IM-Forum 2016 22.04.2016, 17:11 Uhr

Wertvolle Daten gewinnbringend nutzen

Daten zu sammeln reicht nicht, sie müssen im Unternehmen auch Mehrwert generieren. Auf dem IM-Forum in Zürich präsentierten die ABB, digitalStrom, die Versicherungsbranche und Digital Bauen Schweiz erfolgreiche Cases.
Daten sind die Vermögenswerte des 21ten Jahrhunderts. Sie zu sammeln ist leicht, sie im Unternehmen gewinnbringend zu nutzen aber schwer. Für Martin Wyss, Group Vice President der ABB, ist die vorausschauende Wartung einer der überzeugendsten Business Cases. Sensoren, die an Verschleissteilen von Maschinen angebracht sind, warnen vor dem Ausfall, wenn untypische Vibrationen oder Temperaturanstiege auftreten. Ein Franken, der in die vorausschauende Wartung investiert werde, vermeide etwa 1000 Franken Reparaturkosten, gibt Wyss als Daumenregel an. Ausserdem findet der Servicetechniker - dank "Augmented Reality" - schneller zur Maschine, die er warten soll. Bei überschaubaren Anlagen mag das ein vernachlässigbarer Faktor sein. Bei riesigen petrochemischen Produktionsanlagen, wie sie die ABB baut, kann 'Augmented Reality' dagegen zu signifikanten Zeit- und Kostenersparnissen führen.

ABB setzt auf Beratung und Software

Wyss ist IT-Chef der Process Automation Division, einer der vier Divisionen der ABB. Das Unternehmen machte im letzten Geschäftsjahr weltweit einen Umsatz von 36 Milliarden Dollar. 40 Prozent entfallen auf Power/Energie, 60 Prozent auf Automation. In Zukunft will die ABB  stärker in ihre Consulting- und ihre Software-Sparte investieren, auch um Zukunftsthemen wie das Internet der Dinge besser adressieren zu können. Umberto Zanchi war extra aus Mailand angereist, um auf dem IM-Forum in Zürich über die Digitalisierung der Versicherungsbranche zu referieren. Erfahrung hat der Global Head of Insurance Solutions (GFT) bei der Citibank und bei der Zürich Versicherung gesammelt. Wer eine mobile App installiere, sei noch kein digitaler Transformer, warnte Zanchi. Versicherungen kennen ihre Kunden aus verschiedenen Perspektiven, aber eine konsistente Kundendatenbank fehle häufig noch. Stattdessen lägen die Informationen fragmentiert, über verschiedene Datenspeicher verteilt vor. Das tut dem Geschäft der Versicherungen nicht gut. Ein konsolidierter "Customer Hub", so schätzt Zanchi, könne die Effizienz um 30 Prozent und die Abverkäufe über alle Kanäle um 20 Prozent steigern. Dieses Potenzial werde von den Versicherungen noch nicht entschieden genug ausgeschöpft, auch weil die Kanäle voneinander nichts wissen.

Digitaler Butler im Haus

Martin Vesper, CEO von digitalStrom, referierte über das intelligente Haus. "Wir sind kein Energielieferant, wir digitalisieren die Stromleitung", stellte Vesper klar. "Auch in den Häusern wird die komplette, digitale Transformation stattfinden". Als Beispiel nennt er die smarte Lüsterklemme, die die steuert und über die Stromleitung kommuniziert, oder den digitalen Butler: Jemand schaut sich auf YouTube ein Kochrezept an, und der digitale Butler stellt automatisch die für die Zubereitung benötigte Herdtemperatur ein. Nun klingt das noch nicht allzu sehr nach Killer-Anwendung. Vesper ist jedoch davon überzeugt, dass das Internet der Dinge und Cloud-Services dem smarten Heim immense Möglichkeiten eröffnen. Denn in der digitalen Welt tendieren die Grenzkosten gegen Null, so eines seiner Argumente. "Haben Sie einen digitalen Service erst einmal entwickelt, dann ist es egal, ob einer oder 1 Million Kunden den Dienst beziehen. Die Distribution kostet nichts". Die alte, analoge Welt spielt dagegen nach ganz anderen, teureren Regeln. Ivo Lenherr, Inhaber und CEO von fsp Fugazza Steinmann Partner, referierte über die Immobilienbranche. Die Bauwirtschaft sei für jede digitale Firma eine Goldgrube, denn  sie sei komplex, brutal konservativ und in weiten Teilen ineffizient, sagte Lenherr. Wegen der ganzen Prozessbrüche sei die Produktivität in der Bauwirtschaft negativ. Die Banken, Chemie, Pharma und der Grosshandel seien viel progressiver unterwegs.

Immobilie komplett digital konstruieren

Architekten bauen eine neue Immobilie heute komplett digital am Rechner. Ob sie dann wirklich gebaut werde oder nicht, das sei mehr wie ein Dessert, meint Lenherr. Ein Set definierter Regeln überprüfen den architektonischen Entwurf auf bautechnische Korrektheit, bevor noch irgendein Maurer zur Kelle greift. Danach gehen die Gebäudeteile in die ebenfalls computergestützte Vorfabrikation, dann in die Ausführung und Montage. Lenherr ist jedoch davon überzeugt: "Das ist noch nicht die Zukunft, die Zukunft wird auch in der Baubranche disruptiv. Wir müssen es schaffen, 75 Prozent der fachmännischen Leistungen zu digitalisieren. Nur dann werden wir überleben".



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