asut IoT-Konferenz 2024 23.04.2024, 08:50 Uhr

Trends und Zukunft von IoT im Rampenlicht

IoT hat seinen Platz in der ICT-Landschaft gefunden. Nach einer Dekade vorwiegend mit Start-Ups scheint sich das Internet der Dinge nunmehr auch in Grossfirmen und öffentlichen Verwaltungen zu etablieren. Dies zeigte auch die sechste IoT-Konferenz der asut in Bern.
Der Himmel hängt längst nicht mehr voller Geigen, deshalb war «Exploring the Future of IoT – Trends and Opportunities» das Kerntheme der diesjährigen asut IoT-Konferenz in Bern.
(Quelle: asut)
Ob das Monitoring oder die Steuerung von Prozessen in unterschiedlichsten Anwendungsfeldern von intelligenten Gebäuden über Industrie 4.0 und Smart-Farming bis hin zu innovativen Lösungen im Energiebereich oder der Smart-City – ein modernes IoT kann (fast) alles und noch mehr. Denn in Verbindung mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI), Virtual/Augmented Reality (VR/AR), dem Einsatz von Drohnen oder Innovationen im Mobilfunk eröffnen sich gänzlich neue Anwendungsfelder. Zu den Mobilfunk-Innovationen gehören u.a. Network Slicing (5G) oder Mobile Private Network (MPN), welche neue Optionen zur Vernetzung und Echtzeitkommunikation ermöglichen.
Damit bietet IoT die technologische Grundlage für neue Geschäftsmodelle. Unternehmen können datenbasierte Anwendungen nutzen oder von entsprechenden Dienstleistungen profitieren und verfügbare Daten in wertvolles Wissen umwandeln. Die Wettbewerbsfähigkeit hängt dabei auch von einer schnellen Anpassung an neue Technologien und der Entwicklung solider Geschäftsmodelle ab. Denn nur damit kann man letztlich die Akzeptanz und Investitionsbereitschaft der Unternehmen in IoT-Lösungen sicherstellen.
Selbstfahrende Busse und Smart City
Im Laufe des Tages erhielten die rund 300 Besucher spannende Einblicke in neue Möglichkeiten. So sollen IoT in Verbindung mit 5G beim autonomen Fahren in öffentlichen Verkehrssystemen künftig eine entscheidende Rolle für eine effizientere und flexiblere Gestaltung von Verkehrsdienstleistungen spielen, sagte Thomas Haiz (Swiss Transit Lab). IoT ermöglicht eine bessere Nutzung von Verkehrsflächen, was zu kürzeren Fahrzeiten und einer insgesamt verbesserten Mobilität führt.
Durch die Implementierung der 5G-Technologie ergeben sich laut Haiz zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten und Vorteile für das autonome Fahren und die Teleoperation des öffentlichen Verkehrs. Erste technische Erkenntnisse und Erfahrungen wurden bereits beim autonomen Busbetrieb zur flexiblen und nachhaltigen Ergänzung des ÖV-Angebots in Schaffhausen gewonnen.
Im Bereich der Smart City stellte Marc Tesch (Substring AG) ein gemeinsam mit Bernmobil und PROSE entwickeltes System zur selbstlernenden Schienenkopf-Konditionierung von Strassenbahnen vor. Ziel sind weniger quietschende Trams, was gleichzeitig den Räder- und Schienen-Verschleiss reduziert – eine klassische «Win-Win-Situation».
Chat GPT & Co.
Dass auch der Swisscom-Konzern beim Thema IoT mitmischt, ist nicht neu. Dies beginnt bei speziellen IoT-Codecs auf 4G/LTE und 5G auf Transportebene und endet bei spezifischen IoT-Anwendungen für Unternehmen. Swisscom verwendet IoT aber auch intern oder im Umgang mit Lieferanten und Kunden. Christof Zogg (Head of Business Transformation) beschrieb Wege, wie Firmen ihre Wettbewerbsfähigkeit im KI-Zeitalter verbessern können. Dabei ist Kl aber weit mehr ist als nur ein Chatbot, der nicht nur (fast) alles weiss, sondern systematisch KI-Chancen erkennt und künftig zum entscheidenden Wettbewerbsfaktor werden könnte. Denn erst wenn die Unternehmen neue technologische Möglichkeiten rasch in tragfähige Business Cases umsetzen, kann das IoT sein Potenzial für Effizienz- und Produktivitätssteigerung durch datengetriebene Entscheidungen und Abläufe ausschöpfen.
