Oracle Cloud 2012 01.10.2012, 07:43 Uhr

Ellison zündet fünf Mega-Knaller

Oracle Open World, San Francisco: CW ist als einziges Schweizer Medium live vor Ort. Oracle-Chef Ellison zeigt die Cloud-Monstermaschine Exadata X3, wird privat und präsentiert die erste Multi-Tenant-Datenbank der Welt.
Larry Ellison präsentiert Oracles Cloud-Strategie 2012
Es ist schon eine erstaunliche Genesis, die Oracle-Chef Larry Ellison in arg kurzer Zeit vollzogen hat: Erst vom Cloud-Hasser zum Cloud-in-the-Box-Man, und jetzt fokussiert der «Sonnenkönig von Kalifornien» sein Portfolio auf die Cloud wie die Eisenspäne auf den Magneten. Auf seiner Eröffnungskeynote am Sonntagabend feuerte Ellison fünf Cloud-Raketen auf die Konkurrenz ab. 1) Komplettes Cloud-Portfolio: SaaS, PaaS und IaaS. Oracle wird, nach Software-as-a-Service und Platform-as-a-Service, auch Cloud-Infrastrukturanbieter. Klingt nach wenig, aber wer hat das schon. «Unsere Kunden brauchen alle drei Cloud-Layer», meinte Ellison. Es reiche nicht, nur ein Cloud-App oder nur ein Cloud-Plattform-Anbieter zu sein. Amazon habe nur ein Layer (IaaS), Salesforce zwei (SaaS, PaaS), Oracle habe jetzt alle drei. Zu Software-as-a-Service zählt Ellison seine CRM-, HCM- und ERP-Suiten, also letztlich die in Java programmierten Cloud-Fusion-Produkte. Oracles Hauptkonkurrent sei nicht SAP mit seinem Cloud-ERP Business ByDesign, sondern Marc Benioffs Salesforce, betont der Oracle-Boss. In die Cloud-Rubrik Plattform-Entwicklungsumgebungen (PaaS) fallen das starke Oracle DBMS, Java und das Fusion Middleware-Layer. Zum neuen IaaS-Angebot rechnet Ellison klassische Storage- und Computing-Dienste plus Virtualisierung. Dazu gehören, als Hardware-Fundament, die als Appliances vermarkteten Maschinen Exadata und Exalogics. Als Hauptkonkurrenten zielt Ellison nicht auf IBM, sondern will offensichtlich dem IaaS-Pionier und Platzhirschen Amazon (Web Services) Kunden abjagen. 2) Public, hybrid UND private Cloud. .Ellison präsentiert die Oracle Private Cloud, on-premise auf internen Kundenrechnern, wahlweise «managed by Oracle» oder in Eigenregie, auch in Oracles Rechenzentren. Business-Applikationen wie die E-Business-Suite, Siebel-CRM, PeopleSoft, Oracle DMBS und die Fusion-SaaS-Apps sollen sich je nach Auslastung und Strategie zwischen Public und Private Cloud hin- und herschieben lassen. Kunden können die Oracle public Cloud zum Beispiel als Backup-System für ihre private Cloud nutzen. Der Platinum-Support garantiert eine Antwortzeit von maximal 15 Minuten. Das Angebot macht Sinn, kommt allerdings etwas spät. Jacques Boschung, CEO von EMC Schweiz, betont schon seit Längerem die private Cloud als wichtigen ersten Schritt in der Cloud-Strategie von Schweizer Unternehmen. EMC/VMware hat jedoch keine Cloud-Apps im Angebot, sondern bedient lediglich das Infrastrukturlayer plus Virtualisierung. 3) Oracle DBMS 12c - die «erste Cloud-Multitenant-Datenbank der Welt».  Multi-Tenancy ist ein Kernkonzept der Cloud: Eine Software-Instanz bedient mehrere Clients, die sich Ressourcen teilen. Bisher gab es das nur für Applikationen. Mit seinem DBMS 12c präsentiert Oracle nun das erste Multitenant-Datenbanksystem der Welt. Vier Jahre lang haben Oracles Softwareingenieure daran gearbeitet Das Konzept: In einer einzigen Container-Datenbank laufen sogenannte Plugin-Datenbanken wie ERP, CRM oder Data Warehouses, die sich Ressourcen der Container-DB (wie Arbeitsspeicher, Storage, Prozess-Management) teilen, skizzierte Ellison in seiner Eröffnungskeynote. Dadurch soll der Hardwarebedarf auf ein Sechstel sinken. Ausserdem sei das Gesamtsystem um den Faktor 5x skalierbarer. Nächste Seite: Konkurrenz für SAP HANA 4) Exadata X3 - die Hardware-Grundlage der Cloud. Die Datenbank-Appliance Exadata in der Version 3 (X3) ist schneller als das Vorgängersystem X2, aber der Preis soll nach Ellison stabil bleiben. Die X3 enthält 26 TByte Arbeitsspeicher in einem Rack, davon 4 TByte DRAM und 22 TByte Flash Cache. Der Datendurchsatz beträgt 100 GByte/sec (SQL-OLAP-Datenbanken). Die X3 schreibt etwa 20 Mal schneller als die X2 (write I/O) und schafft 1,5 Millionen «SQL random reads» pro Sekunde. Alles, die ganzen Datenbanken, seien im Arbeitsspeicher, in-memory, so Ellison. Mit seiner Exadata X3 tritt Oracle in direkte Konkurrenz zu SAPs Hochgeschwindigkeitsappliance HANA. Ich weiss, dass SAP eine In-Memory-Maschine hat, aber die sei ein wenig kleiner, meinte der Oracle-Boss spöttisch. 5) Oracle und Fujitsu: Big-Data-Projekt «Athena». Seit dem Aufkauf von Sun Microsystems heissen die beiden Mitglieder im SPARC-Club Oracle und Fujitsu. Eine Art Schicksalsgemeinschaft, denn es ist ein offenes Geheimnis, das SPARC-Systeme gegenüber X86-Architekturen Marktanteile verlieren. Die Big-Data-SPARC-Appliance Athena, ein gemeinsam von Oracle und Fujitsu vorangetriebenes Projekt, enthält Oracles Virtualisierungstechnik, das Betriebssystem Solaris und das Oracle DBMS. SIe soll sich besonders für die Analyse sozialer Netzwerke und für Abverkaufsprognosen eignen, also die datengetriebene Entscheidungsfindung in Echtzeit unterstützen. Eine Athena läuft mit 512 GByte Aerbeitsspeicher pro CPU/Socket und skaliert bis auf 32 TByte RAM/System. «Wir arbeiten an der nächsten Generation von SPARC-Microprozessoren», bekräftigte Ellison in seiner Keynote. Die neue Generation werde «Softwarefunktionen aufs Silicon verlagern» und dadurch extrem performant sein.



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