Seco-Affäre 19.07.2016, 11:48 Uhr

Bund soll rund 6 Millionen Franken verloren haben

Gerichtsdokumente zeigen, wie das Seco von IT-Lieferanten um eine Million Franken betrogen wurde. Insider sagen, dass der Betrag noch viel höher liegt.
Die Seco-Korruptionsaffre war der grösste Korruptionsfall in der Bundesverwaltung der jüngeren Geschichte und ein weiterer IT-Skandal des Bundes. Über Jahre bestachen ranghohe Angestellte von Fritz & Macziol mit Hilfe von Komplizen einen Ressortleiter im Seco, um an lukrative Aufträge zu gelangen. Die Sache flog auf, den Beteiligten drohen mehrjährige Gefängnisstrafen. Der "SonntagsZeitung" liegen Dokumente vor, die erstmals zeigen sollen, wie das Seco und die Bundesverwaltung betrogen wurden: Offenbar stellte ein Komplize der beschuldigten F & M-Angestellten fiktive Rechnungen an Fritz & Macziol aus. Damit erstellte F & M die Arbeitszeitrapporte zuhanden des Seco. Der beschuldigte Seco-Angestellte Beat F. unterschrieb die Rapporte. Gemäss "SonntagsZeitung" erlaubte dies Fritz & Macziol, die fiktiven Leistungen mit einer Marge von zusätzlich 37.90 Franken pro (nicht erbrachter) Arbeitsstunde weiterzuverrechnen.

Idee seit 1999

Nebst Arbeitsstunden soll auf diese Weise auch nie gelieferte Soft- und Hardware verrechnet worden sein. Zwischen 2008 und 2012 soll das Seco dadurch eine Million Franken für Leistungen und Produkte bezahlt haben, die nie geliefert wurden. Der Komplize von F & M gestand diese Sachverhalte. Er wurde zu einer bedingten Freiheitsstrafe von sechs Monaten verurteilt. Nebst den IT-Lieferanten und dem Seco-Angestellten wird auch ein Treuhänder beschuldigt. Er soll das System eingefädelt und das Seco-Geld gewaschen haben. Offenbar soll der Treuhänder mit der Idee bereits 1999 bei einem der Beschuldigten von F & M vorstellig geworden sein, allfällige Delikte aus dieser Zeit dürften aber verjährt sein.

Deutlich mehr Geld ergaunert

Klar sei dennoch, dass die eine Million Franken nicht die volle Schadenssumme ist. Die Machenschaften hätten sich weder auf den Zeitraum 2008 bis 2012 noch auf die beschriebenen Methoden beschränkt, schreibt die "SonntagsZeitung". Ihr hat eine Quelle gesagt, dass das Seco Fritz & Macziol mindestens sechs Millionen Franken zu viel für Hardware bezahlte. Die Zahl soll von IBM berechnet worden sein. Deren Produkte verkaufte F & M als Zwischenhändlerin ans Seco. Die Rabatte soll F & M allerdings nicht wie vorgeschrieben weitergegeben, sondern für sich behalten haben.  Weitere Geldflüsse an den Seco-Beamten sollen gettigt worden sein - in die unter anderem auch die mittlerweile konkurse Firma System Connect involviert war - und die allerdings schwieriger zu belegen sein. Die Staatsanwaltschaft hofft, die Untersuchung dieses Jahr abschliessen und Anklage erheben zu können. Ausser dem Komplizen von F & M bestritten gegenüber der Zeitung sämtliche Beschuldigte ihr Wirken in der Affäre oder wollten sich nicht dazu äussern. Es gilt die Unschuldsvermutung.



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