In eine ähnliche Richtung äusserte sich auch Nils Kleemann (Nokia) und betonte, dass die Weiterentwicklung des Mobilfunks zunächst einmal flächendeckend ausgebaute und leistungsfähige Netze mit verzögerungsfreier Datenübertragung voraussetze, dann aber auch freie Möglichkeiten für eine innovative und multilaterale IoT-Wertschöpfungsökosysteme eröffne.
EU-Recht und Cybersecurity
Welche regulatorische Herausforderungen sich Schweizer Unternehmen im Markt der EU im Zeitalter von Data Act und KI-Verordnung stellen, berichtete Marc Strittmatter, Professor für Wirtschaftsrecht von der HTWG Konstanz. Dabei müssen in der EU tätige Schweizer Unternehmen alle ihre IoT-Produkte und Services sowie das Datenmanagement auf EU-Vorgaben ausrichten. Die dazu erlassene KI-Verordnung stellt hohe Anforderungen an Unternehmen, darunter Risikomanagement, Qualitätssicherung und proaktive Information.
Prof. Dr. Marc Strittmatter (Bildmitte) von der HTWG Konstanz Technik betonte in seinem Referat, dass in der EU tätige Schweizer Unternehmen alle ihre IoT-Produkte und Services sowie das Datenmanagement auf EU-Vorgaben ausrichten müssten.
Quelle: asut
Ein zentraler Aspekt ist zudem die Cybersicherheit. Denn mit der wachsenden Zahl vernetzter IoT-Geräte steigt das Risiko von Cyberangriffen. Fabian Stelling, IoT Experte bei der Ergon Informatik AG, stellte Lösungen für Datenverschlüsselung, Identitätsmanagement und Sicherheitsprotokolle vor. Auch hier mischt die EU in Form des «Cyber Resilience Act» mit. Er macht den Marktzugang von vernetzten Geräten und Software-Services von der Erfüllung strengerer Cybersecurity-Anforderungen abhängig. Dabei bleibt der Hersteller für den gesamten Lebenszyklus in der Pflicht. Ausgenutzte Sicherheitslücken müssen erkannt, gemeldet und mit Updates geschlossen werden. Stelling zeigte, wie ein IoT-Ökosystem mit den neuen Sicherheitsstandards in Einklang gebracht werden kann.
IoT bei Skyguide und EKZ
Gemäss Gregor Aschwanden konnte Skyguide dank innovativer Drohnenvermessung ihrer Landesysteme (ILS) und weiterer Flugsicherungsanlagen den Einsatz von Spezial-Messflugzeugen über 50 % reduzieren, was nicht nur (Nacht-)Lärm und Kosten, sondern CO2 eingespart – übrigens eine Weltpremiere.
Schliesslich profitieren auch die Stromversorger von IoT, dies besonders mit Blick auf wetterabhängige Stromquellen wie Sonne und Wind. Um die Stromerzeugung und -flüsse besser steuern und koordinieren zu können, werden genauere und stunden-/tagesaktuelle Verbrauchsdaten der Kunden benötigt. Lionel Dumartheray von den Elektrizitätswerken des Kantons Zürich (EKZ) stellte dazu den «Smart Meter Data Hub» auf Azure-Basis vor. Die Datenbasis liefern 450’000 intelligente Zähler, welche täglich oder viertelstündlich Daten generieren. Der EKZ Data Hub ermöglicht Reporting, Monitoring und Simulationen für interne Zwecke, bietet aber auch den Endkunden einen informativen Zugriff via Kundenportal. Der Smart-Meter-Data-Hub integriert umfassende Verbrauchs- und Produktionsdaten und schafft u.a. auch für Konsument*innen Transparenz und Anreize zum effizienteren Energieverbrauch.
Fazit
Die Weiterentwicklung des Mobilfunks und neue KI-Technologien erweitern die Möglichkeiten der Echtzeitkommunikation, so auch bei der Sicherheit auf Baustellen. Dazu testet Losinger Marazzi den vierbeinigen autonomen Inspektionsroboter «ANYmal» des Schweizer Start-ups Anybotics. Oder im Logistikbereich testet DIE Post ein neuartiges Videoüberwachungssystem mit KI-Modul, das automatisch Videodaten analysiert, Pakete identifiziert, ihren Zustand erfasst und diese Daten mit den Daten von Sortieranlagen und Sensoren zur Paketerkennung kombiniert. IoT ist an der Front angekommen und hilft, komplexe Lösungen mit hohem Nutzwert zu schaffen.

Autor(in) Rüdiger Sellin



Das könnte Sie auch interessieren