei der Schnäppchenjagd eine wichtige Rolle spielen. Einige Experten raten jedoch davon ab, sich vorerst ganz auf KI zu verlassen.
(Quelle: Kearney / Shutterstock /midres)
Die besten Angebote zum Black Friday mithilfe von KI zu finden, ist verlockend. Angesichts der Flut von Sonderangeboten helfen Chatbots dabei, den Überblick zu behalten und fundiertere Kaufentscheidungen zu treffen - zumindest in der Theorie.
"Künstliche Intelligenz ist eine Black Box. Niemand weiss, wie die Antworten zustande kommen", warnt Nicolas Inglard, Direktor der Beratungsfirma Imadeo. "Man sollte den Kaufempfehlungen, die man mit ChatGPT, Gemini oder anderen Programmen erhält, misstrauisch gegenüberstehen, solange die Transparenz der Quellen ein Problem bleibt."
Rund 27 Prozent von Shoppern in der Schweiz haben einer Umfrage zufolge bereits KI-basierte Tools wie ChatGPT, Gemini oder Copilot für die Suche nach Angeboten genutzt. Junge Erwachsene im Alter zwischen 15 und 29 Jahren tun dies gemäss der von YouGov unter 1200 Personen durchgeführten Erhebung häufiger.

KI als Orientierungshilfe - mit Einschränkungen

"Konsumenten lassen sich vom Versprechen einer persönlichen Empfehlung verführen, doch es gibt keinerlei Garantie dafür, dass diese nicht voreingenommen ist", betont Inglard. "Die enormen Investitionen in KI bedeuten, dass man sie rentabel machen will. Man kann darüber spekulieren, wie dies geschehen wird, über Abonnements oder auch über Werbe- und/oder kommerzielle Aktivitäten mit Links zum direkten Kauf der Produkte."
Für Einzelhändler ist KI eine technologische Revolution, die es zu meistern gilt, da sie die Art und Weise verändert, wie Konsumenten nach Produkten suchen. In diesem Jahr soll ein Fünftel der weltweiten Weihnachtsbestellungen via KI generiert werden, was einem Umsatz von 263 Milliarden Dollar entspricht. Gleichzeitig dürfte sich der Traffic über KI-Assistenten laut einer Studie von Salesforce innerhalb eines Jahres mehr als verdoppeln.
Auch der Onlineversandhändler Zalando nutzt KI für sich. "Wir passen die Inhalte auf Zalando so an, dass sie von der generativen KI leichter gefunden werden können. Darin sehen wir eine Wachstumschance", erklärt Max Bankewitz, Geschäftsführer von Zalando für Deutschland, Österreich und die Schweiz. Generative KI werde bereits in vielen Bereichen eingesetzt, insbesondere im Zalando-Assistenten und bei Marketingkampagnen. "Wir wollen diese Technologie auch weiterentwickeln", betont er gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

Rechtliche Fragen noch ungeklärt

Kunden interessieren sich zunehmend für KI-basierte Lösungen. "Mit dem Zalando Assistenten können unsere Kunden von personalisierten Empfehlungen profitieren. Rund vier Millionen unserer 61 Millionen Kunden nutzen ihn bereits, und diese Zahl steigt rapide an", fügt Bankewitz hinzu.
Die deutsche Plattform, die ihr Wachstum in Europa und der Schweiz fortsetzt, bereitet sich derzeit auf die kommenden Aktionstage vor. "Wir erwarten in der Schweiz ein grösseres Interesse als im Vorjahr."
Auch bei Digitec Galaxus werden ab Montag eine Woche lang über 1000 Produkte in begrenzter Stückzahl zu reduzierten Preisen angeboten. Die Plattform setzt auf Transparenz und stellt die Preisentwicklung grafisch dar.
"Natürlich verbessern wir ständig die Struktur unserer Produktdaten und Inhalte, damit sie von Sprachmodellen oder Einkaufsassistenten besser gefunden und genutzt werden können", erklärt ein Sprecher.
"Ein direkter Kauf über den KI-Assistenten steht bei uns jedoch noch nicht auf der Tagesordnung", betont er. Das liege vor allem an rechtlichen und technischen Fragen hinsichtlich der Datensicherheit und der Zahlungsberechtigungen durch Dritte.
Allgemein dürften die Rabatttage im November in diesem Jahr weiter an Bedeutung gewinnen. "Der Black Friday wird Rekorde brechen, da die Schweizer immer preisbewusster werden", glaubt Inglard. Die Kaufkraft werde durch steigende Lebenshaltungskosten, vor allem für Wohnen und Krankenkassenbeiträge, zunehmend geschmälert.



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