Swiss Cyber Security Days 22.02.2024, 09:00 Uhr

Der Kongress ist auch eine Messe

Die Swiss Cyber Security Days haben die Gratwanderung zwischen Kongress und Messe eigentlich gut gemeistert. Eigentlich, denn angefühlt hat es sich wie zwei Welten unter einem Dach. Die Resonanz der Aussteller war trotzdem mehrheitlich positiv.
Messe und Kongress - zwei Welten unter einem Dach
(Quelle: Computerworld)
Freundlich, aber etwas verloren blickten viele Aussteller in die Gänge. Immer in der Hoffnung, aus den zirkulierenden Mitanbietern und Studenten doch noch den einen oder anderen Lead zu angeln. Belebt wurde der Messebereich durch vereinzelte Attraktionen wie Drohnen, Plüschtiere, Notizbücher, Drinks, Popcorn. An Verpflegung mangelte es nicht. Klar, es ist nicht einfach, für eine an und für sich unsichtbare Software eine adäquate Form zu finden, um Interesse zu wecken. So blieb es denn den Besuchern vorbehalten, die Zusammenhänge zwischen all den netten Gadgets herzustellen. Wer diese ausgeblendet hat, kam an den einzelnen Ständen durchwegs in den Genuss von sehr guten Fachgesprächen.
Wer sich nicht von Plüschtieren und Popcorn täuschen liess, traf auf viel Erfahrung und Fachwissen
Quelle: Computerworld
Im Cybersecurity-Markt ist vieles in Bewegung
Eine Zweiklassengesellschaft sei das, monierte ein Aussteller, der anonym bleiben wollte. Die Kongresssponsoren haben Zutritt zu allen Bereichen, während die Messeaussteller nicht zum Kongress zugelassen sind. Damit hatte es sich aber auch schon mit der Kritik. Die meisten der Aussteller waren mit dem Anlass zufrieden. So sagte Stefan Betschart von Emitec: «Wir hatten bisher schon einige interessante Kontakte. Dass im Bereich Cybersecurity vieles in Bewegung ist, spüren wir auch hier.»
«Im Bereich Cybersecurity ist vieles in Bewegung», sagt Stefan Betschart (links im Bild), Vice-President Sales & Technology bei Emitec.
Quelle: Computerworld
Ähnlich tönt es bei Mark Schröder, Marketingleiter bei E3: «Das Messeumfeld bietet gute Kontaktmöglichkeiten mit bestehenden Kunden, aber auch mit potenziellen Leads. Insgesamt sind wir zufrieden.»
Mark Schröder (links) von E3 attestiert dem Messeumfeld eine ideale Kontaktmöglichkeit für bestehende Kunden und neue Leads.
Quelle: Computerworld
Sehr nette Leute und anregende Gespräche, konstatiert Arne Kühn, Digital Account Executive bei SoSafe. Das Unternehmen ist zum ersten Mal auf einer Messe in der Schweiz: «Für uns war es ganz okay. Wir gehen mit einem guten Gefühl nach Hause.»
Nette Leute, gute Gespräche. Was will man mehr? Arne Kühn (links) und sein Team von SoSafe reisen mit positiven Erlebnissen zurück nach Deutschland.
Quelle: Computerworld
Der Botschafter auf dem Messestand
Dass es in Bern viele Botschaften hat, ist bekannt. Etwas Spezielles waren für unserereins dann doch die Begegnungen mit realen Diplomaten. Und das nicht etwa auf diplomatischen Parkett, sondern auf profanen Messeteppichen.
Die Einführung der digitalen Identität ist für die portugiesische Wirtschaft und Bevölkerung von grossem Vorteil, erklärten Anna Rosas, Delegierte der portugiesischen Wirtschaftsförderung AICEP, und der Botschafter von Portugal, Júlio Vilela.
Quelle: Computerworld
Dass Portugal einen Messestand bei den SCSD hat, fällt auf. Dass einen der Botschafter persönlich für ein Interview einlädt und im Detail (und mit viel Sachkenntnissen) über die Einführung der digitalen Identität portugiesicher Bürgerinnen und Bürger berichtet, ist noch aussergewöhnlicher. In Sachen Digitalisierung hat Portugal einiges richtig gemacht, wird berichtet.
Ein paar Schritte weiter und man steht in... Taiwan. Auch hier greifen vermutlich die guten Beziehungen der SCSC-Veranstalter auf politischer Ebene. Man ist eben in Bern und nicht in Zürich. Die Begrüssung auf dem Stand von Taiwan ist herzlich. Yang Li-Terng, Direkter der Wirtschafts- und Kulturkommission von Taiwan erklärt: «Wir möchten die Geschäftsbeziehungen zur Schweiz fördern und gleichzeitig Werbung machen für unsere Cybersecurity-Konferenz in Taiwan im September 2024.»
Der Ausbau von bilateralen Geschäftsbeziehungen steht für die Kultur- und Wirtschaftsdelegation aus Taiwan im Vordergrund, sagt Delegationsleiter Yang Li-Terng (2. von rechts)
Quelle: Computerworld
Der Award, über den keiner spricht
Liegt es an der Diskretion, welches das Thema Security erfordert? Jedenfalls ist der AI Safety Prize ziemlich leise über die Bühne gegangen. Schade, denn das Siegerprojekt von Benjamin Zimmerman (Ohio State University) und David Zollikofer (ETH Zürich & Innovista Management) hat es in sich und ist wert, explizit erwähnt zu werden. Im Wesentlichen geht es um die Möglichkeit, mittels Large Language Models (LLM) via E-Mail persönliche Kontakte für die Installation von Würmern zu missbrauchen. Die beiden Gewinner haben das Problem explizit beschrieben, damit Security-Experten eine entsprechend Lösung finden können. In ihrer Eingabe weisen die beiden Gewinner explizit auf das brisante Potenzial ihrer Erkenntnisse hin. Schade, dass diesem Format und der Forschung dahinter nicht mehr Raum geboten wird. 
David Zollikofer (links) und Benjamin Zimmerman gewinnen den AI Safety Award mit einer besorgniserregenden Beschreibung der Bedrohung durch den Missbrauch von Large Language Models.
Quelle: Computerworld
Geglückte Premiere, sagen die Veranstalter
Premiere? Die SCSD haben zum fünften Mal stattgefunden. Okay, zum ersten Mal in Bern. Aber kann man da trotzdem von einer Erstaufführung sprechen? Im Gegenteil, herzlichen Glückwunsch zum Fünfjährigen. Chapeau vor den Machern eines solchen Events, der sich auf politischer und internationaler Ebene zunehmend einen Namen macht. 100 Referate, etwa ebensoviele Aussteller und 2'200 Besucher - das verdient Respekt.
Zitat aus der offiziellen Medienmitteilung: «Die Bilanz aus den rund 100 Referaten: Cyber ist eine Verbundsaufgabe. Um der Herausforderung im Bereich Cyber Security Herr zu werden und die bereichsübergreifende Resilienz zu stärken, müssen alle einen Beitrag leisten: Politik, Bildung, Forschung, Wirtschaft, die öffentliche Hand und die Zivilgesellschaft. Wichtig ist insbesondere, dass die Zusammenarbeit und der Wissenstransfer nicht nur auf nationaler, sondern auch auf internationaler Ebene stattfindet und weiter vorangetrieben wird.»
 
Die Fortsetzung folgt am 18./19. Februar 2025 in der BERNEXPO. Mein Fazit: Der Kurs der SCSD stimmt, das Potenzial ist enorm, doch sollte nicht vergessen werden, die Stellschrauben für die Basis zu justieren.



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