02.10.2012, 04:58 Uhr

Oracles Wunderwaffen unter der Lupe

Larry Ellison legt sich mit allen an: Amazon, Salesforce, IBM, SAP. Aber sind Oracles neue Produkte wirklich besser als die Konkurrenz?
Oracle-Chef Larry Ellison gibt sich nicht mit Halbheiten zufrieden.
Oracle-Boss Larry Ellison will alles, auch in der Cloud. Oracle positioniert sich in Zukunft auch als IaaS-Provider, und schiesst damit Amazon kräftig gegen den Karren. Das Unternehmen wäre damit auf allen drei Cloud-Layern unterwegs: SaaS, PaaS und IaaS. Das grosse Geld aber wird, so kalkuliert Forrester-Analyst Stefan Ried, in den nächsten Jahren mit Software-as-a-Service gescheffelt. Denn Infrastructure-as-a-Service-Angebote (Computing/CPU, Storage/Gbyte) sind leicht vergleichbar, was die Preise drückt. Software aus der Cloud aber bietet echten Mehrwert. Was tut sich also an Oracles Software-Front? Die Roadmap der wichtigsten Produkte wurde am zweiten Tag der Open World aut einer 10-Mann-Mega-Keynote aus dem Sack gelassen. Das Wichtigste: Oracle Fusion Apps: «Viele unserer Kunden sind in einer hybriden Situation», sagt Steven Miranda, EVP Applications Development. Alle Fusion Apps laufen daher auf dem Oracle Technology Stack, in privaten und public Clouds. Im Oktober dieses Jahres sollen insgesamt 100 Apps live gehen. Aber Vorsicht: Das Gleiche hatte Oracle bereits vor einem Jahr auf der Open World 2011 in Aussicht gestellt. Die UBS zumindest ist bereits eingestiegen und nutzt die HCM-Module der Fusion Apps. Für das angekündigte Oktober-Release stehen Dashboards für Teammitglieder und die Resourceplanung, ein Cloud-Portal für Kunden und Talent-Management auf der Feature-Liste. In den darauf folgenden Monaten will Oracle Social-Network-Integration, Web-Marketing und Projektplanungsmodule ergänzen. Dann folgen «Social Relationship Management» und «Supply Chain Financial Orchestration». Mir den Roadmaps steckt Oracle, wie andere Unternehmen auch, schon mal vorsorglich das Terrain ab. Schauen wir mal, was dann wirklich kommt. Siebel CRM soll preiswerter und benutzerfreundlicher werden. Oracles Anthony Lye will die Benutzerschnittstelle (User Interface) «öffnen» und die «Abhängigkeit von Internet Explorer und ActiveX beseitigen». Die «Innovation Packs» Siebel 8.1/8.2, die ebenfalls im vierten Quartal dieses Jahres auf den Markt kommen sollen, enthalten Smartphone-Apps für die Konsumgüterindustrie und "Life Science". In den nächsten Monaten folgen dann ein Financial-Services-Desktop für Banken und verbesserte "Branchenlösungen" für den öffentlichen Sektor. Das ERP von Peoplesoft wird gemäss Oracles Roadmap in den nächsten ein bis zwei Jahren erweitert und kann dann Geschäftsprozesse visualisieren, Portfolios analysieren und Finanzszenarien im Arbeitsspeicher - also sehr schnell - durchspielen. Auf dem hochstrategischen und lukrativen Markt der Business Intelligence/Big Data plant die Ellison-Company einen veritablen Coup. Das BI Extension Pack 7.9.7.2, das noch im September auf den Markt kommt, wird Analytics-Module auch für SAP-Kunden enthalten. Nächste Seite: Oracle gegen SAP - Stärken und Schwächen Soweit auszugsweise die akribisch ins Detail gehenden Roadmaps der Fusion Apps. Auffallend: Von SAP hörte man auf der Oracle Open World bislang verdächtig wenig. Stattdessen positioniert man sich gerne gegen Marc Benioffs Salesforce. Gegen den Kleineren sieht eben die grosse Oracle ganz leicht noch grösser aus. «Salesforce konzentriert sich auf Sales Automatisierung, Oracle offeriert eine Gesamtsuite von Business-Apps», sagte Oracle-Präsident Mark Hurd vor Journalisten. Das stimmt. Der wirkliche Gegner aber ist gar nicht Salesforce, sondern der ERP-Weltmarktführer SAP. ###BILD_39160_left###An zwei Fronten geraten Oracle und SAP bald heftig aneinander. Oracles ExadataX3 steht in direkter Konkurrenz zu SAPs Hochgeschwindigkeits-Appliance HANA. Beide Maschinen benutzen ein hybrides, also reihen- UND kolumnenorientiertes Datenmodell und komprimieren die zu analysierenden Daten etwa um den Faktor 10. Mit 26 TByte Arbeitsspeicher (4 TByte DRAM und 22 TByte Flash Cash) ist Oracles X3 zwar grösser als die HANA-Standardkonfiguration. Aber HANA ist schneller, glaubt man den zahlreichen Kunden-Benchmarks. SAPs In-Memory-Software scheint bislang der Caching-Technologie von Oracle überlegen. Ausserdem hat Walldorf mit Sybase ASE und IQ zwei starke Datenbanken in der Hinterhand, die langfristig Oracles DBMS ersetzen könnten.  Oracle: zum Technologie-Stack verdammt Die zweite Front: Mark Hurd pries auf einer Fragerunde vor Journalisten Oracles Technologie-Stack wieder einmal als der Weisheit letzter Schluss. Aber Oracle blieb auch gar nichts anderes übrig, am Stack führte kein Weg vorbei. Wie sonst sollen sich die gut 50 Akquisitionen der letzten Jahre zu (modular aufgebauten) Business-Portfolios schnüren lassen. Middleware ist der Kitt, der alles zusammenhält. SAP dagegen schaut auf ein kompaktes Business-Kernportfolio zurück und braucht keinen Stack. Dafür tut sich ##{"type":"InterRed::Userlink","linktype":"b","linkoffset":0,"ziel_ba_name":"cwx_artikel","bid":0,"cid":0,"extern":"","fragment":"","t3uid":"60244","page":0,"text":"Walldorf mit dem Schritt in die Cloud","target":"_top","alias":"","_match":"","_custom_params":[]}#! ein wenig schwerer. Zu einem anderen heiklen Geschäftsbereich hörte man auf der Oracle Open World bislang noch herzlich wenig: Oracles sinkende Hardware-Umsätze. Das Geschäft mit leistungsstarken Firmenrechnern läuft mau. Die gesamte Hardware-Sparte, das Fundament des Technologie-Stacks, gabgemss dem letzten Quartalsbericht (Q1 2013) umfast ein Fnftel nach, und bestätigt damit einen mittelfristig negativen Trend. Die General Session "Server and Storage Systems" von Oracle EVP John Fowler, die eigentlich für Montagnachmittag angesetzt war, wurde kurzfristig und ersatzlos gestrichen.



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