20.07.2010, 11:33 Uhr

Avaloq und Finnova streiten um Marktführerschaft

Schweizer Banken setzen bei ihren Kernsystemen und ihren Outsourcing-Entscheidungen auf bewährte Partner. Eine neue Studie suggeriert zwar Bewegung im Markt, die grossen Player sind aber die gleichen.
Bei den Kernbankenlösungen ist Finnova weiterhin die am weitesten verbreitete Software in Schweizer Banken. Nahezu jedes dritte Finanzinstitut (32%) nutzt die Lösung des Lenzburger Herstellers. Avaloq - Nummer zwei hierzulande - ist bei knapp jeder fünften Bank (17%) in Betrieb. Das sind Ergebnisse einer Bestandaufnahme des Dienstleisters Active Sourcing, der in diesem Jahr 239 Banken einbezogen hat. Vor einem Jahr bestand die Stichprobe noch aus 186 Instituten. Damals führte Finnova den Markt mit 42 Prozent an, Avaloq folgte mit 22 Prozent. Die Verschiebungen sind offensichtlich einerseits im Wechsel von 50 Regionalbanken auf Finnova, anderseits auf Neuberücksichtigung der Private-Banking-Lösung «Ambit Apsys» des Genfer Anbieters SunGard zurückzuführen. SunGuard kommt in der Active-Sourcing-Studie dieses Jahres auf 15 Prozent Marktanteil.
Das Rennen um die Spitzenposition im Schweizer Markt für Kernbankenapplikationen gewinnt Avaloq, wenn die Anzahl der Arbeitsplätze berücksichtigt wird. Das Zürcher Software-Haus hat mehr grosse Banken als Kunden und kommt deshalb auf einen Marktanteil von 41 Prozent. Rang zwei in dieser Auswertung haben Eigenentwicklungen von Banken mit 16 Prozent inne, Finnova folgt mit 13 Prozent. Der Lenzburger Anbieter kann lediglich bei Banken mit weniger als 500 Mitarbeitenden die Marktführerschaft für sich beanspruchen (29%), so Active Sourcing.
IT-Outsourcing bei Schweizer Banken
Abseits der Kernbankensysteme verfügen 70 Prozent der Schweizer Banken «über mehr oder weniger ausgeprägte Erfahrungen mit Auslagerungen von Informatik», heisst es in dem Active-Sourcing-Branchenreport. Bei den Banken mit weniger als 500 Mitarbeitern seien es sogar 73 Prozent.
Im Bereich der Sourcing-Entscheidungen liege die Swisscom-Tochter Comit mit einem Marktanteil von 59 Prozent an der Spitze. Sowohl bei den Finanzinstituten mit über 500 Mitarbeitern als auch bei den kleineren Banken ist Comit mit 40 respektive 64 Prozent Marktanteil führend. Bewegung könnte durch den Markteintritt von HP und Econis entstehen. So konnte HP durch den Outsourcing-Vertrag mit dem IBIS-Betreiber RTC auf einen Anhieb einen grossen Fuss in den Markt setzen, so Active Sourcing. Der in Dietikon beheimatete IT-Dienstleister Econis hat die Säntis-Banken als Kunden gewonnen und löst damit die Swisscom-Tochter ab.
Outsourcing bei Kantonalbanken
Als Spezialfall weist Active Sourcing die Sourcing-Praxis der 24 Kantonalbanken aus. Die Banken in Schaffhausen, Tessin und Zürich betreiben ihre Informatik selbst, die Schwyzer Kantonalbank hat nur das Application-Management an Finnova ausgelagert und zeichnet für die übrige IT selbst verantwortlich.
Von den anderen 21 Kantonalbanken verfolgen 12 eine Dual-Sourcing-Strategie, während 8 ihre Informatik einem einzigen Dienstleister anvertrauen. Für die Zusammenarbeit mit mehreren Anbietern spricht Active Sourcing zufolge, dass sich die Banken nicht in eine Abhängigkeit begeben, sie flexibler bleiben und sich das Know-how besser verteilen lässt. Darüber hinaus sei eine klare Abgrenzung zwischen Rechenzentrum-Services und Application-Management möglich.
Mehr Informationen zum «Handout Swiss Banking 2010» finden sich hier.
Harald Schodl, Mark Schröder



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