IBM Schweiz 06.05.2014, 20:30 Uhr

«denkender» Watson und Cloud

Am IBM Symposium blickten Experten in die nicht allzu ferne Zukunft. Auf Basis von Daten, Cloud-Technologie und dem User-Verhalten sollen Computer dann «denken» können.
Marc Teerlink von IBM weiss vom Potenzial des «kognitiven» Computings
Die Internet-Suchmaschine und die iPhone-Spracheingabe «Siri» wurden als technologische Fortschritte gefeiert. Beide Lösungen sind heute täglich millionenfach ein Einsatz und bewähren sich dabei. Allerdings haben beide Technologien einen gravierenden Nachteil: Sie kennen meistens den Kontext nicht, in dem der Anwender sie benutzt. So liefert Google nicht immer nutzenstiftende Resultate, Siri gibt teils abstruse Antworten. Geht es nach Marc Teerlink, Chief Data Scientist bei IBM, soll die «kognitive» Watson-Technologie in Zukunft bessere Ergebnisse liefern, indem sie den Kontext des jeweiligen Benutzers berücksichtigt. Teerlink war einer der Sprecher am IBM Symposium am Dienstag im Luzerner Kultur- und Kongresszentrum. Der Datenanalyse-Experte sah die Zeit für «kognitives» Computing jedoch noch nicht gekommen. Zuvor müssten Unternehmen zunächst sechs Tatsachen realisieren: Erstens ist nicht jede verrückte Idee gleich einer falschen Idee. Einige Personen besässen andere Denkmuster, die auch zum Ergebnis führen, aber einen anderen Weg wählen. Diese könnten durchaus nutzenbringend für das Geschäft verwendet werden, meinte Teerlink. Denn zweitens würde jedermann allzeit einen Nutzen stiften.
Jenseits der Psychologie behauptete der IBM-Wissenschaftler drittens, dass analytische Verfahren (unter Zuhilfenahme von Technologie) jeder intuitiven Entscheidung überlegen seien. Unternehmen seien deshalb gut beraten, ihre Geschäftsentscheidungen auf eine solide Datenauswertung zu stützen. Damit sei viertens, so Teerlink, das Bereitstellen und Teilen von Daten innerhalb der Organisation essentiell. Jeder benötigt einen Zugang um datengestützte Entscheidungen treffen zu können. Mithilfe fortgeschrittener analytischer Methoden sollen fünftens dann Vorhersagen getroffen werden können, die über die reine Extrapolation hinaus gehen. Dabei müsse Software helfen, denn nicht jeder ist ein Statistiker oder Datenexperte. Allerdings liege der Rohstoff für künftige Geschäfte quasi auf der Strasse, meint Teerlink. Denn für ihn ist sechstens das Social Networking in Facebook, Twitter & Co. die neue Fertigungskette von Unternehmen. Die Firmen bräuchten lediglich auf die Verbraucher zu hören, um Optimierungspotenzial an vorhandenen Waren zu ermitteln oder Anregungen für neue Produkte zu bekommen. Wenn das Geschäft und die Gesellschaft an diesem – zugegeben heute schon realistischen – Ziel angekommen sind, kann «kognitives» Computing helfen, die Unternehmung und die Verbraucher weiter zu entwickeln, meint der Datenspezialist. Vor gut einer Woche hatte IBM-Manager Mike Rhodin an einem Anlass in Las Vegas den kommerziellen Start der Watson-Cloud angekündigt. Nächste Seite: Cloud nicht nur Liefermodell Laut IBMs Marc Teerlink drängt die Zeit. Nach seiner Erfahrung würden heute 68 Prozent der über 1000 Gäste am Luzerner Symposium einen Plan machen, wie sie ihr Geschäft für die neuen Herausforderungen aufstellen wollen. Letztendlich realisiert würden diese Pläne dann von nur noch 16 Prozent der Teilnehmer. Dabei falle die Entscheidung für oder wider einer Umsetzung aber schon in den ersten 48 Stunden. Noch tickt die Uhr also für den Wandel des Schweizer Firmengeschäfts. Teerlink verschwieg, ob er im nächsten Jahr wieder nach Luzern kommen werde, um die tiefe Umsetzungsquote zu verifizieren.
IBM will die hiesigen Kunden beim Wandel ihrer Geschäfte unterstützen. Der weltweit für Cloud Solutions verantwortliche Manager Christian Klezl setzt dabei selbstredend auf die «Wolke». Am IBM Symposium verwehrte er sich aber gegen die landläufige Meinung, die Cloud sei nichts anderes als ein neues Bereitstellungsmodell für Computing-Ressourcen. Dies sei vielmehr nur ein erster Schritt. Mit dem Entscheid für die Cloud würden Unternehmen einen Transformationsprozess beginnen, an dessen Ende bestenfalls neue Geschäftsmodelle stünden, so Klezl. Dabei lockt das Geld, zitierte er eine Studie im Auftrag von IBM. Eine konsequente Cloud-Strategie könne den Umsatz und Gewinn mehr als verdoppeln. Klezl weiss aber auch, dass die Cloud nicht für jede Unternehmung eine realistische Option ist. Abstriche oder Einschränkungen seien jedoch inakzeptabel. «Kunden müssen in Cloud-Projekten die gleichen wenn nicht sogar höheren Ansprüche an Sicherheit und Verfügbarkeit stellen wie bei On-Premises», forderte der Manager vielmehr. Dafür sei nicht jeder Anbieter gerüstet. Wie Klezl sagte, könne IBM zwei gewichtige Unterscheidungsmerkmale bieten: Die immerwährende Berücksichtigung der installierten Systeme in einem Unternehmen und die kompromisslose Enterprise-Tauglichkeit der Technologien sowie Lösungen von Big Blue. Christian Keller, General Manager IBM Schweiz, wird die Versprechen seines Kollegen gerne an die hiesigen Kunden weitergeben.



Das könnte Sie auch interessieren